Wie, du stillst nicht
danach liebevoll, fürsorglich und einfühlsam mit ihrem Kind um, entsteht eine stabile Bindung. Auch das Kind trägt dazu bei, denn es kann sich von Anfang an mitteilen und auf seine Bezugspersonen reagieren.
Bonding ist das englische Wort für »Bindung« der Eltern zu ihrem Kind. Die spontane Geburt ist mit einer besonderen hormonellen Situation verbunden, welche die Frau sehr »offen« werden lässt. Sie empfindet einen einzigartigen Wahrnehmungszustand, in dem sie (und mit ihr der Partner) bedingt durch die nachgeburtlichen, hormonellen Veränderungen eine Gefühlsverbindung zum Kind entwickelt. Die ersten Minuten und Stunden eines Lebens sind ja auch wie ein Wunder. Ein Baby hat nur einmal die Chance, sich willkommen im Leben zu fühlen, deshalb ist es nicht egal, was mit ihm passiert. War Bonding z.B. nach einer schweren Geburt nicht oder nur unzureichend möglich, kann es auch später in einem abgedunkelten Raum nachgeholt werden. Die Geburtssituation wird dabei noch einmal durchlebt, aber so, wie es sich die Eltern gewünscht hätten. Oft kann dabei Trauer und Trauma von beiden Seiten aufgearbeitet werden.
Attachment ist das englische Wort für die »Bindung« des Kindes zu seinen Eltern. In der Entwicklungspsychologie nennt man es auch die besondere Beziehung eines Kindes zu seinen Eltern oder zu einer Person, die es beständig betreut. Die Entstehung und Erhaltung von Bindung läuft komplex ab und ist mit Sicherheitssystemen ausgestattet. In den ersten Wochen und Monaten entwickelt und vertieft sich die Bindung in einem wechselseitigen Prozess zwischen den Eltern, besonders der Mutter und dem Kind. Bonding und Attachment ist spüren, hören, sehen, fühlen, überlegen, verarbeiten, akzeptieren, verzeihen, freuen, riechen und sich verlieben.
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Babys erste Bezugspersonen
Theresia Herbst informiert auf ihrer Internetseite www.sicherebindung.at eingehend über dieses Thema. So schreibt sie, dass die leibliche Mutter durch Schwangerschaft und Geburt dafür prädestiniert sei, die erste Bezugsperson für das Neugeborene zu werden. Ihre Stimme und ihr Geruch seien ihm bereits vertraut. Das Fruchtwasser schmecke, wie die Mutter rieche, und das erleichtere es dem Neugeborenen, sie zu erkennen und sich bei ihr geborgen zu fühlen. Wenn die Mutter ihr Neugeborenes trägt, würden ihr Gang und ihre typischen Bewegungen dem Schaukeln in der Gebärmutter ähneln bzw. entsprechen. Falls die Mutter für den Säugling nicht verfügbar sei, könne er sich auch an eine andere Person binden. So könnten der Vater, Großeltern, Adoptiveltern oder eine andere Person diese Mutter-Funktion übernehmen. Entscheidend sei die Kontinuität, die zeitliche Verfügbarkeit und eine »mütterliche« Pflege und Betreuung.
Wesentlich ist, dass die sich im Laufe des Lebens entwickelnden Bindungstypen aus der Eltern-Kind-Beziehung entspringen: Für die spätere Bindungsqualität ist die Feinfühligkeit der ersten Bezugspersonen eines Menschen entscheidend. Darunter versteht man adäquates und promptes Reagieren der erwachsenen Bezugspersonen auf die Äußerungen und Bedürfnisse des Säuglings. Das Bindungsmuster, das Baby und Kleinkind zu seiner ersten Bezugsperson entwickeln, bleibt relativ stabil und beeinflusst die Gesamtentwicklung der Persönlichkeit. Bindungsmuster können von Generation zu Generation weitergegeben werden. Schenkt man dieser Theorie Glauben, ist das Bindungsverhalten eines Kindes Ausdruck der erlebten Wechselwirkung zu seiner Bezugsperson und nicht das Spiegelbild seines Charakters oder Temperaments. Fest steht, dass sich Bindungsverhalten im ersten Lebensjahr herausbildet. Sobald das Kind sich fortbewegen kann, ist es in der Lage, sich entweder aktiv in die Nähe der Bezugsperson zu bewegen oder von dieser weg die Umgebung selbstständig zu erkunden.
Ein sicherer Hafen
Ein Säugling fühlt und nimmt wahr, was mit ihm geschieht. Auf dieser Grundlage entwickelt er seine Erwartungen und Verhaltensmuster. Sicher gebundene Kinder empfinden aufgrund von elterlicher »Feinfühligkeit« eine große Zuversicht in die Verfügbarkeit der Bindungsperson. Aus diesem Grund wird der größte Stellenwert für die Bildung einer sicheren Bindung der elterlichen Feinfühligkeit, d. h. ihrer Sensitivität für die Bedürfnisse des Kindes zugeschrieben. Sich im Umgang mit seinem Kind feinfühlig zu verhalten, setzt voraus, dass man die Signale, die es aussendet, richtig versteht und deutet und sich entsprechend
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