Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie Du Mir

Wie Du Mir

Titel: Wie Du Mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Dunne
Vom Netzwerk:
konnte. Was es bedeutete, jetzt den Provos in die Hände zu fallen, während alles nach Rache schrie, wollte er sich keine Sekunde vorstellen.
    Tick tack tick tack. Er brauchte eine Entscheidung.
    Will nahm den Hörer wieder auf und tippte Hughs Durchwahl.
     
    ***
     
    Die Universität war Dallys Lieblingsplatz in Belfast. Er mochte die Postkartenansicht des Tudorgebäudes, die Ruhe der kleinen Parkanlage davor. Die Erinnerung an Marie in Jeans und der engen roten Bluse. Ihre Taille, eine perfekte Kurve hinaus zum Po, den zu kritisieren sie schon damals nicht hatte aufhören können. „I Will Follow“ im Radio, während er im Lieferwagen seines damaligen Chefs auf ihre Rückkehr aus der Vorlesung wartete.
    Der Gedanke an sie beruhigte sein Herz, das seit dem Telefonat auf die umliegenden Organe einhämmerte.
    Die einsilbigen Antworten des Detectives gefielen ihm nicht. Dally hatte sich ihm auf dem Tablett serviert, und er hatte kaum reagiert. Dabei lebten diese Typen doch davon, einen vollzulabern, bis man selbst nicht mehr wusste, was man denken, geschweige denn sagen sollte. Wie auch immer, er hatte seine Entscheidung getroffen, jetzt würde er sie durchziehen. Offene Arme und Schulterklopfen konnte er ohnehin nicht erwarten.
    Vielleicht war alles Einbildung. Seán hatte ja auch komisch geklungen vorhin am Telefon, als er ihn an sein Angebot, ihn abzuholen, erinnert hatte.
    Ja. Gut. Hm-hm. Keine seiner Antworten war länger als drei Buchstaben gewesen. Immerhin hatte er keine Fragen gestellt – bei seiner notorischen Neugierde ein Kraftakt. Wahrscheinlich feilte er auf dem Weg hierher an einem seiner berüchtigten Verhöre. Brauchte er deshalb so lange?
    Der Nebel machte die Kälte noch aggressiver, und er ging auf und ab, um sich warm zu halten. Die betäubende Wirkung des Pints und des doppelten Whiskeys, die er vor seinem Anruf bei McCrea geleert hatte, ließ nach.
    Wo blieb denn Seán? Zu viel Zeit zum Nachdenken.
    I Will Follow. Er versuchte, Bonos Stakkato-Gesang zu imitieren. Damals war Marie ihm böse gewesen, wenn er ihren Helden nachgeäfft hatte. Das Dummchen hatte nicht bemerkt, dass er es nur getan hatte, weil er ihre Zuneigung nicht mit jemandem teilen wollte, dem die Frauenwelt ohnehin zu Füßen lag. Sie mit niemandem teilen wollte.
    Ein Auto näherte sich, ließ Dallys Schatten zu einem langgliedrigen Riesen anwachsen und wieder schrumpfen, schoss vorbei.
    Das dahinter wurde langsamer. Das Scheppern des Motors war eindeutig. Dally drehte sich um. Das Licht der Scheinwerfer bohrte sich in seine Augen.
    „Du Verrückter, wie wär’s mit Abblenden?“ Er öffnete die Tür, ließ sich neben Seán in den Beifahrersitz fallen. Vor seinen Augen tanzten Sterne. „Schön, dass die Karre noch am Leben ist.“
    „Hey“, sagte Seán, ohne den Blick vom Lenkrad zu nehmen. Er rollte zurück auf die Straße, so langsam, als wären sie in einer Parkgarage.
    „Kannste mal Gas geben, ich will heute noch in Hillsborough ankommen.“
    Dally bemühte sich um ein unangestrengtes Lächeln.
    Seán lächelte nicht. Er atmete zu laut.
    „Daraus wird nichts“, sagte jemand im Fond und kam näher an Dallys Ohr. Etwas Hartes stach zwischen seine unteren Rippen. „Schau nach vorne. Nicht links, nicht rechts, nur nach vorne, klar?“ Die Stimme zog eine Ölspur hinter sich her. Er hatte Rooney zu oft gehört in letzter Zeit. „Interne Sicherheit. JR, du bist gemäß der Verfassung der Irisch Republikanischen Armee verhaftet.“
    Dallys Zwerchfell zuckte unter dem Versuch, zu lachen. Verhaftet. Wie gerechtfertigt das klang.
    „Geradeaus zur M2“, sagte eine zweite, gelangweilte Stimme vom Rücksitz.
    „Tut mir leid“, wandte Seán sich an Dally.
    „Halt den Mund und sieh auf die Straße“, wurde die Stimme ungehalten.
    Dally neigte den Kopf zur Seite, um zumindest einen kurzen Blick auf den vierten Passagier zu werfen. Nichts zu erkennen außer Schatten, Halbschatten und einem Ellenbogen unter grobem blauen Stoff, der sich neben der Kopfstütze auf den Fahrersitz lehnte.
    „Was hat das hier mit Seán zu tun?“
    Niemand antwortete. Noch einmal versuchte Seán, ihm eine Botschaft zu schicken, diesmal ohne Worte; sein Blick groß und flehend wie der von Lucky damals im März.
    Sag mir, was ich tun soll.
    „Haben sie dir was getan?“
    Erschrocken über die Frage wandte sich Seán ab und schüttelte den Kopf.
    „Nur ein paar Kratzer“, übernahm Rooney. „Ein großer Junge hält das aus.“
    „Er sollte

Weitere Kostenlose Bücher