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Wie ein boser Traum

Wie ein boser Traum

Titel: Wie ein boser Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Webb Debra
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ihr Bruder aufwachte und irgendetwas brauchte oder ihre Eltern
früher zurückgekommen wären. Wenn sie in Emilys Zimmer gespäht hätten, hätten sie jemanden in ihrem Bett schlafen gesehen. Und keinerlei Verdacht geschöpft.
    Nur dass das nicht gereicht hatte … Emily hatte die Katastrophe nicht kommen sehen. Es hatte keinerlei Anzeichen gegeben … abgesehen von der hässlichen Auseinandersetzung mit Austin auf der Bowlingbahn. Aber das war eine ganze Woche vorher gewesen. Clint Austin hatte draußen vor der Bowlingbahn auf sie gewartet. Er hatte Emily geneckt und mit ihr geflirtet, so wie immer, aber diesmal war es anders gewesen. Sie war immer noch verletzt gewesen von der Art, wie er sie ein paar Tage zuvor geküsst und dann einfach sitzen gelassen hatte. Sie hatte es ihm ordentlich gegeben. Sie hatte ihn als gemeinen Typen und mit ein paar weiteren ausgewählten Worten beschimpft. Er hatte sich lauthals revanchiert, und alle auf dem Parkplatz hatten die Szene mitbekommen.
    Sie hätte ihn nicht gegen sie aufbringen sollen.
    Sie hätte ihr Schlafzimmerfenster nicht unverschlossen lassen sollen.
    Sie hätte Heather nicht bei sich schlafen lassen sollen.
    Sie hätte sterben sollen.
    »Du darfst dir keine Vorwürfe machen, Emily.« Justine drückte Emily kurz die Hand und sah sie dabei an, als befürchtete sie unmittelbar deren völligen Zusammenbruch. »Du konntest nichts dafür, dass er durchgedreht ist. Gott allein weiß, was ihn so aus der Bahn geworfen hat. Man spricht von Drogen.«
    Aber Emily wusste, was ihn wütend gemacht hatte. Und die Drogentheorie hatte man nicht beweisen können.
    »Hallo, Mrs. Mallory!«

    Justine begrüßte das Footballteam, das in lockerer Formation vorbeijoggte. »Morgen, Jungs.«
    Ein paar Jungs griffen sich dramatisch an die Brust, pfiffen anerkennend und überschütteten ihre Lieblingslehrerin mit unzweideutigen Gesten der Bewunderung, wie aufsässige Jugendliche in einem Erziehungscamp. Offenbar war Justine Mallory noch immer der Liebling aller Schüler.
    Justine tat die letzten Zurufe mit einer Handbewegung ab. »Diese Jungs – die ändern sich nie.«
    »Jetzt muss ich aber wirklich gehen. Es war wirklich schön, Sie wiederzusehen, Justine.« Als Emily die Autotür öffnete, drohte erneut Panik aufzusteigen.
    Justine fasste sie leicht an der Schulter. »Halt dich fern von ihm, Emily. Du hast genug durchgemacht.«
    Emily zuckte zusammen. Ihr Nervenzusammenbruch war ein Geheimnis, aber so wie alles andere in dieser Stadt blieb nichts lange unbekannt. Die Leute flüsterten noch immer hinter vorgehaltener Hand über sie. Inzwischen konnte sie das an Pine Bluff nicht ausstehen.
    »Ich will dir zwar keine Angst einjagen«, fuhr Justine fort, »aber er könnte immer noch gefährlich sein. Vielleicht mehr denn je. Komm ihm nicht zu nahe.«
    Emily spielte ihr so viel Überraschung vor, wie nur möglich, als ihr plötzlich klar wurde, was ihre Bemerkung ausgelöst hatte. »Warum sollte ich das Ihrer Meinung nach wollen?«
    Hatte sie wirklich erwartet, sich so verstellen zu können? Aber manche Leute hatte eben nichts Besseres zu tun, als sich die Mäuler zu zerreißen. Sicher redeten schon alle über sie, seitdem sie die Stadtgrenze überquert hatte.

    »Die Leute reden viel.« Anteilnahme zeigte sich auf Justines erstaunlich faltenlosem Gesicht. »Dagegen lässt sich kaum etwas machen, weißt du. Du musst loslassen. Wie wir alle. Hast du die Zeitung gelesen?« Sie war sichtlich aufgebracht. »Die haben sogar den Unsinn über sein so genanntes Alibi geschrieben. Er hat damals gelogen; er wird jetzt lügen … oder Schlimmeres. Halt dich fern von ihm, Em.«
    Emily schüttelte den Kopf. Sie hatte die Zeitung nicht gelesen. »Ich weiß Ihre Besorgnis sehr zu schätzen, Justine, aber mir geht’s gut. Wirklich.« Diesmal stieg Emily ein. Ihre Eltern hatten ihren Bedarf an Sorgen mehr als befriedigt. Mehr davon brauchte sie nicht, nicht mal von der Lehrerin und dem Schulleiter, die sie immer bewundert hatte.
    »Sag mir Bescheid, wenn du irgendetwas brauchst.«
    Emily brachte ein schwaches »Danke« zustande, dann startete sie den Motor und fuhr rückwärts vom Parkplatz.
    Justine winkte und schaute ihrem Auto nach.
    Bevor Emily auf die Straße einbog, warf sie einen Blick in den Rückspiegel. Eine andere Frau hatte sich zu Justine gesellt. Bestimmt um den neuesten Klatsch zu erfahren. Emily konnte nicht erkennen, wer es war. Nachlässiger Pferdeschwanz, weite Klamotten, der krasse

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