Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie ein boser Traum

Wie ein boser Traum

Titel: Wie ein boser Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Webb Debra
Vom Netzwerk:
zeugte. Die grauen Augen blickten klar, und er sah mit ihnen so gut wie in seinem vierzigsten Lebensjahr. Er war hochintelligent und stinkreich. Er hatte viel geerbt und noch besser investiert, und es war die weit verbreitete
Meinung, dass ihm die Stadt gehöre. Ray war genauestens bekannt, wie Granville seine Geschäfte abwickelte, und hatte die Hackordnung in der Stadt schnell verinnerlicht. Granville Turner stand ganz oben in dieser Ordnung. Was er haben wollte, bekam er meistens auch.
    »Ich würde gern wissen, welche Pläne Sie haben, um Clint Austin aus meiner Stadt hinauszuwerfen.«
    Er nahm auch kein Blatt vor den Mund.
    »Ich verstehe ja Ihre Bedenken, Granville«, begann Ray, wohl wissend, dass er sich seine Worte hätte sparen können. »Aber Sie müssen verstehen, dass mir die Hände gebunden sind. Clint Austin hat seine Strafe abgesessen. Ich kann nichts tun gegen seine Entscheidung, nach Pine Bluff zurückzukehren – es sei denn, er verstieße gegen Gesetze oder seine Bewährungsauflagen.«
    Granville Turner rutschte auf seinem Stuhl nach vorn, seine Augen verengten sich zu Schlitzen. »Wenn der Junge auch nur einen Menschen in dieser Stadt scheel ansieht, dann will ich, dass Sie einen Weg finden, ihn nach Holman zurückzuschicken. Haben wir uns verstanden, Ray?« Granville zeigte mit dem Finger auf ihn. »Wenn ich daran denke, was dieser Mistkerl dieser Stadt – meinem Sohn – antun könnte, dann hätte ich nicht übel Lust, ihn mit bloßen Händen in Stücke zu reißen.«
    Ray wählte seine Worte sorgfältig. »Granville, Sie und Keith haben überhaupt nichts zu befürchten. Ich habe die Lage im Griff. Austin wird uns keine Scherereien machen.«
    Granville sah ihn mehrere Sekunden lang durchdringend an, bevor er sich aus seinem Stuhl erhob. »Also gut.«
    Ray stand ebenfalls auf. Wenn er so leicht davonkäme,
dann würde er einen Besen fressen. Aber bei Granville war nichts jemals leicht.
    »Ich weiß, Sie haben das nötige Talent, dafür zu sorgen, dass die Situation nicht außer Kontrolle gerät.« Er fixierte Ray. »Aber wenn Sie zulassen, dass der Mistkerl irgendwelche Scherereien macht, haben wir beide ein ernstes Problem. Ich möchte nicht, dass mein Sohn noch mehr leidet, als er es schon tut.«
    Eigentlich hätte Ray enorm sauer über diese unverschämte Bemerkung sein müssen, aber sie verstanden einander ohne Worte. Wenn’s hart auf hart kam, dann kannte er ja den direktesten Weg zu Granvilles Achillesferse. Auch das hatte Ray gleich zu Anfang gelernt: Lerne die Geheimnisse deines Gegners kennen. Das konnte den Ausschlag geben.
    Die Gegensprechanlage auf seinem Schreibtisch summte. Er setzte sich und nahm den Hörer ab, den Kopf nach links geneigt und den Blick noch immer auf den Mann gerichtet, der soeben aus seinem Büro marschiert war und jetzt am Schreibtisch seiner Sekretärin stehen blieb, um mit ihr zu plaudern oder Fragen zu stellen, die ihn aller Wahrscheinlichkeit nach nichts angingen. »Ja.«
    »Leitung eins für Sie, Chief.« Mary Alice nannte ihm nicht den Namen des Anrufers, weil Granville immer noch neben ihrem Schreibtisch stand.
    »Danke.«
    Ray blickte auf den Knopf, der am Telefon blinkte. Er hoffte inständig, dass es nicht noch ein Anrufer war, der schwor, Clint Austin habe in sein Küchenfenster gespäht oder irgendein Werkzeug geklaut, das er in der Garage nicht wiederfinden könne. Er atmete erschöpft aus. Vermutlich seine Frau, die wissen wollte, ob er heute auch
wirklich zum Lunch käme. In jüngster Zeit hatte er mehr Verabredungen mit ihr ausfallen lassen, als er eingehalten hatte. Er drückte den Knopf und brachte es hinter sich.
    »Ray Hale.«
    »Ich liebe es, wie du das sagst. Hmmm. So sexy.«
    Seine Wut flammte auf, aber er hielt sich im Zaum. »Was wollen Sie?« Er sah noch einmal nach, ob Granville gegangen war.
    Ein tiefes, gehauchtes Seufzen, das verführerisch klingen sollte, durch die Leitung geflüstert. Ray weigerte sich, sie so an sich herankommen zu lassen, wie ihr das früher mühelos gelungen war.
    »Ich glaube, wir haben da ein Problem, Baby. Ich denke, uns steht eine wahre Kernschmelze bevor, und einige Leute werden sich gehörig die Finger verbrennen.«
    Miststück. »Wenn Sie wissen, was gut für Sie ist, dann halten Sie sich raus aus der Sache.«
    »Ist das eine Drohung, Chief? Du weißt doch, wie es mich anmacht, wenn du mich hart rannimmst.«
    Er hätte beinah aufgelegt, aber was sie dann sagte, ließ ihn jäh innehalten.
    »Sie steht

Weitere Kostenlose Bücher