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Wie ein Blütenblatt im Sturm

Wie ein Blütenblatt im Sturm

Titel: Wie ein Blütenblatt im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Anblick der intimen Geste fühlte Rafe sich auf einmal mehr als je zuvor wie ein Außenseiter. Im Geiste schwor er sich, still und heimlich zu verschwinden, wenn diese Sache vorbei war. Sie sollten nicht einmal merken, daß er fort war. »Wir müssen weiter«, sagte er gepreßt.
    »Varenne hat behauptet, eine kleine Armee zu besitzen, und wahrscheinlich steckt die draußen zwischen Schloß und Stallungen. Margot, bereite dich darauf vor, diese Flinte hier zu benutzen.«
    Sie nickte ernüchtert, und er schickte ein Dankgebet zum Himmel, daß ihr Vater ihr all diese undamenhaften Dinge beigebracht hatte. Er war ebenso dankbar für Robins Talent, seine eigenen Grenzen kühl einzuschätzen.
    Mit etwas Glück würden sie es lebend schaffen.
    Nachdem sie ein paar Minuten gesucht hatten, fanden sie eine Treppe, die zum Parterre führte. »Die Türen sind sehr wahrscheinlich bewacht«, sagte Rafe leise. »Am besten suchen wir also ein Zimmer nach Osten und klet-tern dort aus dem Fenster.«
    Kurz darauf schlichen sie die Treppe hinab und entdeckten bald ein schäbiges Boudoir, dessen Fenster nur fünf Fuß über dem Erdboden lag. Rafe öffnete das Fenster und half Margot und Robin hinaus, dann sprang er leichtfüßig hinterher. »Sollen wir mal ausprobieren, ob die Stallungen von Varennes Armee bewacht werden?«
    »Hoffentlich nicht.« Margot wog ihre Flinte in der Hand. »Uns rinnt die Zeit durch die Finger.«
    Eine ernüchternde Bemerkung. Auch wenn die Rettung ihrer eigenen Leben allerhöchste Priorität hatte, war das ganz und gar nicht ihre einzige Sorge.

    Als die französisch-preußische Truppe die Tore von Chanteuil erreichte, war niemand weit und breit zu sehen, und das Tor war verschlossen. Hélène beobachtete angespannt, wie von Fehrenbach abstieg und an dem Gitter rüttelte. Endlich tauchte ein steinalter Torwächter auf.
    Der Oberst gab seiner Stimme einen Befehlston. »Im Namen Marschall Blüchers und der Alliierten Besetzungs-armee! Öffnen Sie!«
    Da der Torhüter sich nicht rührte, rief Roussaye:
    »Wenn Sie gehorchen, wird Ihnen nichts geschehen.«
    Die Versicherung des Franzosen hatte den besseren Effekt als der Befehl des Preußen, und nach einer Minute nervöser Versuche ging das Tor endlich auf. Die Reiter strömten hinein. Als die Husaren auf das Grundstück ritten, ertönte vom Schloß auf dem Hügel das Krachen von Gewehrfeuer. Von Fehrenbach wandte sich zu Hélène um.
    »Warten Sie hier, Madame Sorel. Wir kümmern uns um Varenne und seine Schurken.«
    Sie nickte, und ihre müden Hände krampften sich um die Zügel. »Bitte …, seien Sie vorsichtig.«
    Er nickte und deutete einen militärischen Gruß an.
    Dann trieb er seinem Pferd die Sporen in die Flanken.
    Hélène sah den Männern nach, wie sie die Auffahrt hin-aufgaloppierten, und betete, daß sie rechtzeitig kamen.

    Maggie und ihre Gefährten konnten niemanden auf dem vernachlässigten Pfad zwischen Schloß und Ställen entdecken. Das offene Gelände bot erschreckend wenig Dek-kung, und sie waren erleichtert, als sie die Stalltür erreichten. Rafe schob den Riegel zurück, trat dann mit der Waffe im Anschlag ein wenig zur Seite, um die Tür mit einem Tritt zu öffnen.
    Die Vorsichtsmaßnahmen waren unnötig; im Stall schienen sich nur Pferde zu befinden. Wahrscheinlich waren die Stallburschen zur Suche im Schloß abgezogen worden.
    Rafe überblickte rasch das Innere. »Robin, suchen Sie die besten Pferde heraus. Margot, sieh nach, ob du Zaumzeug findest. Ich halte Wache.«
    Die zwei anderen nickten, und sie verschmolzen augenblicklich zu einem gut funktionierenden Team.
    Während sie sich nach der Sattelkammer umblickte, dachte Margot, wie erstaunlich gut sie für drei Menschen zurechtkamen, die geborene Führernaturen und daher nicht daran gewohnt waren, Befehle zu befol-gen.
    Ihr Gedankengang wurde brutal unterbrochen, als sie durch eine Tür trat und sofort mit einem eisernen Griff gepackt wurde. Bevor sie ihren Gefährten eine Warnung zurufen konnte, preßte sich eine Hand auf ihren Mund.
    Margot wand sich heftig in dem Griff, doch sie hatte der Kraft ihres Angreifers nicht viel entgegenzusetzen. Brutal verdrehte er ihr den Arm, bis sie die Flinte fallenlas-sen mußte. Dann drehte er ihren Kopf langsam, daß sie ihn sehen konnte.
    Sie starrte in die schwarzen Augen des Comte de Varenne. Er zeigte sein übliches unverbindliches Gesellschaftslächeln und rammte ihr den Lauf einer Duellpistole an die Schläfe. Es würde ein blauer Fleck

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