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Wie ein boser Traum

Wie ein boser Traum

Titel: Wie ein boser Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Webb Debra
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morgens an Clints Haus vorbeigefahren, aber dass er in Higgins’ Autowerkstatt ein Willkommenskomitee vorfinden würde, damit hatte er nicht gerechnet. Das machte ihn wohl zu einem Promi.
    Während er auf einen freien Parkplatz auf dem Hof neben der Werkstatt fuhr, erkannte er den Beamten. Ray Hale. Der Chief selbst war also gekommen, um dafür zu sorgen, dass der Exknacki wie ein braver, gesetzestreuer Bürger zur Arbeit ging. Wollte der Chief ihm etwa auch
zur Bank hinterherlaufen, wenn er seinen Lohnscheck einlöste? Vorräte im Supermarkt einkaufte? Zum Pinkeln ging?
    Clint wunderte sich über gar nichts mehr. Dass Emily Wallace bis fast um Mitternacht im parkenden Wagen vor seinem Haus gesessen hatte, obwohl er ihr wie eine Bedrohung erschienen sein musste, war schon erstaunlich genug.
    Allein die Vorstellung, dass sie dort draußen geparkt und ihn beobachtet hatte, machte ihn fuchsteufelswild. Er ahnte, was sie vorhatte; ihm war nur nicht klar gewesen, wie tief ihm das unter die Haut gehen würde. Im Gefängnis hatte man ihn auf Schritt und Tritt überwacht und sein Leben diktiert. Er hatte lernen müssen, mit der ständigen Überwachung zu leben; und er hatte keine Lust, sich jetzt damit abzufinden.
    Ein Teil von ihm hatte Emily einen Schrecken einjagen wollen, damit sie abhaute und ihn in Ruhe ließ. Aber das konnte er ja nicht tun. Er brauchte sie. Also war er schnurstracks auf ihren Wagen zumarschiert, mit der Absicht, ihr ordentlich die Meinung zu sagen und sie aufzufordern, noch einmal darüber nachzudenken, was ihrer Überzeugung nach in jener Nacht passiert war.
    Und was hatte er getan? Er hatte sich dabei ertappt, wie er sie angaffte. Große braune Augen und ein sinnlicher Mund, den sie damals hinter ihrem langen, seidigen Haar zu verbergen versuchte. Er hatte davon geträumt, diesen Mund zu küssen, lange bevor er sich die Freiheit genommen hatte, auch wenn sie ihm millionenmal gesagt hatte, er solle sie in Frieden lassen.
    Allein ihre Stimme wieder zu hören hatte ihm irgendwie zugesetzt.

    Zehn beschissene Jahre lang hatte er überlegt, was er tun und sagen würde, wenn sich ihm die Gelegenheit dazu böte, er war so nahe dran gewesen, und trotzdem waren ihm die meisten Sätze, die er hatte sagen wollen, im Hals stecken geblieben.
    Als sie es gewagt hatte, ihm mitten ins Gesicht zu sagen, er solle abhauen, genauso wie damals, hatte er den Blick dennoch über jeden Zentimeter ihres Körpers schweifen lassen. Der lange Rock, der dazu einlud, dass man ihn hochschob, weit genug, um ihre glatten Schenkel zu sehen … vielleicht einen Blick auf die seidene Unterhose zu erhaschen. Sie hatte einen hübsch geschwungenen Po und hohe, volle Brüste, die sich auch unter der bis zum obersten Knopf zugeknöpften Bluse abzeichneten.
    Und das war das Schlimme. Denn vor Gericht hatte er sich nur einer Sache schuldig gemacht: Er hatte Emily Wallace begehrt. Das war’s! Und schau, was ihn das gekostet hatte.
    Offensichtlich hatte sein aggressives Auftreten eine verspätete Fluchtreaktion bei ihr ausgelöst. Heute Morgen hatte er weit und breit nichts von ihr gesehen. Er stieg aus dem Auto und ging zu Ray und Higgins, die sich unterhielten. Das Gespräch drehte sich garantiert um ihn, denn beide Männer wirkten gar nicht glücklich. Herzlich willkommen in seinem Leben.
    Clint hatte verdammt lange keine Autos mehr repariert, nicht mehr, seit er während der Schulzeit an seiner ersten Karre geschraubt hatte. Aber es machte ihm nichts aus, sich die Finger schmutzig zu machen. Er musste ja seinen Lebensunterhalt verdienen; Autos reparieren war so gut wie jede andere Arbeit.

    Als er sich dem Eingang zur Werkstatt näherte, hörte er die Anspannung in den Stimmen der beiden Männer, dann verstummte das Gespräch.
    Plötzlich erkannte Clint den Grund. Auf eine der Werkstatttüren war in großen Lettern gesprayt worden: Mörder zu beschäftigen ist eine Sünde .
    »Clint.« Ray quittierte sein Eintreffen mit einem Nicken.
    Higgins blickte ihn nervös an und murmelte: »Morgen.«
    »Was ist denn passiert?« Die Frage war rein rhetorisch, um ins Gespräch zu kommen. Man musste kein Blitzmerker sein, um das zu begreifen.
    »Ein bisschen Vandalismus. Nichts, was wir nicht in den Griff bekommen, stimmt’s, Higgins?«
    Der Werkstattbesitzer warf einen Blick auf die verunstaltete Tür, dann auf Ray. »Klar, kein Problem«, sagte er zu Clint gewandt. Seine aufgesetzte verständnisvolle Miene stand Higgins nicht besonders gut.
    Das

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