Wie ein dunkler Fluch
würde ihr guttun. Das Mittagessen hatte sie ausfallen lassen müssen. Nachdem sie dem Einsatzleiter der Polizei gesagt hatte, er solle mit seinen Leuten nach Hause fahren, ging sie kurz in den Souvenirladen.
»Ein Dollar neunundfünfzig«, sagte die Verkäuferin, nachdem sie den Betrag in die Kasse eingetippt hatte.
Vivian reichte ihr einen Zweidollarschein und griff nach ihrer Cola. Ein Haufen Broschüren mit Annoncen der lokalen Attraktionen füllten die Gestelle auf dem Tresen neben der Kasse. Die ersten beiden weckten ihre Aufmerksamkeit. Shelby Ironworks und Sloss Furnaces. Beides Industrie-Denkmäler der Stadt, Letzteres ein riesiges Open-Air-Museum. Vivian hatte Sloss Furnaces auf einer Klassenfahrt in der sechsten Klasse besucht. Sie griff nach der Broschüre; gleichzeitig kam ihr eine ferne Erinnerung. Sie brauchte definitiv den Zucker; sonst setzte ihr Denkvermögen noch aus.
McBride und sie hatten Sloss Furnaces und Tannehill Ironworks wie auch Shelby Ironworks als Nächstes für die Suchaktion ins Auge gefasst, aber sie befanden sich alle nicht oben auf dem Roten Berg. Dieser eine Faktor hatte den Park auf der Prioritätenliste ganz nach oben gesetzt.
Aber man hatte sich geirrt … sie hatte sich geirrt.
»Also, das ist ein schönes Ausflugsziel«, sagte die Verkäuferin und nickte wissend. »Ich gehe jedes Jahr mit meinen Kindern dorthin, wegen des Geisterhauses. Jagt den Kleinen einen Heidenschreck ein.«
Vielleicht lag es an ihrem niedrigen Blutzuckerspiegel oder an ihrem tiefen Frust, jedenfalls schlug Vivian die Faltbroschüre auf, um einen kurzen Blick hineinzuwerfen. Um ihre Gedanken abzulenken. »Es ist schon eine Weile her, dass ich dort war«, sagte sie, mehr zu sich selbst als zu der Frau hinter dem Tresen.
»Oh, Sie müssen unbedingt mal wieder dorthin gehen. Das alte Gelände ist wirklich sehenswert. Diese aufragenden Schornsteine und Hochöfen.« Sie lachte. »Die alten Röhren schlängeln sich in alle Himmelsrichtungen, wie Gespenster aus Stahl, die um die Ecken schauen.«
Vivian lächelte und ließ sich von der Begeisterung der Frau anstecken. »Hört sich gut an.« Sie drehte den Verschluss der Flasche auf und nahm einen langen, höchst notwendigen Schluck.
»Und die Kinder lernen auch etwas dabei«, redete die Verkäuferin weiter, als sie Vivian das Wechselgeld gab. »Das Stahlwerk gibt es schon seit über hundert Jahren. In den Hochöfen wurde das Erz geschmolzen, das man aus dem Berg ausgegraben hatte, und dann zu Stahl verarbeitet.
Das hat diese Stadt reich gemacht. Birmingham wäre nichts als ein Tankstopp zwischen Huntsville Rocket City und dem Capitol in Montgomery, wenn es nicht solche Stahlhütten wie Sloss gegeben hätte.« Sie nickte resolut. »Lassen Sie sich von den rostigen alten Kesseln und Wassertanks nicht täuschen, sie sind ein wichtiger Teil unserer Geschichte.«
Fast hätte Vivian sie gefragt, ob sie an dem Kartenverkauf beteiligt wäre, aber dann durchdrang die letzte Bemerkung der Verkäuferin all ihre Müdigkeit und Frustration und brachte sie auf einen Gedanken – rostige alte Kessel und Wassertanks.
Wassertanks .
» … Sie müssen sie finden, ehe sie in ihrem eigenen Bedauern versinkt …«
» Darf ich die mitnehmen?« Vivian faltete die Broschüre rasch zusammen.
»Nehmen Sie eine Hand voll. Wir haben jede Menge davon.«
»Danke.« Vivian eilte zur Tür hinaus, und zugleich verwandelte sich ihre neu erwachte Hoffnung in eine innere Erregung, dass ihr das Herz fast bis zum Hals schlug. Sie drückte die Kurzwahltaste, unter der sie McBrides Handynummer gespeichert hatte. Sie hatte es irgendwann am Abend zuvor getan. Beinahe hätte sie die Nummer kurz danach wieder gelöscht, nach seiner neunmalklugen Bemerkung im Fahrstuhl heute Morgen. Sie würde bald mal mit ihm reden müssen – über Grenzen, die er nicht überschreiten sollte …
Sobald er dranging, platzte sie heraus: »Ich glaube, wir haben am falschen Ort angefangen. Können wir uns am …«, sie blieb an der Beifahrertür des Explorers stehen
und warf einen Blick auf die Broschüre, »… am Gelände von Sloss Furnaces in der 32. Straße treffen?«
Auch er hatte Neuigkeiten. Er hatte das Opfer identifiziert. Die Details wollte er ihr erzählen, sobald sie sich trafen. Sie zog die Fahrertür auf, legte das Handy auf den Beifahrersitz und setzte sich hinters Steuer. Vielleicht klärte sich ja alles auf. Wurde auch Zeit.
Von unterwegs rief sie den Einsatzleiter der polizeilichen
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