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Wie Du Mir

Wie Du Mir

Titel: Wie Du Mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Dunne
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zwischen Mutter und Tochter, frage ich Sie? Der Typ hatte 1,5 Promille im Blut und ist zu schnell gefahren. Anscheinend war sie sofort tot und hat nicht gelitten, aber das sagen sie einem ja immer, nicht?“
    Will unterbrach Kates Monolog nicht, um ihr beizupflichten. Sie schien ihn kaum mehr wahrzunehmen, sprach vor allem mit sich selbst.
    „Ein junger Vater, der die Geburt seines vierten Sohnes gefeiert hat. Ich habe ihm verziehen, denn das Leben hat uns beide schon genug gestraft. Ich brauch nicht auch noch den Hass dazu.“
    Plötzlich verstummte sie, wies Will einen Platz zu, an dem er ihre Tragetasche hinstellen sollte, und zog ihre Schuhe aus. Zögernd folgte Will ihrem Beispiel.
    Der Raum war ungewöhnlich gestaltet, mit einer Couch aus dunkelbraunem Leder und Zierkissen in verschiedensten Farben, teilweise mit fantastischen Verzierungen. Ein großer runder Tisch unter einer weinroten Schirmlampe mit Samtbordüren und Fransen beschwor das Bild von Kates Bridgerunde – schnatternde, rauchende, naschende Frauen jenseits der besten Jahre. Gustav Klimts „Der Kuss“ dominierte eine Wand des Zimmers. Der Rest war zugepflastert mit gerahmten Fotos jeder Form und Größe. Auf jedem einzelnen war Kates verstorbene Tochter zumindest mit auf dem Bild. Ganz die Mama. Temperament, das sich aus dem Bild zu ergießen schien, und ein unbeschwertes Lachen. Das hier war kein Wohnzimmer, sondern eine Folterkammer des Verlustes.
    „Eine wunderbare Wohnung haben Sie.“
    Ein trauriges Lächeln war Kates einzige Reaktion, während sie beigefarbene Keramiktassen mit dunkelbraunen Ringen aus dem Wandregal holte. Sie musste sich dafür auf die Zehen stellen. Durch ihre Nylonstrümpfe konnte Will rot lackierte Zehennägel erkennen.
    „Mein Mann hat meinen Stil immer gehasst. Er hat sich dann irgendwann gerächt, indem er einfach abgehauen ist. Hatte einfach die Schnauze voll von mir und meiner Zierkissen-Näherei. Zumindest hat er mir das Haus überlassen.“ Sie seufzte, füllte schwarze Blätter in ein Tee-Ei und entledigte sich dann ihres Mantels, den sie nachlässig über die Theke warf. Das an Gurken erinnernde Parfüm stieg wieder in Wills Nase.
    Sie hatte Jeans und eine Trainingsjacke an, die sie optisch verjüngte. Nur ihr Gesicht wirkte alt und verzweifelt. Als hätte Will vor zwei Wochen den optimistischen Zwilling der echten Kate getroffen. Leise murmelnd wühlte sie sich durch die unteren Regale.
    „Wo sind sie, ich hatte doch eine Menge von diesen Ingwer-Keksen zu Hause …“ Ihre Bewegungen wurden zunehmend nervös und fahrig. „Ich weiß doch, ich hab sie gekauft … wollen Sie Milch und Zucker in den Tee?“
    „Ja, beides. Machen Sie sich keine Sorgen wegen der Kekse, ich …“
    „… ich hab sie aber gekauft, die vergess ich nie “, widersprach Kate weinerlich und wühlte wieder im Regal. Dann stand sie vom Regal auf und hob die Hände, als würde ihr schwarz vor Augen.
    „Kate, geht es Ihnen gut?“ Sie sah ihn an, als hätte sie Beruhigungsmittel genommen. „Waren Sie heute bei Frizzell?“
    „Heute Morgen. Seine Tochter war auch da. Alles war wie immer. Diese Leute … diese Leute … Johnny hat nur sein Geschäft geführt, ich versteh’ das nicht.“ Sie weinte wieder. Will zog sie an sich und hielt sie fest. „Ich hab die Muscheln in den Müll geworfen. Die ekeln mich an, es ist, als würde ich die armen Toten an Dave und Helen servieren, das ist Frevel, Essen wegzuwerfen, ich weiß, aber ich kann nicht anders.“ Das Weinen ging in Schluchzen über.
    Im Wasserkocher blubberte es, dann legte sich der Sicherheitshebel um. Kate weinte weiter, minutenlang. Tränen darüber, am Leben zu sein, während ein geliebter Mensch tot war. Über die Einsamkeit. Die Last der Verantwortung, ein neues Leben zu beginnen, der Umwelt endlich nicht mehr auf die Nerven zu gehen mit dem eigenen Elend.
    Will spürte die heiße Feuchtigkeit ihrer Tränen durch seinen Pullover sickern und hielt sie an den vom Weinkrampf geschüttelten Schultern. Die Herbstsonne strich gemeinsam mit seiner Hand über Kates schmalen Rücken. Seit Langem hatte er sich nicht mehr so stabil gefühlt wie in diesem Augenblick. Es war, als hätte Kates Zusammenbruch ihn mit Stärke und Energie erfüllt, mit dem Gefühl, gebraucht zu werden, nicht ständig das schwächste Glied in der Kette zu sein. Als Kate sich von ihm löste, ihr Gesicht verschwollen und rot, überschwemmte ihn Zuneigung für sie.
    „Nur zu, diese Seite ist noch

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