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Wie ein dunkler Fluch

Wie ein dunkler Fluch

Titel: Wie ein dunkler Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Webb
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Der Betriebsleiter war eingetroffen und führte das Suchteam durch den metallenen Irrgarten.
    Die Pforten der Hölle . So hatte einer ihrer Klassenkameraden diesen Ort genannt. Dessen Vater hatte erzählt, dass hier während des hundertjährigen Betriebs Hunderte von Arbeitern ums Leben gekommen waren. Schritte auf der Laufplanke hoch über ihr erregten ihre Aufmerksamkeit, auch wenn sie wusste, dass ein Dutzend oder mehr Angehörige des Suchteams und zwei Hunde in jede Richtung ausgeschwärmt waren.
    Komm runter, Grace. Du bist nicht mehr zwölf. Und du glaubst auch nicht mehr an Gespenster . Wegen der zahlreichen Sichtungen angeblicher Gespenster und der Tatsache, dass Sloss Furnaces als einer der gruseligsten Orte galt, freute sie sich eigentlich nicht auf die kommenden Stunden. Ihr Nervenkostüm war schon jetzt nicht mehr das beste.
    Tief im Innern wusste sie aber, dass es nicht wirklich an diesem Ort lag, sondern dass die hereinbrechende Dunkelheit und das Unbekannte sie irritierten.
    Würden sie Katherine Jones rechtzeitig finden?
    Vivian konzentrierte sich wieder auf ihre Arbeit und zeigte auf einen Durchgang weiter vorn. »Die Tür dort führt hinab zum Tunnelschacht. Er kommt am anderen Ende der Anlage wieder heraus. Ich glaube, es gibt darin keine Seitengänge oder Kammern, in denen man sich verstecken kann, es ist nur ein gerader Weg. Vielleicht hat das Suchteam dort schon alles durchsucht.«
    »Ich möchte trotzdem gern dort nachsehen«, sagte McBride und ging in diese Richtung.

    Vivian blickte zu den beiden Polizeibeamten oben auf dem nächstgelegenen Abschnitt der Laufplanke, dann gab sie sich einen Ruck und stieg die Stufen in den Tunnel hinab. Sie erinnerte sich nur allzu gut an diesen Bereich. Nichts hatte sich geändert. Ein langer, stockfinsterer, gruseliger Tunnelgang. Keine Ausweichmöglichkeit, es ging nur vorwärts oder rückwärts, genau wie sie gesagt hatte. Das Geräusch ihrer Atmung, das Tröpfeln von Wasser hallten von den Wänden, als stünde die Zeit still. Das knöcheltiefe Wasser spritzte ihr um die Beine und durchnässte ihre Schuhe, so dass sie nasse Füße bekam.
    Als sie schließlich am anderen Ende ankamen, war sie mehr als bereit, die Suche abzublasen.
    »Dort drüben.« McBride zeigte auf eine Reihe langer Tanks in der Ferne.
    Vivian blickte auf ihre Karte. »Kessel«, erläuterte sie.
    Sie waren verfallen und rostig und enthielten vermutlich kein Wasser, aber sie mussten sichergehen; mit Vermutungen konnten sie sich nicht zufriedengeben.
    Das Leben einer Frau hing davon ab.
    Inzwischen war es dunkel, und Vivian wünschte verzweifelt, dass die Hunde eine Fährte gefunden hätten. Wenn sie das überhaupt konnten . Die plötzliche Erkenntnis traf sie wie ein Keulenschlag. Wenn Katherine Jones von Wasser umgeben war, konnten die Hunde ihre Fährte vielleicht nicht aufnehmen.
    Zwar bestand immer die geringe Chance, dass die Frau, als sie an ihren Zielort gebracht worden war, eine Duftfährte hinterlassen hatte, die die Hunde aufnehmen konnten, aber keine Garantie.
    Vivian blickte auf ihr Handy. Ihnen blieben noch zwölf
Stunden, aber die meisten davon fielen in die Nacht und würden daher nicht sonderlich ergiebig sein.
    Sie sahen in den zehn gigantischen Kesseln nach, in jeder Kammer in den Wänden oder im Boden, in unterund überirdischen Räumen, in allen Röhren, die groß genug waren, dass ein Mensch hineinpasste, in Kokillen, Öfen – sie untersuchten jeden verdammten Gegenstand, auf den sie trafen und der Wasser und/oder einen Menschen enthalten konnte. Und vergeudeten dadurch noch mehr Zeit – dieses kostbare Gut -, ohne dass sich das gewünschte Ergebnis einstellte.
    »Wo steckt sie bloß?«, sagte McBride leise.
    Vivian verstand seinen Frust. Weder die Hunde noch die Beamten des Suchteams hatten eine einzige Spur gefunden, die Anlass zu Hoffnung gab. Etwa alle zehn, fünfzehn Minuten hallte das »Suche beeendet«-Signal über die grabesstille Industrieanlage, und jedes Mal sank Vivians Hoffnung ein wenig mehr.
    »Vielleicht ist sie gar nicht hier.« Sie hasste es, die Worte laut auszusprechen. So große Hoffnungen sie auch auf diesen Ort gesetzt hatte, sie musste der Möglichkeit ins Auge sehen, dass sie sich geirrt hatte.
    »Sie ist hier«, widersprach McBride.
    Wie konnte er das mit so viel Gewissheit behaupten? Was gab ihm diese Sicherheit? Hatte man die, wenn man zehn Jahre lang für das FBI ermittelt hatte? Oder war er mit einem angeborenen Sinn für das Aufspüren

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