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Wie Du Mir

Wie Du Mir

Titel: Wie Du Mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Dunne
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die Wange. „Konzentrier dich. Wir haben außerdem was in deiner Jacke gefunden und brauchen dazu deine Hilfe.“
    Dally hatte Schwierigkeiten zu atmen, zu denken, geschweige denn zu helfen. Hanlon zog eine Visitenkarte aus seiner Tasche und hielt sie so knapp vor Dallys Gesicht, dass die Buchstaben verschwammen. Trotzdem erkannte er die reliefartige Oberfläche – Prägung vorne, Sandras Schrift hinten.
    „Das ist die Hure, die du getroffen hast, während deine Kameraden von den Besatzern ermordet wurden, nicht wahr? Sie ist dein Kontakt. Du hast vorhin schon wieder gelogen.“
    „Hab ich nicht, das schwör ich. Sie gehört nicht zu denen.“
    „Nein? Warum vermittelt sie dir dann Namen von RUC-Detectives?“
    Trotz der Kälte sammelten sich Schweißtropfen entlang Dallys Wirbelsäule. Sandra. Anscheinend hatte sie ihm das Leben nur gerettet, um ihm jetzt sein Grab zu schaufeln. Mithilfe dieses seltsamen Detectives, der sich bei jeder Erwähnung seines Namens bekannter anhörte. Und natürlich seiner eigenen idiotischen Versuche, ein besserer Mensch zu werden. Wenn es in diesen Breiten einen Gott gab, hatte er einen ziemlich fiesen Humor.
    „Du beginnst besser, deine Situation ernst zu nehmen, Dallas.“ Hanlon drehte und wendete die Karte in seiner Hand, studierte demonstrativ lange den Namen des Detectives. Als er wieder aufsah, hatte sich sein Blick verändert. Luftdicht versiegelt, als würde jede menschliche Regung dahinter ersticken. „Weder Schweigen noch Sarkasmus sind jetzt eine Option. Ich kann dir nur empfehlen, dich zu erklären, solange du noch kannst.“
     
    ***
     
    Es war ein Naturgesetz, dass sich interessante Entwicklungen in einem Fall entweder am Anfang oder am Ende einer Schicht ergaben, aber nie dazwischen. Will hatte dafür zahlreiche Beispiele, aber keine Erklärung. Er hatte den Rest der Schicht damit verbracht, Rooster Reillys Nullaussagen zu protokollieren und mit dem Schlafbedürfnis zu kämpfen, das die sinnlose Anspannung des Vorabends in ihm hinterlassen hatte. So dämmerte er dem erlösenden Tagesanbruch entgegen, bis Hugh ihn vor zehn Minuten gebeten hatte, kugelgesichert zu ihrem unmarkierten Wagen zurückzukehren. Erst bei laufendem Motor hatte er Will eingeweiht, wohin es ging. Wahrscheinlich, um ihm möglichst wenig Chance auf ein Hab ich’s nicht gesagt zu geben. Hugh hätte sich die Mühe sparen können. Will hatte anderes im Kopf als Häme.
    Sie hielten nur wenige Meter von Fergusons Haus entfernt, gleich neben einem Streifenwagen der uniformierten Truppe. Ein junger Polizist mit kugelsicherer Ausrüstung stand daneben. Sein Blick schweifte über die Häuser nach Süden, auf der Suche nach verdächtigen Bewegungen in Fenstern oder Dachgiebeln. Vorgärten und Mauern, hinter denen man sich verstecken konnte, gab es zum Glück keine. Auf dem Gehsteig gegenüber standen drei Soldaten und sicherten die Gegenrichtung. Nur das schmutzige Grau der Dämmerung zeigte sich auf der Straße. Alle anderen erholten sich von Freitagnacht oder versteckten sich hinter den Vorhängen ihrer Fenster. Es war noch immer kalt, nahe dem Gefrierpunkt. Der Nebel hatte sich ein wenig gelichtet, aber es war nicht zu erkennen, ob darüber Sonnenschein herrschte. Der junge Polizist nickte, als er Hughs und Wills Dienstausweis sah, und wandte sich wieder der Straße zu.
    Fergusons Frau öffnete die Tür, noch bevor sie anklopfen konnten. Sie wirkte müde und trotzdem nervös. Will fragte sich, wie lange sie vor ihrem Anruf mit sich gekämpft hatte. Die Polizei zu holen war in der republikanischen Gemeinde ähnlich angesehen wie Verrat. Die wenigsten hatten den Mut dazu, selbst wenn sie wollten. Die Provos waren die erste Adresse, an die man sich bei Problemen wandte. Wer Probleme mit den Provos hatte, war allein.
    „Ma’am, ich bin Detective Inspector Hackney, das ist Detective Sergeant McCrea.“
    Sie gab ihnen nicht die Hand, trat nur einen Schritt beiseite, um sie vorbeizulassen. Es war düster im Haus – alle Vorhänge waren zugezogen. Erst, als die Tür hinter ihnen geschlossen war, schaltete sie das Licht im Vorzimmer an. Ihr Teint wirkte trotz des Lichtes grau.
    Zwischen Wohnzimmer und Küche stand ein junger Deputy mit arglosem Gesicht und einer absurden Menge an Sommersprossen, der ihnen zunickte und dann fortfuhr, etwas auf dem Boden zu studieren.
    „Sie sind also nicht von der Spurensicherung?“, fragte Marie Ferguson. Seit Callahans Begräbnis hatte sie etwas von ihren Pausbacken

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