Wie ein dunkler Fluch
Suchmannschaft an und bat um Verstärkung am Standort Sloss Furnaces. Der Leiter klang nicht allzu begeistert, es war Freitag, und seine Leute wollten Feierabend machen, aber er war bereit, sie dort zu treffen. Es konnte zwar wieder in eine Sackgasse führen, aber abwarten kam nicht in Frage. Sie mussten es versuchen.
Der Anruf bei Worth sollte zuletzt erfolgen, unmittelbar bevor sie mit der Suche vor Ort beginnen würden. Wenn sie Glück hatte, würde McBride ihn informieren und ihr die Angst ersparen. Worth würde es zwar gar nicht schätzen, dass sie ihn übergangen hatte, aber sie konnte es sich nicht leisten, Zeit zu vergeuden, und außerdem entschied ja ohnehin McBride, was geschah.
An jeder Ampel, vor der sie halten musste, warf sie einen Blick auf die historischen Informationen über das alte Stahlwerk, um ihr Gedächtnis aufzufrischen.
Sloss Furnaces und die Stahlherstellung aus dem Eisenerz des Roten Berges waren für das wirtschaftliche Gedeihen von Birmingham ausschlaggebend gewesen – »… die Achse herunter vom Gipfel des Roten Berges geschmiedet … «
Hunderte Männer waren dort ums Leben gekommen, die meisten verbrannt, aber die Produktion wurde deshalb
nicht eingestellt, »… mit Blut, Schweiß und Entschlossenheit aufgebaut … «
Gott, sie hätte die E-Mail aus einem viel größeren Blickwinkel heraus betrachten müssen. Sie hatten viele Stunden vergeudet.
Reiß dich zusammen . Ihre Eingebung konnte sich als reines Wunschdenken herausstellen. Aber weil sie nichts anderes in der Hand hatte, womit sie hätte weiterarbeiten können, war es der nächste logische Schritt. Sie musste jetzt eben Entscheidungen treffen auf Grundlage der verfügbaren Fakten.
So wie McBride vor drei Jahren.
Zum ersten Mal seit Beginn ihrer Karriere im Bureau verstand sie, wie leicht man scheitern konnte. Diese Erkenntnis ließ sie McBrides unglaubliche Bilanz um so mehr respektieren. Die Hingabe und die Entschlossenheit, die nötig waren, um auch nur annähernd einen solchen Rekord aufzustellen, waren ihr fast unbegreiflich. Vielleicht war dies auch der Grund dafür, dass sein Leben sich nach seiner Entlassung um hundertachtzig Grad gewendet hatte. Vielleicht wusste er nicht, was er sonst mit seinem Leben anfangen sollte, oder hatte es gar nicht probiert.
Sie schob die beunruhigenden Gedanken beiseite. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, sich ablenken zu lassen. Außerdem gingen sie seine privaten Probleme nichts an. Dieser Weg würde nur zu Orten führen, von denen sie sich besser fernhalten wollte.
Angesichts der Tatsache, dass nur noch zwei Stunden Tageslicht verfügbar waren, rief sie den Einsatzleiter noch einmal an und schlug ihm vor, zwei kleinere Teams nach Shelby Iron Works und Tannehill Iron Works zu
schicken. Zwar nahm keiner der beiden Orte in der Historie Birminghams einen so prominenten Platz ein wie Sloss Furnaces, aber warum sollte sie auch nur eine Möglichkeit außer Acht lassen? Die Stunden verrannen. Sie setzte darauf, dass der Täter sich für den Ort mit dem höheren Bekanntheitsgrad entscheiden würde, genauso wie er sich einen Friedhof ausgewählt hatte. Aber in Oak Hill hatten sie Glück gehabt.
Verdammt. Jedes Mal, wenn sie ein stichhaltiges Argument zu haben glaubte, drängte sich etwas anderes in ihre tumultartigen Gedanken und widerlegte es.
Sie hatte sich für Sloss entschieden – jetzt musste sie damit leben, möglicherweise die falsche Entscheidung getroffen zu haben.
19.00 Uhr
Sloss Furnaces
20 Thirty-second Street
Noch 15 Stunden …
McBride und Pratt warteten schon, als sie am Parkplatz unter dem Viadukt an der First Avenue eintraf. Aldridge briefte gerade die Suchmannschaft der Polizei. Die Cola hatte Vivian neue Energie verliehen. Sie war bereit, dieses Rätsel zu lösen.
Das stetige Poltern der Autos, die über ihren Köpfen den Viadukt entlangfuhren, erklang in der Luft wie Herzschlag. Der einsame Ton einer Zugsirene irgendwo in der Ferne betonte das monotone Geräusch.
Als sie am Tor eintraf, an dem McBride stand, zeigte er ihr das zehn mal fünfzehn Zentimeter große Foto einer blonden Frau.
»D Jones?«, fragte sie.
Er sah sie durchdringend an, was besagte: Wenn es nur so leicht gewesen wäre. »Wie sich herausgestellt hat, handelt es sich bei D Jones um Katherine Jones. Neununddreißig. Verwitwet. Keine Kinder. Sie arbeitet bei Wal-Mart an der Hackworth Road. Sie hat gestern Abend um 23 Uhr den Arbeitplatz verlassen und wurde seitdem nicht mehr
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