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Wie Du Mir

Wie Du Mir

Titel: Wie Du Mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Dunne
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was ihr in ’nem Haus macht, das euch nicht gehört? Oder habt ihr euch in der Nummer geirrt?“
    Etwas in Rooney fühlte sich an wie eine Fehlzündung. Er griff in seine Jackentasche, nach dem Metallgriff, fand den Knopf sofort. Übung machte sich eben bezahlt. Ein unspektakuläres Schnapp .
    Ferguson zuckte davor zurück wie vor einer Explosion.
    „Noch so ’n Spruch und du erzählst mir den Rest ohne Zunge.“
    „Ganz ruhig“, sprang Flynn ein und sah Rooney warnend an. „Steck das weg.“ Er stieß sich von der Theke ab und stellte sich neben Ferguson, als wollte er ihm bei seinen Hausaufgaben über die Schulter blicken.
    „Ich hab mit dem hier nichts zu tun“, stieß Ferguson hervor und versuchte Flynns Atem auszuweichen. Zum ersten Mal schien er unsicher, wie er aus der Situation wieder rauskam. „Ich übernachte hier, mehr nicht.“
    „Warum springste dann aus dem Fenster?“
    Ferguson würdigte Rooney keines Blickes. Er schniefte wieder.
    „Ich hatte den Discman an. Als ich raus aufs Klo will, steht da jemand an der Treppe. Dachte, ihr seid Loyalisten oder so was. Ich hatte die Panik.“ Er wischte sich mit dem Handrücken über die Nase und schien genervt von der roten Spur darauf. „Hört mal, ich weiß nicht, wann Dally wiederkommt. Er ist irgendwo in der Stadt. Das ist die Wahrheit.“
    „Und was macht JR in der Stadt?“
    Wieder ein Schniefen.
    „Keine Ahnung.“
    Eine Lüge – und eine erbärmliche noch dazu. Auch Ferguson selbst schien das klar zu sein. Er begann an seinen Fingernägeln zu kauen, der Olivton seiner Haut war zu einem kränklichen Grau abgeflaut.
    Flynn nickte und betrachtete die Kühlschranktür. Sie war vollgepflastert mit Kinderzeichnungen und Fotos mit aufgebogenen Ecken.
    „Dann vertreiben wir uns eben bis dahin gemeinsam die Zeit.“ Man konnte Flynns Ton fast für freundlich halten. Er präsentierte Ferguson die Browning von der Seite. „Und strapazier’ gefälligst nicht unsere Geduld. Ich will ab jetzt auf jede Frage ’ne ordentliche Antwort hören. Keine Lügen, keine Verarsche, sonst müssen wir leider grob werden, ist das klar?“
    Ferguson zuckte mit den Achseln, schniefte und rieb erneut mit dem Handrücken seine Nase. Rooney sah seine Finger zittern. Das war ein Anfang.
     
    ***
     
    Das Verhör mit Ronan ‚Rooster‘ Reilly war wie erwartet verlaufen, und wie erwartet nahm die Tatsache, stundenlang gegen eine Mauer des Schweigens anzurennen, Will jede Lust, darüber ein Protokoll zu schreiben.
    Sogar der chronisch enthusiastische Oliver hatte am Ende die Schultern hängen lassen. All seinen Lehrbuchmethoden zum Trotz hatte Rooster nichts anderes getan, als mit einem Nicken seinen Namen zu bestätigen und am Schorf seiner unzähligen kleinen Schnittwunden zu kratzen.
    Nur als Oliver ihm erklärte, sein Schweigen habe sowieso keinen Zweck, schließlich habe man ihn mit beiden Händen in der Scheiße erwischt, und er werde so lange ins Gefängnis gehen, bis er seine Dritten brauche, wenn er sich jetzt nicht mit einer Aussage rette, hob er den Kopf und verzog gelangweilt den Mundwinkel.
    Er selbst hatte sich zu müde gefühlt, um Rooster ernsthaft herausfordern zu wollen. Diese neue Generation der IRA jagte ihm mehr Angst ein als die davor. Die alten Hasen hatten zwar die falschen Ideale, aber diese Jungs hatten gar keine.
    Er stand auf und sah aus dem Fenster. Feiner Nebel ballte sich um jede Lichtquelle. Die nasskalte Seele des Novembers. Er ordnete seinen laut Hugh „nihilistischen“ Schreibtisch.
    Das Protokoll war noch immer nicht fertig.
    Er ging zum Verkaufsautomaten am Ende des Gangs und belohnte sich mit zwei Snickers für seine sportliche Betätigung. Vielleicht sollte er sich das abgewöhnen. Er wurde zu fett.
    Das Protokoll war immer noch nicht fertig.
    Er entschloss sich zu einer weiteren Runde und schob den zweiten Riegel in die Brusttasche seines Hemdes. Rom war auch nicht an einem Tag erbaut worden. Und das Protokoll hatte noch den ganzen langen Abend Zeit.
    Rory Sullivans Begräbnis war ruhig abgelaufen, Verhaftungen waren nicht vorgesehen.
    Tierney hatte sich mit einem Stapel Papier am Kopierer breitgemacht. Bei jeder Kopie wandte er sich ab, um dem Ozongestank auszuweichen.
    „Ich hab gelesen, dass so was krebserregend ist“, sagte er zu Will. „Das da wird uns umbringen, nicht die Provos.“
    Will lachte. So wie er Tierney kannte, meinte er das sogar ernst.
    „Will, ist das dein Telefon?“
    Er lauschte. Tatsächlich. Es klang

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