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Wie Du Mir

Wie Du Mir

Titel: Wie Du Mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Dunne
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so, die da drin wollten sowieso nicht Fundbüro spielen.“ Er hielt seine Papiertüte in die Höhe. „Ben, lass die Lady mal weitergehen. Essen ist fertig.“
    „Sir, warten Sie kurz … da hat sich jemand eine Belohnung verdient“, sie kramte weiter in ihrer Tasche. Das Mädchen winkte in die entgegenkommende Autokolonne. Ein dunkelroter Golf blinkte und hielt neben ihnen am Bordstein.
    „Das ist wirklich nicht notwendig, Ma’am“, wandte Dally ein. Etwas an der Situation fühlte sich plötzlich falsch an. Ben drehte sich um, besorgt, Dally könnte ihm seine Beute abspenstig machen.
    „Aber, aber“, beharrte die Frau und wedelte mit der Hand in Dallys Richtung, „Ben hat sich das redlich verdient. Der Pullover war brandneu.“
    Endlich hatte sie ihre Geldbörse gefunden und öffnete sie, holte einen Schein hervor und streckte ihn Ben entgegen. Fünf Pfund. Für ihn ein halbes Vermögen.
    „Ma’am, wirklich, das ist nicht …“
    „Papperlapapp“, schmetterte sie ab.
    Der Fahrer des Golfs sah jetzt nach draußen. Nein, er starrte nach draußen. Die Frau wandte sich ihm zu, der Geldschein noch immer zwischen ihr und Ben.
    „Sieh mal, ich Vergissmeinnicht wurde mal wieder gerettet“, sagte die Frau fröhlich und schwenkte den Pullover, „von den beiden Gentlemen hier.“
    Der Mann ignorierte sie, fixierte nur Dally. Über seine Wange und den Hals zog sich ein großes Feuermal, das aussah wie eine verzogene Version von Südamerika. Dally hatte schon bei ihren früheren Begegnungen wider Willen ständig hingesehen. Er hätte den Detective vom Florida Drive noch in Jahren erkannt.
    Dem schien es genauso zu gehen. Starrte ihn an, als wüsste er genau, was im März geschehen war. Aber das war ganz und gar unmöglich. Lucky und er waren maskiert gewesen, Castlereagh zehn Jahre her. Unmöglich.
    „Komm endlich, Ben.“ Seine Stimme erschien ihm schwach und heiser.
    „Hier“, hastig drückte die Frau Ben das Geld in die Hand, „kauf dir eine Kleinigkeit davon. Lieben Dank.“ Sie lächelte noch, aber schmäler als vorhin und etwas verunsichert.
    Nur das Mädchen mit dem Trinkbecher schien nichts bemerkt zu haben. Es öffnete schon die Tür zum Fond des Golfs.
    Der Detective starrte immer noch.
    Dally brach den Blickkontakt ab und fasste Ben bei der Schulter.
    „Das wäre nicht notwendig gewesen, aber vielen Dank.“
    „Es war nett, Sie kennenzulernen“, sagte die Frau. Es klang wie eine Frage.
    Dally nickte ihr zu und erwiderte ihr Lächeln so ungezwungen wie möglich.
    „Wiedersehen.“
    Im Vorübergehen sah er den Detective die Lippen bewegen, konnte aber nichts hören. Nur das Schlagen von Autotüren, ein anlaufender Motor und das Rauschen des Samstagnachmittagsverkehrs in seinem Rücken.
    Das Gefühl, dass diese Begegnung kein Zufall war, überfiel ihn wie Schüttelfrost. Ein Vorbote für etwas Schlimmes, das passieren würde. Vielleicht nicht heute oder morgen, aber irgendwann. Wenn die Zeit reif war.
    Er drängte den Gedanken zurück. Jetzt bloß keine Hysterie. Nichts war geschehen. Er schlief nicht gut und begann, sich Dinge einzubilden.
    Stumm kehrten sie zurück zu Dallys Auto. Ben hielt nur mit Mühe Schritt; er hatte bloß Augen für seinen Fünfpfundschein. Dally musste ihn regelmäßig um andere Fußgänger dirigieren, damit er nicht in sie stieß.
    „Die Lady war nett, aber der Mann im Auto war komisch“, bemerkte Ben gedankenvoll, als sie das Essen zwischen sich auf dem Rücksitz ausgebreitet hatten und er seine Fritten in Ketchup badete. „Der hat dich total angeglotzt.“
    „Vielleicht hat er geglaubt, er kennt mich von irgendwo“, versuchte Dally es mit der halben Wahrheit.
    „Nein, eher, als würde er einen Außerirdischen sehen“, korrigierte Ben ihn ernst. „So wie ’ne unheimliche Begegnung der dritten Art.“
    Dallys Impuls zu lachen blieb ihm im Hals stecken. Ben hatte recht. In den Augen des Detectives war kein Zweifel gewesen. Nur der Horror des Wiedererkennens – und der Erinnerung.
     
    Luckys wasserblaue Augen. Trotz der Dunkelheit im Auto glitzerten sie unnatürlich.
    „Alles klar bei dir, JR? Können wir?“
    Dally nickte. Er faltete das Foto, das er seit ihrer Abfahrt vom Treffpunkt angestarrt hatte, und schob es in die Hosentasche. Ziel Nummer vier.
    „Detective in Castlereagh. Möchte nicht wissen, wie viele unserer Jungs der schon gefoltert hat“, hatte Liam bei der Operationsbesprechung gemeint.
    Ausgerechnet der Detective. Der ihm aufgeholfen und ihn

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