Wie ein Blütenblatt im Sturm
entzünden, diese läuft zu den Kisten, und bumm!
Jeder, der sich in Castlereaghs Schlafzimmer befindet, wird in blutige Fetzen gerissen.«
Maggie schauderte, dann gab sie sich Mühe, Aufregung vorzutäuschen. »Wie genial! Ich wünschte, ich hät-te auch meinen Part bei einer so wichtigen Sache!«
Northwoods Blick bohrte sich in sie. »Ach, wirklich?
Ich dachte, Sie wäre die loyale kleine britische Spionin!«
»Wie kommen Sie denn auf die Idee? Wenn Sie ein Jemand ohne großartige Herkunft sind wie ich, dann nehmen Sie das Geld, wo immer es herkommt.«
Nun, da sie wußte, was geschehen sollte, mußte sie handeln, und wenn sie es nicht rasch tat, dann wäre ihr die Initiative aus der Hand genommen. Sie stand auf und streckte sich provozierend, indem sie die Arme über den Kopf erhob. Sein lüsterner Blick glitt über die Rundung ihrer Brüste.
»Ich tat, was notwendig war, um an Geld zu kommen, Oliver.« Mit einem anzüglichen, leisen Lachen reichte sie ihm die Hand. Er nahm sie und zog sie auf seinen Schoß, genau wie sie es erwartet hatte.
»Aber manche Dinge tue ich auch nur für mich selbst …«
Heftig atmend zerrte er ihr Kleid von einer Schulter und packte ihre nackte Brust. Sie blickte ihm tief in die Augen und beendete den Satz: »… und dies wird das reine Vergnügen sein.« Dann neigte sie den Kopf zu ihm hinunter und murmelte: »O Oliver …«
Dann, als seine Lippen sich grob auf ihre preßten, hob sie den Porzellankrug, den sie zu diesem Zweck sehr sorgfältig auf dem Tischchen plaziert hatte, und schlug ihn mit aller Kraft auf Northwoods Schädel.
Das Geräusch war widerlich, und Wasser strömte über sie beide. Northwoods Augen sahen sie ungläubig an, bevor er zur Seite kippte und den Sessel und Maggie mit sich riß.
Der Sturz preßte ihr die Luft aus den Lungen, aber sie rappelte sich rasch wieder auf. Sie hatte sowohl Angst, ihn umgebracht, als auch nicht fest genug zugeschlagen zu haben. Doch zu ihrer Erleichterung war er zwar be-wußtlos, aber am Leben.
Am Morgen hatte sie die Vorhangkordeln abgelöst und benutzte sie jetzt, um seine Hand- und Fußgelenke zusammenzubinden. Dann fesselte sie die Beine an den schweren Tisch und riß einen Streifen Stoff vom Vorhang und knebelte ihn.
Als nächstes durchsuchte sie seine Taschen. Außer dem Schlüssel zu diesem Zimmer fand sie einen Ring mit diversen anderen Schlüsseln in seinem Rock. Da sie nicht wußte, welcher zu der besagten Kammer gehörte, nahm sie alle mit.
Nachdem sie die Tür aufgeschlossen hatte, blickte sie vorsichtig den Flur auf und ab. Niemand war zu sehen.
Sie warf dem schwarzen Kater, der sich an ihrem Knö-
chel rieb, einen Blick zu. »Komm, Rex, mein Lieber.
Jetzt suchen wir Robin.«
In Silves’ Café ließ sich Roussaye an einem Tisch nieder, an dem Raoul Fortand saß, ein Mann, mit dem er in Italien gedient hatte. Sobald er konnte, sprach er das Thema Henri Lemercier an.
Fortand spuckte auf den Boden. »Dieses Schwein. Er war immer ein Schwein, und vor seinem Tod konnte er es auch noch beweisen.«
Mit beschleunigtem Puls beugte sich der General vor.
»Warum? Was hat er getan? Und für wen?«
Fortand zuckte die Schultern. »Gott weiß - jedenfalls irgend etwas Illegales. Ich hörte, daß er für den Comte de Varenne arbeitete. Es hieß, Varenne war nach Talleyrand als Premierminister vorgesehen, aber als der Kö-
nig Richelieu wählte, muß er wohl sehr wütend gewesen sein. Vielleicht wollte Varenne, daß Lemercier den neuen Premier tötete.«
Roussaye dachte einen Augenblick nach. Varennes Anwesen lag eine knappe Stunde außerhalb von Paris und war ideal für Verschwörungen und Gefangene. Vielleicht irrte Roussaye sich, aber sein Instinkt forderte von ihm, der Sache nachzugehen. Und dies schnell.
Also erhob er sich, sah sich im Café um und zählte et-wa zwei Dutzend Männer, von denen viele frühere Waf-fenkameraden waren. »Mes amis!« rief er mit lauter, be-fehlsgewohnter Stimme.
Schweigen senkte sich über die Männer, als sich alle Köpfe zu ihm wandten.
Roussaye kletterte auf den Stuhl, damit ihn auch jeder sehen konnte. »Freunde, ich habe soeben von einem üblen Komplott der Royalisten gegen den Duke of Wellington erfahren. Es heißt, er soll ermordet und den Bonapartisten die Schuld in die Schuhe geschoben werden. Männer wie wir, die wir unserem Vaterland treu gedient haben, werden verfolgt und Frankreich an den Rand eines Bürgerkriegs getrieben werden.«
Das Schweigen war absolut.
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