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Wie Du Mir

Wie Du Mir

Titel: Wie Du Mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Dunne
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sich.
    „Und was sagt dir dieser Name?“
    Er studierte die schleifenreiche Frauenschrift, jeden einzelnen Buchstaben, und füllte seine Lungen langsam mit Luft.
    Bingo. Plötzlich passte alles zusammen. Wie das möglich war, darüber würde er sich später Gedanken machen.
    „Das“, er räusperte sich und zögerte, um nicht zu erleichtert zu klingen, „ist der Name unseres legitimen Ziels am Florida Drive.“
    „Bist du sicher?“ Hanlon beobachtete ihn von seinem Platz am Tisch aus.
    „Ganz sicher.“
    JR schrumpfte auf seinem Stuhl.
    „Aber woher … es gibt doch viele, die so heißen.“
    JR und sein Namensgedächtnis. Gut zur Verdrängung, schlecht zur eigenen Verteidigung.
    Er musste jetzt hart bleiben. Je schneller JR gestand, desto besser. Jede Spur von Loyalität würde ihn verdächtig machen. Es war nicht seine erste schwere Entscheidung, nicht sein erstes Opfer, das er bringen musste.
    „Er hatte dieses Feuermal an der Wange, erinnerst du dich noch?“
    Alles in JRs Gesicht sprach dafür, dass er es tat. Trotzdem schüttelte er den Kopf. Nur Hanlon nickte. Seine Aufmerksamkeit galt schon lange nicht mehr JR. Es war ein Test für Liam, ganz sicher. Wie weit er gehen würde.
    Alles, was er braucht, ist ein kleiner Schubs. Du oder er, Liam.
    „Und dass Lucky dich mit den Bullen gesehen hat, kannste dich daran noch erinnern?“, stieß er hervor.
    Schlagartig zitterte nichts mehr an JR. Er schüttelte auch nicht den Kopf. Alles Körperliche schien still zu stehen. Jede Bewegung, jeder Herzschlag.
    Hart bleiben. Es geht vorbei. Du hast das nicht gewollt.
    „Anfang September am Grosvenor Kreisverkehr, da hat er dich zu den Bullen ins Auto steigen sehen. Er hat es mir erzählt, ein paar Tage später.“
    JR war anzusehen, dass er gerade die entscheidende Verbindung herstellte, die Antwort auf alle ungeklärten Fragen der letzten Wochen fand, nur um zu erkennen, dass sie ihm nichts nützte.
    „Deshalb hattest du Magenschmerzen an dem Abend. Damit die Loyalisten freie Bahn zu Lucky haben, nicht wahr?“, fragte Hanlon. „Weil er eins und eins zusammengezählt hat, und das wurde gefährlich.“
    JR beachtete ihn gar nicht. Er starrte nur Liam an. Als wäre sein Stuhl das Gleis, an das man ihn gekettet hatte, und Liam der herannahende Zug.
    „Du … du“, seiner Stimme kam der Ton abhanden, „du unglaublicher Bastard.“
    Lucky hatte ihm also doch von ihrer Begegnung erzählt. Und warum auch immer, JR hatte es für sich behalten. Vielleicht, weil er Lucky nach Florida Drive nicht mehr vertraute. Vielleicht um der alten Zeiten willen.
    „Dallas“, Hanlon löste sich aus seiner beobachtenden Pose, hockte sich vor JR und schnippte mit den Fingern, als wollte er ihn aus einer Hypnose aufwecken. „Sieh mich an.“ JR gehorchte, schaute jedoch nur ins Leere. „So ist es doch gewesen, nicht wahr? Du musstest dich zwischen deinem besten Freund Lucky und deinem Kontakt bei den Besatzern entscheiden. Ein echtes Dilemma.“ Seine Stimme war voll Verständnis.
    Die Schatten unter JRs Augen glichen Blutergüssen. Sein Zusammenbruch war nur noch eine Frage von ein paar Stichworten.
    „Habt ihr noch andere Zeugen? Liam ist ’n beschissener Lügner. Lucky hat ihn gesehen. Hat ihn auch noch drauf angesprochen, das war sein Fehler. Konnte es nicht glauben und ich Vollidiot auch nicht. Jetzt will er uns beide loswerden“, machte er einen Versuch der Gegenwehr, seine Stimme wackelig unter dem zunehmenden Gewicht der Tränen darin. Er wollte sich wieder Liam zuwenden, doch Hanlon hielt ihn am Nacken zurück.
    „Das Problem ist, dass deine Glaubwürdigkeit im Gegensatz zu der von Liam zu wünschen übrig lässt. Einfach das Gegenteil von seiner Version zu behaupten hilft auch nicht gerade.“ Sein Ton war der eines Vaters, der den Sprössling für eine aufgedeckte Lüge rügt. „Du warst mal ein guter Freiwilliger. Leg ein Geständnis ab und wir finden für alles eine Lösung.“
    JR lachte freudlos.
    „Ich weiß, wie diese Lösung aussieht.“
    „Wir hatten bisher sehr viel Geduld mit dir, Dallas“, blieb Hanlon unbewegt, „aber wir kommen hier an die Grenzen.“
    „Warum erschießt ihr mich dann nicht gleich und macht euch ’n schönes Wochenende, das würde uns allen helfen.“
    „Sarkasmus hilft weder dir noch uns noch Seán weiter. Wir wollen die volle Wahrheit von dir hören. Wir nehmen sie auf und dann ist es vorbei.“
    „Hier geht’s doch gar nicht um die Wahrheit!“, schrie JR entnervt zurück.

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