Wie Du Mir

Titel: Wie Du Mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Dunne

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Aufregung umsonst.
    „Das heißt, wir warten ab, bis er sich wieder meldet?“
    „Wohl oder übel. Nur dann wird er aussagen. Wenn er nichts tut, bleiben wir beim alten Plan. Die Waffenruhe ist sicher bald vorbei, und wenn er es sich nicht vollends mit Doherty verscherzen will, wird er sich an einer Operation beteiligen. Wenn er sich in den Süden abgesetzt hat, ist es ohnehin zu spät.“
    Hugh sank zurück in seinen Sitz und tastete nach dem Autoschlüssel in der Zündung. Ein Uhr zweiundvierzig. Zeit, sich eine Niederlage einzugestehen.

Ein kleiner Schubs

    Als sich endlich die Tür hinter ihm öffnete, war Dally erleichtert. Zumindest hatten sie ihn nicht lebendig in dieser Dunkelheit begraben. Zumindest war er nicht mehr sich selbst überlassen, seinem zu raschen Atem, seinen flüsternden Gedanken.
    Das Licht ging an. Es hatte etwas von einer Rasierklinge, und er kniff die Augen zusammen. Auch danach gab es nichts Neues zu sehen.
    Braun gekachelter Boden, schmutzig weiße Wände, ein Spanplattentisch mit Besteckschublade, dahinter eine Betonwanne aus den Zeiten vor Erfindung der Waschmaschine und eine Gefriertruhe mit genug Platz für zwei zerteilte Schweine. Fenster gab es entweder keine oder nur außerhalb von Dallys Sichtweite. Dafür eine geschlossene Tür rechts hinter ihm. Der typische Nutzraum eines Bauernhauses, auf deren Böden er immer wieder während Trainings übernachtet hatte.
    Er setzte sich auf seinem Stuhl zurecht, sofort bestraft durch ein Brennen in den Schultern. Seine Fußsohlen schmerzten von der Kälte der Kacheln. Zumindest seine Finger taten nicht mehr weh. Sie hatten sich in die Taubheit verabschiedet, gemeinsam mit seinem Gefühl für Zeit.
    „Feiner Aufzug – Junge, Junge.“ Hinter ihm pfiff jemand durch die Zähne.
    „Sieht aus, als könnte man bei ihm ’ne Pizza bestellen.“ Das konnte nur Rooney sein. Beide Stimmen kicherten unterdrückt, als befände sich noch jemand im Raum, der dieses Verhalten missbilligte.
    Dieser Jemand näherte sich von hinten, schob behutsam die Ärmel von Dallys Hemd nach oben, als wollte er jede direkte Berührung vermeiden.
    „Hallo, Dallas.“ Die Stimme klang sanft, nach zu viel Speichel im Mund.
    „Die hier sind zu fest, Gerard“, tadelte sie dann, und etwas tippte gegen Dallys Handgelenke. „Sieh dir seine Finger an. Das lenkt vom Gespräch ab. Bring das in Ordnung, dann geh rüber und mach dich nützlich. Und schick mir Eamonn.“
    Zwei Schritte, dann machte sich Rooney hinter seinem Rücken zu schaffen, und seine Fesseln lockerten sich um einen geschätzten Millimeter. Dann öffnete und schloss sich die Tür, gerade so heftig, um Unmut über die Entscheidung der Stimme auszudrücken.
    „Du weißt, warum du hier bist?“, wandte die sich wieder an Dally.
    „Weil jemand meinem Bruder ’ne Knarre an den Kopf gehalten hat“, hörte er sich selbst sagen. Ein Reflex, wie zu viele seiner Worte und Taten. Und nicht mehr allzu viel Zeit, um klüger zu werden.
    Das Lachen in seinem Rücken war nachsichtig.
    „Die Fergusons, jederzeit bereit zum Kampf. Ein echtes Familienerbstück.“
    Brian Hanlon, jetzt erkannte er ihn. Bis heute hatte er immer nur Gälisch mit Dally gesprochen. Doch für einen in Ungnade Gefallenen war ihm das wohl zu schade.
    „Ist Seán immer noch hier? Wann kann er gehen?“
    „Alles gute Fragen. Leider bist du nicht in der Position, allzu viele zu stellen. Es gibt ein paar sehr schwerwiegende Vorwürfe gegen dich, zu denen wir deine Stellungnahme brauchen.“
    „Warum muss ich dazu barfuß sein?“
    „Wenn ich noch ein einziges Fragezeichen von dir höre, könnte ich ungeduldig werden. Das willst du nicht erleben, glaub mir“, sagte Brian. Er trat nach vorne, beide Hände in den Taschen seiner dunkelgrünen Wachsjacke, eine zusammengerollte Zeitung unter dem Arm, und betrachtete ihn mit der Besorgnis eines Gärtners, dessen Salatbeet an Schneckenbefall litt. Sein Hemd hatte feine hellblaue Streifen und war auffallend faltenfrei, seine Cordhose ohne jede Beule. Die Gläser seiner Goldrandbrille spiegelten. Feiner Dunst entwich bei jedem Atemzug seinen Nasenlöchern. Endlich überzeugt von Dallys Gehorsam, ließ er die Zeitung auf den Tisch fallen.
    „Also gut“, Hanlon verschränkte die Arme hinter dem Rücken, „beginnen wir mit dem einfachen Teil. Wo warst du an Halloween?“ Er klang beiläufig, so wie sich Ärzte mit Patienten unterhielten, während sie die Spritze aufzogen. „Nicht im Royal, so wie du