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Wie Du Mir

Wie Du Mir

Titel: Wie Du Mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Dunne
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Bericht über Fergusons Anruf hatte seine Stimmung merklich gehoben, trotz seiner anfänglichen Skepsis.
    Das ist ’ne Falle, hatte er gemeint und im zweiten Atemzug vorgeschlagen, die Lage gemeinsam zu sondieren, und das sofort.
    In den drei Stunden seitdem war sein Enthusiasmus zusehends abgeflacht. Es gab nichts Langweiligeres und zugleich Nervenaufreibenderes als eine Observation. Vor allem, wenn nichts passierte, außer aufleuchtende und erlöschende Fenster, Schatten, die sich dahinter bewegten, und Ausschnitte flimmernder Fernsehbildschirme.
    Es war kurz vor Mitternacht. Bisher nichts als falscher Alarm.
    Im Haus, das Ferguson als das seiner Schwägerin verkauft hatte, waren mal drei, mal vier der straßenseitigen Fenster beleuchtet. In einem hatten sie einmal Jungen auf und ab hüpfen sehen wie auf einem Trampolin, beim Rest verwehrten Vorhänge den Blick auf aussagekräftigere Aktivitäten.
    Will spürte die ungewohnte Einschränkung, die ihm seine Dienstwaffe unter der linken Schulter verursachte. Der letzte Einsatz seiner Walther war eine Weile her. Die letzten Jahre hatte er sich stets innerhalb von Castlereaghs Mauern aufgehalten.
    „Was, wenn Ferguson uns ’ne falsche Adresse gegeben hat?“, sinnierte Hugh.
    Will hob die Schultern.
    „Dann knallen die uns ab, während wir auf das beschissene falsche Haus starren.“ Sie lachten ein paar Sekunden. Etwas zu laut, fand Will. „Aber im Ernst: Die Adresse ist geprüft. So weit passt alles zusammen. Außerdem hab ich noch einmal Sandra Baldauf angerufen. Ferguson war bis nach halb neun bei ihr und hat sich ’ne Stunde später bei mir gemeldet. Seit halb elf sind wir hier. Nicht viel Zeit, um ’nen Hinterhalt zu organisieren.“
    Hugh rieb sich seinen spärlich behaarten Kopf, danach strich er sich kopfschüttelnd über den Schnurrbart.
    „Diese dumme Ami-Schnitte. Hätte sie sich an die Abmachung gehalten, wäre er schon im Hotel fällig gewesen. Der muss ja ’nen Riesenschwanz haben, sonst gibt’s das gar nicht.“
    „Lass uns lieber noch ’ne Runde fahren“, schlug Will nach einem langen Blick in den Rückspiegel vor. Hugh nickte und startete den Motor. Sicher war sicher.
     
    Kurz vor eins war Hugh gefährlich still geworden. Auch Will war enttäuscht. Bis zum letzten erlöschenden Licht im Haus war er überzeugt gewesen, dass Ferguson auftauchen würde. Das war vor einer Stunde gewesen. Die Tage seiner untrüglichen Einschätzung des kriminellen Geistes waren anscheinend vorbei. Außer den hüpfenden Bengeln und dem Vorbeihuschen einer Gestalt, die nur mit viel freier Interpretation Fergusons Frau sein konnte, hatte sich rein gar nichts getan.
    „Es reicht mir jetzt endgültig. Der hat uns verarscht.“ Hugh war anzusehen, wie gerne er Will jetzt für alles die Schuld geben würde. Stattdessen fixierte er mit einem verdrossenen Seufzer die Straße.
    „Vielleicht sollten wir mal hingehen und nachfragen.“
    Hughs Blick bezichtigte ihn der Hirnlosigkeit.
    „Meinst du, er hat verschlafen?“
    „Kein Grund, ätzend zu werden. Er klang ehrlich.“
    „Warum ist er dann nicht hier?“
    Will hob die Schultern.
    „Ich hab das Gefühl, dass was nicht stimmt.“
    Der gute alte Will. Mal wieder nicht mehr zu bieten als Intuition. Nicht zum ersten Mal in den letzten Monaten fragte er sich, ob er nicht besser um vorzeitige Rente ansuchen sollte. Er war dieses Spiels so müde.
    „Willste meine Einschätzung der Lage wissen?“, fragte Hugh.
    „Nein.“
    „Also, Ferguson ist überall, aber nicht in dem Haus da. Ich verwette meine Mutter drauf. Er taucht auch nicht mehr auf.“
    „Und wie geht die Theorie weiter?“
    Hugh zuckte die Achseln, als spiele das eine untergeordnete Rolle.
    „Wahrscheinlich will er über die Grenze. Oder er meldet sich wieder bei dir. Oder bei der Ami-Schnitte.“
    „Beeindruckend, Hugh.“
    „Du bist doch bloß sauer, weil dich dein Instinkt im Stich gelassen hat.“
    „Was spricht dagegen, dort anzuklopfen und nachzufragen?“
    Endlich erhob sich Hugh aus seiner Lümmel-Haltung.
    „Das sag ich dir gern: weil wir im besten Fall ’ne hysterische Terroristenbraut und im schlechtesten ’ne Aktive Einheit am Hals haben, die da drin auf uns wartet. Das ist mir zu heiß, Junge.“
    So ungern Will diesen belehrenden Ton hörte – er hatte keinen Beweis, dass Hugh unrecht hatte. Sie hatten niemanden als Rückendeckung. Das reichte, um Ferguson alleine zu begegnen, aber nicht, um größere Risiken einzugehen. Die ganze

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