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Wie ein Blütenblatt im Sturm

Wie ein Blütenblatt im Sturm

Titel: Wie ein Blütenblatt im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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ihn zu pflegen. Stellt euch das bitte vor: Hartnäckigkeit trifft auf Widerspenstigkeit! Ich denke, meine sture kleine Frau ist der einzige Mensch auf der Welt, der Michael lang genug ans Bett fesseln kann, damit er richtig gesund wird.
    Nun, da es ihm besser geht, fand ich, Clare brauche ein wenig Urlaub. Also habe ich sie mit nach London genommen.«
    »Typisch für Michael, wieder in die Armee einzutreten, sobald Napoleon von Elba geflüchtet war«, sagte Lucien säuerlich. »Da die Franzosen ihn in Spanien nicht haben umbringen können, mußte er ihnen ja in Waterloo eine neue Chance geben.«
    »Michael hat noch nie einer anständigen Schlacht widerstehen können, und Wellington brauchte jeden erfahrenen Offizier, den er bekommen konnte«, warf Rafe ein.
    »Aber ich hoffe auch, daß die Kriegszeit ein für allemal vorbei ist. Selbst Michael könnte eines Tages vom Glück im Stich gelassen werden.«
    Diese Worte erinnerten Lucien an den Grund ihres Zusammentreffens. »Da ihr jetzt beide hier seid, kommen wir wieder aufs Geschäft zurück. Ich habe Nicholas gebeten, dabei zu sein, da er bei seinen Reisen auf dem Kontinent gelegentlich mit der Frau zusammengearbeitet hat, die ich eben erwähnte.«
    Die beiden Männer tauschten Blicke aus. »Ich habe immer schon vermutet, daß du Lucien auf deinen Streifzü-
    gen durch Europa ein wenig geholfen hast«, sagte Rafe zu Nicholas.
    »Zigeuner können überall hingelangen, und das habe ich mir oft zunutze gemacht. Offenbar bist du auch in den Dienst gezwungen worden.« Nicholas warf Lucien einen amüsierten Blick zu. »Du läßt wirklich kaum einen in deine Karten sehen. Daß Rafe und ich noch nicht einmal voneinander wußten …! Aber es überrascht mich, daß du nun mit uns beiden sprichst. Sind wir plötzlich vertrauenswürdig geworden?«
    Obwohl er wußte, daß man ihn nur necken wollte, erei-ferte sich Lucien. »In meiner Branche ist es nur gesund, niemandem mehr zu verraten, als er wissen muß. Ich breche mit dieser Regel heute, weil du etwas wissen könntest, das Rafe vielleicht helfen wird.«
    »Ich nehme an, die fragliche Dame gehört zu deinen Agenten«, sagte Rafe. »Was für eine Art Ärger macht sie denn?«
    Lucien zögerte und überlegte, wie er am besten beginnen sollte. »Du hast wahrscheinlich die Friedenskonferenz in Paris verfolgt.«
    »Ja, wenn auch nicht intensiv. Wurden die meisten Punkte nicht beim Wiener Kongreß festgelegt?«
    »Ja und nein. Vor einem Jahr waren die Alliierten gewillt, die Kriege Napoleons Ehrgeiz in die Schuhe zu schieben, weswegen die Beschlüsse in Wien recht bescheiden waren.« Lucien nahm die Zigarre aus dem Mund und starrte mißbilligend auf die glühende Spitze. »Alles hätte ganz gut geklappt, wenn Napoleon im Exil geblieben wäre, aber seine Rückkehr nach Frankreich und die Schlacht bei Waterloo hat die Diplomaten aufgescheucht wie eine Katze die Tauben. Weil ein großer Teil der Franzosen den Kaiser unterstützten, greifen die Alliierten jetzt durch. Frankreich wird jetzt weit härter behandelt werden als vor Napoleons Hundert Tagen.«
    »Das wissen wir alle.« Rafe schnippte die Asche von seiner Zigarre. »Wo passe ich da hinein?«
    »Seit einer Weile herrscht ein heftiger, verdeckter Kampf um Einfluß. Und der wird sich hinziehen, bis die Verträge unterzeichnet sind«, sagte Lucien. »Es bedarf nicht viel, um die Verhandlungen zu stören - und es könn-te bis zu einem Krieg gehen. Ein funktionierender Informationsfluß ist von immenser Bedeutung. Unglücklicherweise will meine Agentin Maggie, deren Arbeit bisher von unschätzbarem Wert gewesen ist, sich aus dem Geschäft zurückziehen und Paris verlassen. Möglichst noch, bevor die Konferenz beendet ist.«
    »Biete ihr mehr Geld.«
    »Das haben wir. Sie ist nicht interessiert. Ich hoffe, du kannst sie überreden, ihre Meinung zu ändern und wenigstens so lange zu bleiben, bis die Konferenz vorbei ist.«
    »Ah, kehren wir zum Küssen zurück«, sagte Rafe mit einem vergnügten Funkeln in den Augen. »Ich befürchte, du willst, daß ich meine Ehre auf dem Altar britischer Interessen opfere.«
    »Ich bin sicher, daß dir auch noch andere Mittel zur Überzeugung einfallen«, erwiderte Lucien trocken. »Du bist immerhin ein Duke - vielleicht fühlt sie sich ge-schmeichelt, daß wir dich nur ihretwegen nach Frankreich schicken. Du könntest auch an ihren Patriotismus appellieren.«
    Rafe zog die Brauen zusammen. »Zwar bin ich ge-schmeichelt, daß du meinen Charme so hoch

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