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Wie ein boser Traum

Wie ein boser Traum

Titel: Wie ein boser Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Webb Debra
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Namen da raus.«
    Clint konnte Emily gar nicht schnell genug vom Haus wegführen. In ihrem Kopf drehte sich alles; ihr Magen grummelte.
    »Ist irgendetwas davon wahr?«, fragte sie, wohl wissend, dass Marvin bestimmte Bemerkungen Clint gegenüber nicht ohne Grund hatte fallen lassen.
    »Ich erinnere mich noch an das Jahr, als Justine Mallory an der Pine Bluff High zu unterrichten begann«, sagte er. »Alle Jungs fanden sie wunderschön. Ich war in der Mittelstufe und verdammt blöd, aber ich war nicht blind. Sie sah wirklich klasse aus.«
    Emily ließ ihn weiterreden. Wenn sie ihn noch anspornte, würde die Wahrheit, die sie nicht hören wollte, noch schneller ans Tageslicht kommen.
    »In meinem letzten Schuljahr war es ganz offensichtlich. Sie hatte immer ihre Lieblinge. Jedes Jahr ein paar Jungs, normalerweise gute Sportler. Aber niemand konnte es beweisen, und die Jungs haben nie etwas gesagt. Ich weiß nicht, wie sie es angestellt hat, dass die Jungs nicht damit geprahlt haben, aber niemand, von dem ich glaubte, dass er etwas mit ihr hatte, hat jemals darüber geredet.
    Aber ich habe es gewusst.« Er blickte zu Emily. »In meinem letzten Schuljahr hat sie sich an mich rangemacht.
Ich habe sie ignoriert, und damit war die Sache gegessen. Aber danach hatte sie mich auf dem Kieker. Da hat sie mich dann im Unterricht regelrecht schikaniert.«
    Emily wusste nicht, was sie von alldem halten sollte. Es ging hier um Ereignisse, die fünfzehn Jahre zurücklagen. Justine musste also mit Dutzenden von Jungs was gehabt haben. »Irgendjemand muss doch etwas mitgekriegt haben.«
    »Das weiß ich nicht.« Er bremste vor der ersten Ampel, als sie zur Stadtgrenze von Pine Bluff kamen. »Ich kann nur sagen, was ich vermutet habe. Vielleicht hat sie damit aufgehört. Offenbar hat es Erpresserfotos gegeben. Das war mit ziemlicher Sicherheit die Art, wie Justine dafür gesorgt hat, dass Marvin den Mund hält.« Er hielt Emilys Blick stand. »Was hast du gemeint, als du von einer Entdeckung in Justines Haus gesprochen hast? Hast du die Halskette gefunden?«
    Oh verdammt . Sie hatte ganz vergessen, ihm davon zu erzählen. Das würde ihm nicht gefallen. »Als ich auf Marvin zu sprechen kam, hab ich’s komplett vergessen.« In aller Kürze erzählte sie Clint, was sie gesehen und gehört hatte und dass sie Justines Halskette nicht dort gefunden hatte, wo sie – nach Justines Worten – lag. »Die Fotos waren ziemlich bizarr.« Emily schauderte bei der Vorstellung, dass an Marvins Behauptung etwas dran sein könnte. Die Fotos ließen sich mühelos zu erpresserischen Zwecken nutzen. »Und der ganze teure Schmuck …« Der Gedanke kam ihr ganz plötzlich. »Wieso hat Justine sich den leisten können?«
    »Als du sie in ihrem Haus aufgesucht hast«, sagte Clint und sah sie mit steinerner Miene an, »bist du ein
großes Risiko eingegangen. Was hast du dir eigentlich dabei gedacht?«
    »Ich war verzweifelt, wollte unbedingt herausfinden, ob Justine die Halskette hatte.« Emily begriff noch immer nicht ganz das Ausmaß dessen, was sie bisher herausgefunden hatten. »Kaum zu glauben, dass ich ihr all die Jahre so nahe war und überhaupt nichts gemerkt habe. Sie war zu allen Cheerleadern wie eine gute Freundin. Alle haben sie gemocht.« Mochten sie noch immer, wie Emily erkannte, als sie sich an ihren jüngsten Besuch in der Schule erinnerte.
    »Eine so gute Freundin, dass sie von dem offenen Fenster wusste?«, fragte Clint. »Und wusste, dass Heather in jener Nacht in deinem Bett liegen würde?«
    Er bremste vor einer Ampel. Wieder trafen sich ihre Blicke. Emily hatte das Gefühl, als würde ihr der Boden unter den Füßen weggezogen. »Ja.«

39
    Turner-Villa
Mitternacht
     
    Granville goss sich einen Brandy ein, kippte ihn runter, dann schenkte er sich noch einen ein. Er wiederholte den Vorgang noch zweimal, bevor er innehielt und Luft holte.
    Er war zweiundsechzig Jahre alt. In den letzten vierzig Jahren hatte er ein riesiges Vermögen angehäuft. Er hatte hart gearbeitet, um diesen Platz im Leben einzunehmen.
Und das Einzige, was er sich wirklich immer gewünscht hatte, war das Glück seiner Familie.
    Er hatte Opfer gebracht, natürlich.
    Allerdings erreichte man ein solches Niveau an Sicherheit im Leben nicht, ohne dass man einigen Leuten auf die Füße trat und über ein paar Leichen ging – bildlich gesprochen. Diese Zeiten belasteten Granvilles Gewissen. Er würde, am Ende, seinem Herrgott gegenüber wegen dieser Entscheidungen

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