Wie ein Blütenblatt im Sturm
und umarmte ihn heftig. »Gott sei Dank, du bist in Ordnung! Ich hatte solche Angst…«
Robin zuckte zusammen, als sie seinen verletzten Arm drückte, erwiderte aber ihre Umarmung. »Mir geht es ganz gut, Maggie. Übrigens haben wir Verstärkung bekommen.« Er warf einen Blick auf seinen Mitgefan-genen.
Margot wandte den Kopf, um seinem Blick zu folgen.
»Rafe!«
Sie starrten einander die Ewigkeit von zwei Herzschlägen an. Mit ihrem goldenen Haar, das sich offen über ihre Schultern ergoß, sah sie aus wie eine Wal-küre. Rafe machte unwillkürlich einen Schritt auf sie zu, zwang sich dann aber, stehenzubleiben, als er einen Ausdruck von Angst über ihr Gesicht zucken sah.
Fürchtete sie, er könne etwas tun, was in Robins Gegenwart nicht angebracht war? Sie küssen vielleicht oder ihr etwas von Liebe vorstammeln? Nun, sie brauchte sich keine Sorgen zu machen. »Ich bin froh, daß du unversehrt bist, Margot. Noch froher übrigens, daß der Kerkerschlüssel an der Tür hing.« Es war eine ziemliche banale Bemerkung, aber er hoffte, sie würde begreifen, daß er keinesfalls vorhatte, ihr irgendwelche Probleme zu schaffen.
Sie schien verstanden zu haben, denn ihre Miene glättete sich. »Ich weiß nicht genau, ob ich froh sein soll, dich hier zu sehen, oder bekümmert, daß auch du gefangengenommen worden bist.«
Dann wandte sie sich wieder Robin zu und runzelte die Stirn, als sie die Schlinge entdeckte. »Du siehst aber nicht besonders gut aus, Robin. Was ist mit deinem Arm passiert?«
Obwohl sie es alle eilig hatten, wegzukommen, tauschten sie erst einmal die wichtigsten Informationen aus. Als Margot zu dem Punkt kam, wie das Schwarzpulver im Kabinett explodieren sollte, starrten sie die Männer entsetzt an. »Verflucht!« rief Rafe.
»Robin, gibt es irgendeine Chance, daß jemand die Kerze riecht und das Zeug findet, bevor es zu spät ist?«
Mit grimmigem Gesicht schüttelte Robin den Kopf.
»Praktisch keine. Die Kammer befindet sich auf einem Flur, den so gut wie nie jemand betritt. Selbst wenn jemand Verdacht schöpfen sollte, verschwendet man wahrscheinlich zuviel Zeit mit der Suche nach einem Schlüssel, und Maggie hat vielleicht den einzigen.«
Rafe konsultierte rasch seine Uhr. »Wir haben zwei Stunden, um hier rauszukommen und zur Botschaft zu gelangen. Ich habe nur eine vage Vorstellung vom Grundriß dieses Schlosses. Weiß einer von euch beiden genug über den Besitz, um einen guten Fluchtweg vorzuschlagen?«
Robin schüttelte wieder den Kopf. »Leider nein. Da ich bewußtlos hergeschleppt wurde und direkt in der Zelle landete, habe ich nicht mal den Hauch einer Ahnung.«
»Ich habe mich ein bißchen umsehen können, als ich nach Robin gesucht habe«, sagte Margot. »Obwohl Varenne mir sagte, Robin stecke direkt unterhalb meines Zimmers, habe ich eine Ewigkeit gebraucht, um die Zelle zu finden. Die unteren Stockwerke sind ein wahres Laby-rinth aus Dienstbotentreppen und Gängen. Zum Glück laufen hier nicht viele Leute herum. Ich habe zwar einmal Stimmen gehört, aber mir ist niemand begegnet.«
»Ich schätze, das beste wäre, Pferde zu stehlen und dann in einem Höllentempo zur Botschaft zu reiten.
Vielleicht schaffen wir es gerade noch rechtzeitig«, schlug Robin vor. »Wenn man uns entdeckt, müssen wir uns trennen und hoffen, daß wenigstens einer von uns durchkommt.«
Als Rafe die Zellentür öffnete, spürte er etwas an seinem Fußknöchel. Er sah hinunter und entdeckte eine flauschige schwarze Katze, die sich kokett an seinem Bein rieb. »Wo zum Teufel kommt dieses Vieh denn her?«
»Das ist Rex.« Margot beugte sich hinunter und nahm den Kater auf den Arm. Während er sich schnurrend an ihre Brust kuschelte, erklärte sie: »Er hat mir oben Gesellschaft geleistet. Da ich ihn gefüttert habe, sind wir jetzt Freunde fürs Leben. Ich denke, ich nehme ihn als eine Art Maskottchen mit.« Sie sah Rafe argwöhnisch an, als erwartete sie Protest.
Natürlich war die Idee absurd, aber die Art, wie Margot die Katze auf dem Arm hielt, deutete an, daß Rex ihr irgendwie Trost spendete. »Ich bin mir nicht sicher, ob wir hier ein Drama oder eine Farce spielen«, sagte er leicht gequält. »Nimm ihn mit, wenn du willst, aber laß ihn laufen, wenn er dich irgendwie aufhält. Er ist weit weniger in Gefahr als wir.«
Dann hielt er die Tür für seine Gefährten auf. »Wir sollten jetzt gehen. Und wenn jemand von euch ein paar Gebete kennt, dann soll er sie bitte jetzt sprechen.«
Als Oliver
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