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Wie Du Mir

Wie Du Mir

Titel: Wie Du Mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Dunne
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Küche und Wohnzimmer absteckte, stand ein Durcheinander aus Tellern und Schüsseln, gefüllt mit kaltem Truthahn, Preiselbeersauce, Kürbiskuchen, Früchtebrot, sogar Äpfel mit Karamellüberzug, an denen Will sich als Kind schon regelmäßig den Magen verdorben hatte.
    „Helen und ihre Freundin übernachten heute hier und gehen auf Tour“, erklärte Kate angesichts der Dekadenz, die sich da ausbreitete. „Außerdem“, lachte sie, „wollte ich dir eine Stärkung mit auf den Weg geben, wenn du schon am Sonntag arbeiten musst.“
    „So wie’s aussieht, werd’ ich den Dienst schlafend verbringen“, sagte Will und lud sich eine großzügige Portion des Truthahns auf den Teller. „Ich kann’s kaum glauben, dass ich schon zum dritten Mal in dieser Woche hier bin.“
    Kate beobachtete ihn, Kinn auf die Faust gestützt.
    „Tatsächlich?“
    Tatsächlich. Will genoss die kurze, aber erstaunlich intensive Freundschaft mit Kate – sogar mehr, als es seine Situation offiziell zuließ. Vielleicht, weil sie beide in einem Alter waren, in dem man keine Zeit mehr zu verschenken hatte. Bisher hatte er keinerlei sexuelles Verlangen nach Kate gehabt. Sein Bedürfnis beschränkte sich darauf, Zeit mit ihr zu verbringen. Kates schien ebenfalls mit nichts Eile zu haben. Gestern im Auto hatte sie es sogar geschafft, ihn nicht über seine angespannte Miene auszufragen.
    Doch heute suchten ihre Augen nach Antworten. Schon wie sie ihre Lippen nach innen saugte und erwartungsvoll den Kiefer hob. Ihm war klar, worauf sie wirklich hinauswollte. Doch kampflos würde er nicht aufgeben.
    „Hattest du Spaß gestern?“
    Sie nickte.
    „Ich hab den Nachmittag sehr genossen, und Helen mag dich auch.“
    „Mit Junk-Food kriegt man doch jede Kinderseele.“
    Sie lächelte, doch ihr Gesicht schlug Falten, während sie überlegte, wie sie ihre eigentliche Frage formulieren wollte.
    „Ich dachte, dass du vielleicht sauer auf mich warst wegen irgendwas.“
    Jetzt also die „Liegt’s an mir?“-Falle. Schwer, aus der wieder rauszukommen.
    „Warum sollte ich böse auf dich sein?“
    Kate nestelte in ihrem Pferdeschwanz und zuckte die Achseln.
    „Weil ich dem Jungen Geld gegeben habe, vielleicht? Die Situation war so eigenartig, und dann hast du kein Wort gesprochen im Auto.“
    Warum übertrieben Frauen eigentlich ständig? Sie hatten über das Wetter gesprochen und darüber, dass Will heute bei ihr vorbeikommen sollte.
    „Ich hab dir doch schon gesagt, dass es ein Kerl ist, der mir bekannt vorkam von der Arbeit, das ist alles.“
    „Ein Kollege?“
    Trotz seiner wachsenden Ungeduld musste Will lachen.
    „Ach was, irgend so ’n Republikaner eben, was weiß ich?“
    Kate sah ihn an, als verfolge sie die Aufzeichnungen eines Lügendetektors.
    Der Truthahn war staubtrocken. Vielleicht sollte er sich einen Karamell-Apfel genehmigen, bevor es zu spät war. Sein Dienst begann in einer Stunde.
    „Er hat einen wohlerzogenen Sohn, das steht fest. Und der hatte es nicht verdient, leer auszugehen.“
    „Hat er, in Gottes Namen. Können wir jetzt das Thema wechseln?“
    Sie betrachtete bekümmert den Truthahn.
    Will seufzte, hob die Schultern und versuchte, sich auf seinen Karamell-Apfel zu konzentrieren. Vielleicht der positive Höhepunkt seines Tages. Wenn alles nach Hughs Plan verlief, würde ihm Ferguson noch heute wiederbegegnen, wenn auch in einer etwas kontrollierteren Situation. Dann musste er seine Emotionen besser im Griff haben. Schon nach dem ersten Biss in das säuerliche Süß fiel ihm Kates unentschlossener Blick auf.
    „Was ist los? Liegt dir was auf der Zunge?“
    Sie schüttelte den Kopf.
    „Seit gestern Nachmittag spukt mir eine Frage im Kopf rum …“
    Diese verdammte Neugier. Plötzlich fiel ihm wieder ein, warum sie sich schon bei ihrer ersten Begegnung in die Haare geraten waren.
    „Also, wie der dich gestern angestarrt hat, ich weiß nicht …“, sie lachte nervös, „nenn mich verrückt, aber der Mann brachte was Schlimmes mit dir in Verbindung.“ Wills Schweigen trieb ihren Redefluss weiter an. „Er konnte nicht schnell genug wegkommen. Dabei war er vorher so freundlich.“
    Am liebsten hätte er Kate jetzt ordentlich geschüttelt. Aber sie hatte recht. Bevor sein Blick dem von Will begegnet war, hatte Ferguson sympathisch ausgesehen. Mit einem schüchternen Lächeln und linkisch zärtlichen Gesten seinem Sohn gegenüber, als wüsste er nicht so recht, was er mit diesem Wunder der Schöpfung anfangen sollte.

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