Wie Du Mir
blablabla.
Fintan O’Dwyer, Rooster Reilly und Liam hatten geschäftsmäßig genickt, bevor Liam zur Tagesordnung übergegangen war und einen Typen in zerrissenen Jeans, mit Teenager-Gesicht und einem silbernen Kreuz am Ohr, lapidar als „Seamus, der Fahrer“ vorgestellt hatte. Das Ziel wohnte an der Jaffa Street und wurde mit Joe Donaldson assoziiert.
Das Ziel heißt Billy Bilson. Ein junger Furz, aber schon voll im Geschäft.
Billy Bilson – im Ernst? Haben die verdammten Loyalisten jetzt schon Künstlernamen? Wen nehmen wir uns als Nächsten vor? Donald Duck?, hatte Rooster eingeworfen.
Der gute alte Rooster. Immer das richtige Wort zur richtigen Zeit.
Chief Doherty war natürlich sofort an die Decke gegangen.
Halt den Rand, Reilly. Das Arschloch war an Luckys Ermordung beteiligt. Kümmer dich lieber um deinen Job, anstatt dein blödes Maul aufzureißen, hatte er gebellt und weitere Kommentare abgewartet, doch niemand wollte seinem blutunterlaufenen Blick begegnen.
Haste ein Foto von ihm?, hatte sich Fintan schließlich vorgewagt. Woher weiß ich, ob ich den Richtigen umniete?
Dieses Greenhorn. Es war sein erster Einsatz an der Waffe. Angesichts Dohertys geballter Augenbrauen hatte sich Dally doch noch zu einem erzieherischen Beitrag aufgerafft.
Fotos kriegen wir immer erst ’n paar Minuten bevor’s losgeht.
Dann war Liam mit der Aufstellung für Tag X fortgefahren. Sicheres Fahrwasser, weil ohnehin klar. Dally mit Fintan an der Front, Rooster als Rammbock an der Tür, Seamus am Steuer. Dohertys agitiertes Schnaufen hatte außerdem jede ungefragte Wortmeldung unterbunden.
Bilson will ich morgen seinen letzten Schreck kriegen sehen, verstanden?, waren seine abschließenden Worte gewesen, bevor er mit einem sarkastischen Willkommen zu Hause in Dallys Richtung aus dem Raum gestürmt war.
Die Operation ist unsere Antwort auf alle, die Donaldson auf dem Gewissen hat, hatte Liam ihm nach der Besprechung noch einmal unter vier Augen einzuschärfen versucht. Das tust du für Lucky, Theresa und den Kleinen. Denk dran, wenn’s so weit ist.
Warum sagte Liam so was? Als wäre Dally irgendeine Marionette.
Das tust du nicht für Lucky, sondern wegen ’n paar Eimern Farbe, flüsterte etwas in ihm, das möglicherweise sein Gewissen war. Die sagen ’n paar Stichwörter, und du rennst los wie ein Hund hinter dem Ball und knallst jemanden ab.
Ist alles in Ordnung?, hatte Liam ihn dann weiter bedrängt. Doherty fragt schon, ob du noch bei der Sache bist. Möglicherweise will er noch mal mit dir über Dublin reden …
Darf ich nicht mal meine normale Arbeit machen? Der Chief bezahlt mir ja auch nicht meine Rechnungen, hatte Dally zurückgeschnauzt.
Einfach so ohne ’n Wort aus Belfast zu verschwinden ist bei uns nicht üblich, das weißt du. Tu dir und uns allen ’nen Gefallen: Reiß dich in Zukunft zusammen und sag uns Bescheid. Ich mein’s nur gut mit dir.
Also hatte Dally sich eine Entschuldigung abgerungen, die Liam zufriedenzustellen schien, und sich schnellstmöglich aus dem Staub gemacht.
Seitdem rissen ihn Träume aus dem Schlaf, die außer heftigem Herzklopfen und einem schweißnassen T-Shirt keinen Anhaltspunkt auf ihren Inhalt hinterließen. Diese Anonymität machte ihm Angst. Aber was sollte er tun? Er hatte Liam versprochen mitzumachen. In der Woche seit dem Shankill-Anschlag hatten die Loyalisten den Fahrer eines Take-away Restaurants, zwei Brüder in ihrem Wohnzimmer und einen alten Mann erschossen.
Es musste etwas passieren. Die Logik verlangte es, Doherty verlangte es, und seine Loyalität gegenüber Lucky verlangte es. Warum fiel es ihm dann so schwer?
Bis vor zwei Tagen war er mit sich selbst einig gewesen, dass alles Sandras Schuld gewesen war. Hätte sie ihn nicht vor den Bullen bloßgestellt, hätte ihn sein verdammter Jähzorn nicht in diese Lage bringen können.
Dann war der Brief ohne Absender mit einem auf ihn ausgestellten Scheck angekommen. 500 Pfund. Auf dem beigehefteten Notizzettel stand in schleifenreicher Schrift:
Ich hoffe, das reicht für ein paar neue Farben. Tut mir leid. S.
Bisher hatte er den Scheck nicht eingelöst. Er war zu hin- und hergerissen zwischen der Freude, von ihr zu hören, und dem Verdacht, dass sie ihm bloß beweisen wollte, eine wie geringe Rolle Geld für sie spielte.
„Hey Dad, dort musst du hinsehen.“ Bens Stirn runzelte sich im Schein der Leinwand, dann bot er den Rest seines Popcorns zum Müllschlucken an. Dally griff zu und lauschte
Weitere Kostenlose Bücher