Wie ein dunkler Fluch
eigenen Hölle, tatsächlich ein demütigerer Mensch. Es würde sich erweisen.
McBride saß auf dem Waschbeckentisch der Herrentoilette im ersten Stock und sog an seiner Zigarette. Worth hatte seinen Widerstand aufgegeben und Rauchen im Gebäude gestattet, weil die Pressefuzzis noch immer vor dem Gebäude herumlungerten. Man hatte einen Haustechniker beauftragt, den Rauchdetektor vorübergehend auszuschalten, damit kein Alarm ausgelöst wurde, wenn McBride sich eine ansteckte.
Er hatte Worth von seiner Arschloch-Liste gestrichen. Er mochte ihn zwar noch immer nicht, aber dies lag daran, dass Worth ein Arsch war. Ärsche waren etwas anderes als Arschlöcher. Und Worth war mit Sicherheit ein Arsch.
Apropos: Trentons einflussreicher Anwalt hatte die offizielle Erklärung des Arztes auf einen Satz eingedampft: »Dr. Trenton erinnert sich, dass er zu seinem Wagen in der Tiefgarage des Krankenhauses zurückkehrte und sich hinters Lenkrad setzte.« »Das ist alles, meine Herren«, hatte sein Anwalt auf Nachfrage geantwortet. »Er hat niemanden gesehen, nichts gehört.«
Trentons aufgemotzten Cadillac hatten die Leute von der Spurensicherung in Gewahrsam genommen. Bislang hatten sie nichts gefunden. Nichts in der Tiefgarage des Krankenhauses, das nicht auch Hunderten anderen Personen gehört haben könnte. Nichts in der Kirche.
Nichts. Nichts. Nichts.
Die Medien hatten sich auf die Geschichte gestürzt. McBrides Vergangenheit war wieder einmal durchgekaut worden. Alle Arten von Spekulationen über die drei Opfer und den möglichen Täter waren in den Zeitungen und in den Fernseh- und Radionachrichten aufgetaucht.
Worth hatte eine Presseerklärung abgegeben, in der es hieß, dass die Entführungen möglicherweise zusammenhingen und das Bureau in dieser Richtung ermittle.
McBride schloss die Augen und lehnte sich mit dem Rücken an die Spiegelwand. Der an Trentons Brust befestigte C 4 -Sprengsatz war eine Attrappe gewesen. Bei der Zündladung hatte es sich um einen kleinen, selbst gefertigten Sprengsatz gehandelt, zusammengestellt aus nicht zugelassenen Feuerwerkskörpern, wie sie häufig unterm Ladentisch verkauft wurden. Wäre Trenton nicht vor Ablauf der Zeit gefunden worden, hätte die Zündladung zu schweren, vielleicht sogar lebensgefährlichen Verletzungen führen können. Der Reverend hatte gesagt, dass er wochentags Führungen durch die Kirche mache, meist gegen Mittag. Das wäre zu spät gewesen, was die Wahrscheinlichkeit erhöhte, dass Trenton vor seiner Entdeckung verblutet wäre.
Und das war der springende Punkt: Der Treue Fan wollte offenbar nicht, dass sein Opfer ums Leben kam. Sicher, diese letzte Herausforderung war etwas schwieriger gewesen, aber nicht so sehr, dass die Wahrscheinlichkeit des Scheiterns größer gewesen wäre als die des Erfolgs.
McBride war zu dem Schluss gekommen, dass es sich bei dem Mann nicht um einen Mörder handelte – und unter normalen Umständen vielleicht nicht einmal um
einen Kriminellen. Trotzdem hatte ihn irgendetwas zu seinen Handlungen bewogen, und er versuchte, irgendetwas zu beweisen. Etwas, was über McBrides Heldenverehrung hinausging. Etwas Persönliches.
Aber was?
Die Tür ging auf, und Grace trat ein, eine Aktenmappe in der Hand.
»Sucht Worth nach mir?« Er nahm noch einen Zug. Er fühlte sich wie ein Mittelstufenschüler, der die Stunde schwänzte und sich in der Herrentoilette herumdrückte.
»Noch nicht.« Sie setzte sich auf der anderen Seite des Waschbeckens auf den Tresen. Dabei rutschte ihr burgunderfarbener Rock nach oben und gab einige Zentimeter ihrer sehr hübschen Oberschenkel frei.
»Haben Sie was mit Herrentoiletten, Grace?« Er stellte das Wasser im Waschbecken an und löschte die Zigarettenkippe, dann warf er sie in den Abfalleimer unter dem Papierhandtuchhalter. Farbe rötete ihre Wangen. Er lächelte, konnte nicht anders. Er hatte das hin und wieder getan, seitdem er sie kennengelernt hatte. Noch mehr Ironie. In dieser Situation sollte er allerdings alles andere als lächeln.
»Reden wir«, sagte sie und schlug die Mappe auf, die sie mitgebracht hatte.
»Klar doch.« Sie konnte den ganzen Abend reden, und er würde sich damit zufriedengeben, ihr Profil anzuschauen, wenn sie die Lippen bewegte und die Worte bildete. Sein Hirn würde im Nu die abgespeicherten Erinnerungen abrufen, wie sie die Lippen auf seinen Mund gedrückt hatte. So weich und doch so voll. Sofort verwandelten sich die inneren Bilder in andere Szenarien,
die sich um
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