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Wie ein boser Traum

Wie ein boser Traum

Titel: Wie ein boser Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Webb Debra
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Gegensatz zu Justines modelperfektem Aussehen. Die andere Frau sah herüber und winkte. Der Geruch nach Formaldehyd und verstümmelten Fröschen stieg in Emily auf. Misty Briggs. Biologie und Chemie. Batty Briggs. Emily winkte zurück, dann fuhr sie los.
    Die Gerüchte zogen Kreise.
    Schon jetzt ruhten alle Blicke auf ihr. Alle schauten zu,
um zu sehen, was als Nächstes kam. Um mitzuerleben, wie sie ihren nächsten Zusammenbruch erlitt.
    Arme Emily Wallace …
    Alle wussten, dass Heather ihretwegen tot war.

9
    Polizeirevier im Rathaus
11.30 Uhr
     
    »Chief!«
    Ray blickte von dem Bericht über einen versuchten Raub bei Sack & Go in der vergangenen Woche auf. Seine Sekretärin stand in der Tür. »Was ist denn, Mary Alice?«
    »Granville Turner hat angerufen. Er ist auf dem Weg hierher. Er sagt, er muss dringend etwas mit Ihnen besprechen.«
    »Schicken Sie ihn zu mir rein, wenn er da ist.«
    Mary Alice Sullenger nickte und ging zu ihrem Schreibtisch zurück. Sie arbeitete schon so lange mit Ray zusammen, dass sie wusste, auf welche Besuche er sich freute und auf welche nicht. Ray betrachtete Granville Turner zwar in vielerlei Hinsicht als Verbündeten, wusste aber aus eigener Erfahrung, was für eine Nervensäge der Mann sein konnte, wenn ihn der Hafer stach.
    Ray seufzte und nahm sich den nächsten Bericht vor. Über Granville würde er sich später Gedanken machen; bis er da war, musste er noch etwas erledigen.
    Wenigstens schwieg ausnahmsweise mal das Telefon.
Mary Alice hatte den ganzen Morgen Telefonate von besorgten Bürgern entgegengenommen, die die wahre Geschichte über Clints Entlassung erfahren wollten.
    Ray blickte mürrisch auf die Ausgabe des Pine Bluff Sentinel, die auf einer Ecke des Schreibtischs lag. Das Foto, das Lassiter in Bradys Büro gemacht hatte, prangte auf der Titelseite. Der Artikel las sich wie ein politisches Statement pro und contra mit Troy Baker und seiner am Boden zerstörte Familie auf der einen und Ray auf der anderen Seite. Das ganze verdammte Zeug war lächerlich, eine einseitige Geschichte über Clints Jugend. Wie sein Daddy Clint verlassen hatte und seine Mutter gezwungen gewesen sei, Tag und Nacht zu arbeiten, um über die Runden zu kommen, und ihn vernachlässigt habe. Jede Rangelei auf dem Schulhof und jeder Strafzettel wegen überhöhter Geschwindigkeit, den Clint je bekommen hatte, wurde vor der Leserschaft ausgebreitet, damit die Leute sich das Maul darüber zerreißen konnten. Und als wäre das alles noch nicht schlimm genug, hatte Lassiter zahlreiche Details über die Mordnacht breitgetreten, die er zum Teil offensichtlich nur vom Hörensagen kannte.
    Die gesamte Seite zielte darauf ab, Clint erneut den Prozess zu machen. Ray hatte Jacob Talbot angerufen, den anderen Eigentümer des Sentinel , und ihm gesagt, was er von der Schmutzkampagne halte, die seine Zeitung offenbar veranstalte. Es hatte gar nichts gebracht. Talbots Sohn war mit Heather Baker in einer Klasse gewesen.
    Verärgert unterzeichnete Ray den Bericht, den er nur überflogen hatte, und griff nach dem nächsten. Er konnte sich an eine Zeit erinnern, als dem Polizeichef hier ein
bisschen Respekt gezollt wurde. Wie Don Ledbetter wohl mit der Situation umgegangen wäre, wenn er noch gelebt hätte und Chief gewesen wäre?
    Ray hörte, wie Granville Turner hereinkam, lange bevor er in der Tür zu seinem Büro stand. Granville hatte eine laute, arrogante Stimme, die Aufmerksamkeit verlangte.
    Ray stand auf und setzte eine geduldige, freundliche Miene auf. »Schön, Sie zu sehen, Granville. Und wie geht’s Becky? Wohlauf und munter, hoffe ich.« Becky war die preisgekrönte Jagdhündin des reichen alten Mistkerls. Er behandelte den Hund besser als einige seiner eigenen Spezies. Dem Hund hatte kürzlich ein Geschwür entfernt werden müssen, das gottlob nicht bösartig war.
    Granville griff über den Schreibtisch hinweg und schüttelte Rays ausgestreckte Hand. »Es geht ihr ganz prima, Chief. Danke der Nachfrage.« Ohne weitere Umstände nahm er Platz.
    Ray setzte sich auf seinen Stuhl und kam sofort zur Sache: »Was kann ich heute für Sie tun, Granville?«
    Mary Alice schloss die Tür, die Rays Besucher offen gelassen hatte. Aufgrund früherer Erfahrungen wusste sie, dass ein Treffen mit diesem ganz besonderen Mitbürger laut werden konnte.
    Granville Turner war über sechzig und hatte die Statur eines Sportlers. Sein Haar hatte jenen eleganten Grauton, der mehr von Macht und Geld und weniger von Alter

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