Wie ein dunkler Fluch
Ruhestätte der Stahlmagnaten, die Birmingham bekannt gemacht haben. Er befindet sich in herausgehobener Lage in unserer Stadt, mitten im Stadtzentrum.«
McBride nickte. »Der Friedhof steht demnach für die Spitze der Birminghamer Gesellschaft.«
»Genau«, pflichtete Aldridge ihm bei.
»Wie steht’s mit den Sloss Furnaces?«, fragte Worth.
Vivian sah Worth aufmerksam an. Worth war es nicht gewohnt, sich im Hintergrund zu halten. Aber er hatte, so wie alle anderen im Birmingham-Büro, strikte Anweisung, mit McBride zusammenzuarbeiten.
»Die Arbeiter …«, sagte Aldridge über das Stahlwerk. »Hunderte Männer sind dort ums Leben gekommen, Arbeiter, die als völlig entbehrlich angesehen wurden.«
»Katherine Jones hat bei Wal-Mart gearbeitet«, sagte Vivian und unterstrich damit Aldridges Antwort. »Geringer Grundlohn, Kundendienst. Nur eine kleine Angestellte im blauen Kittel, leicht zu ersetzen.«
»Die Unterschicht, die Unsichtbaren«, schlussfolgerte McBride.
Genau. Keine Ausbildung erforderlich, nur harte Arbeit.
»Noch keine Verbindung zwischen den Opfern«, fügte Pratt während des folgenden Schweigens hinzu. »Die Byrnes kaufen nicht bei Wal-Mart an der Hackworth Road ein, wenn sie überhaupt bei Discountern einkaufen. Weder verwandt noch verschwägert, nicht einmal
entfernt. Verkehren nicht in denselben Kreisen, weder gesellschaftlich noch sonstwie. Keine Verbindungen durch Kirche oder Nachbarschaft. Nada.«
»Noch nichts von Schaffer«, sagte Vivian, als McBride sich zu ihr umwandte, noch ehe er fragen konnte. Schon allein ein Blick aus seinen blauen Augen strapazierte ihr Nervenkostüm. Konzentrier dich, Vivian .
Lia Grimes, Worths Sekretärin, kam hereingestürmt und flüsterte Worth etwas zu. Vivian war dankbar für die Ablenkung. Aber die sichtliche Veränderung seiner Körperhaltung verriet ihr, dass es sich nicht um einen Anruf seiner Frau handelte, die etwa wissen wollte, wann er nach Hause käme.
Also schlechte Nachrichten.
»Wir haben eine neue E-Mail«, sagte Worth und sah McBride an.
McBride erhob sich von seinem Stuhl und ging zu den Computern, die extra für die bevorstehenden Ermittlungen installiert worden waren. Vivian folgte ihm. Ehrlich gesagt, hatten sie heute mit keiner neuen E-Mail gerechnet. Heute sei der Tag des Herrn, hatte der Treue Fan geschrieben. Sie hätten noch ein paar Stunden Zeit.
McBride setzte sich und öffnete die E-Mail.
Da war sie, die neue Nachricht.
Er war’s .
Ein Klick, und das Fenster der neuen E-Mail öffnete sich.
McBride, mein Freund,
leider zwingt mich eine unvermeidliche Störung, meinen Zeitplan nach vorn zu verschieben. Dafür möchte
ich mich aufrichtig bei Ihnen entschuldigen, aber diese Herausforderung duldet keinen Aufschub. Sie wird beweisen, dass ich von Anfang an Recht hatte.
Kurt Trenton betet seinen Götzen Ruhm an und die eigene Überheblichkeit. Er ist Herr über Leben und Tod, schenkt Leben, nimmt es. Aus diesem Grund muss ihn Demut gelehrt werden. Wissen Sie, Trenton muss an das Gefühl erinnert werden, wie es ist, wenn das eigene Leben in den Händen eines anderen liegt. Er ist nicht Gott. Das wird er rasch erfahren, wenn er auf den Tod wartet, genauso wie der Einzige, der zu sein er vorgibt, einst so selbstlos litt. Unterdrückung ist böse.
Finden Sie ihn, McBride, bevor es zu spät ist. Erinnern Sie ihn daran, dass die Gerechtigkeit überall ist und die Ungerechtigkeit überall bedroht. Sie haben zwölf Stunden Zeit … von jetzt an.
Ihr Treuer Fan
»Okay, Leute«, rief Worth. »Wer ist Kurt Trenton? Wird er als vermisst gemeldet? Findet alles heraus, was ihr finden könnt, wer er ist und wo er ist. Der Name kommt mir bekannt vor. Möglicherweise ist der Mann regelmäßig in den Medien. Fangt dort an.«
McBride las den letzten Absatz der E-Mail noch einmal; seine innere Anspannung steigerte sich mit jedem Wort. Zwölf Stunden. Der Zeitraum war wieder kürzer bemessen, der Schwierigkeitsgrad war erhöht worden. Wie der Treue Fan in seinen vorherigen Nachrichten versprochen hatte. Mit zitternden Händen tippte er den Druckbefehl für die E-Mail.
Er hatte sich entschieden, er steckte drin in der Sache.
Es gab keine andere Option. Jede Hoffnung, dass die Geschichte ein Happy End haben würde, war soeben entschwunden. Um sechs Uhr heute Abend hatte Worth McBrides Wiedereinstellung auf allen lokalen Nachrichtenkanälen verkündet, und trotzdem war die E-Mail eingetroffen.
Es war genauso, wie McBride vermutet hatte.
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