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Wie ein dunkler Fluch

Wie ein dunkler Fluch

Titel: Wie ein dunkler Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Webb
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gesehen. Wir hätten ihren Namen mit Hilfe des Telefonbuchs wohl nie rechtzeitig gefunden, wenn ihre Schwester sie nicht als vermisst gemeldet hätte.«
    »Wie kommt ihre Schwester denn darauf, dass sie vermisst wird?« Alleinlebende wurden manchmal erst nach Tagen als vermisst gemeldet.
    »Sie hatten sich heute zum Mittagessen verabredet. Die Schwester machte sich Sorgen wegen Katherines Depressionen. Also ist sie zu ihr gefahren, als sie mehrere Stunden nichts von ihr gehört hatte. Der Hintereingang zum Haus war aufgebrochen worden, und es gibt Anzeichen für einen Kampf.« Er steckte sich eine Zigarette an, inhalierte tief. »Hat inszeniert ausgesehen. Aber egal, wie er sie aus dem Haus geschafft hat – sie ist weg. Die Leute von der Spurensicherung sind jetzt da.«
    »Nachbarn?«, fragte Vivian, als sie das Gelände von Sloss Furnaces betraten.
    »Niemand hat etwas gesehen.« Er deutete zu den Spürhunden und ihren Führern. »Aldridge hat die blaue Weste gefunden, die Katherine Jones gestern Abend bei der Arbeit trug. Hoffentlich bringt das die Hunde auf ihre Spur. Worth und Talley vernehmen gerade ihre Angehörigen. Der Mann des Opfers ist vor zwei Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Laut ihrer Schwester ist sie seitdem nicht mehr sie selbst.«

    » … ihr Bedauern … « Mrs. Jones hatte ihren Ehemann verloren. Trauerte wohl noch immer. Vivian packte die kalte Wut. Was bildete sich dieser Drecksack ein? Erst ein Kind, dann eine Frau, die bereits ihren Mann verloren hatte? Was konnte eines dieser Opfer dem Täter denn angetan haben? Das war das Einzige, worauf Vivian sich bei der ganzen Geschichte freute – den Kerl hinter Schloss und Riegel zu bringen.
    »Wo wollen Sie anfangen?« Sie faltete die Broschüre so, dass die Karte nach außen zeigte, warf einen Blick auf die weitläufige Industrieanlage, die so aussah, als wäre sie in der Zeit stehen geblieben. Der riesige restaurierte Hochofen, den sie von der Klassenfahrt mit ihrer Grundschulklasse her noch gut in Erinnerung hatte. Wie auch die aufragenden Wärmetauscher und die riesigen Schornsteine. Sie hatte sich ganz klein gefühlt, umgeben von diesen Metallriesen, die sie auf irgendeine Weise um ein ganzes Jahrhundert zurückversetzt hatten. Fühlte sich auch jetzt so.
    »Ich nehme an, Sie waren schon mal hier.«
    Sie sah McBride an; törichterweise fiel ihr der Bartschatten an seinem Kinn auf. »Ausflug in der sechsten Klasse.«
    Er sah sie an und schaute zur Abwechslung mal nicht auf ihren Mund. »Wissen Sie, vielleicht geht es bei der ganze Sache genauso sehr um Sie wie um mich.«
    Sie runzelte kurz die Stirn. Das war doch nicht möglich. Niemand wusste etwas über ihre Vergangenheit – und sie hatte noch keinen Ruf in ihrem Beruf erworben, um so viel Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit zu erregen.
    »Das war ein Scherz, Grace.«

    Jetzt blickte sie finster drein. »Ich finde das gar nicht komisch.« Sie drehte sich zu den rostigen alten Industriebauten um und wiederholte ihre Frage. »Wo wollen Sie anfangen?«
    McBride überlegte einen Augenblick. »Ich habe das Team schon angewiesen, die übliche Rastersuche durchzuführen.« Er sah sie an. »Sie und ich, wir fangen mit allem an, was Wasser enthält.«
    » … ehe sie ertrinkt …«
    Falls Katherine Jones hier war und die Gefahr, die ihr drohte, in den Hinweisen der E-Mail verborgen war, ähnlich wie bei Alyssa Byrne, dann ging es um Tod durch Ertrinken. An irgendeinem Ort, der deutlich sichtbar war.
    Mit anderen Worten – Vivian blickte sich nochmal um -: praktisch überall.
    Während sie sich im Schatten des stillgelegten Hochofens bewegten und zwischen den himmelhohen Schornsteinen entlanggingen, fragte sie sich, was hier eigentlich nicht Wasser enthielt. Ventile, Messgeräte und Röhren, die in alle Richtungen wiesen, wie Ranken, die sich die rostigen Metalloberflächen entlangschlängelten. Dampfventile und Schachtöffnungen vermittelten den Eindruck eines U-Boots auf dem Trockenen.
    Es wurde viel zu schnell dunkel. Selbst mit Taschenlampen waren die Eisengitterplanken entlang der Hauptwege verdammt düster. Irgendwie hatten sich im vergangenen Jahrhundert Bäume durch die sandige Erde geschoben und standen jetzt wie fremde Wesen in dieser Metallwüste. Der Wind raschelte in den Blättern und erhöhte noch den Gruselfaktor.
    Die Suchmannschaft hatte den Auftrag, die verfallenen
Backsteingebäude zu durchkämmen, darunter die angeblich verfluchten Hallen mit den Wärmetauschern.

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