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Wie ein einziger Tag

Wie ein einziger Tag

Titel: Wie ein einziger Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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wie ihm die Knie weich wurden. Das also war es. Das war es, was sie ihm hatte sagen wollen.
    »Gratuliere«, hörte er sich sagen und war erstaunt, wie überzeugend es klang. »Wann ist der große Tag?«
    »Samstag in drei Wochen. Lon wollte eine Novemberhochzeit.«
    »Lon?«
    »Lon Hammond Junior. Mein Verlobter.« Er nickte, war nicht überrascht. Die Hammonds gehörten zu den mächtigsten und einflußreichsten Familien im Staate. Tabak und Baumwolle. Anders als der Tod seines Vaters hatte der Tod von Lon Hammond Senior ganze Titelseiten der Tageszeitungen gefüllt. »Ich habe von ihnen gehört. Sein Vater hat ein riesiges Unternehmen aufgebaut. Wird dein Lon es übernehmen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, er ist Jurist, Er hat eine Anwaltspraxis in Raleigh.«
    »Mit seinem Namen - da muß er was zu tun haben.«
    »Hat er. Er arbeitet viel.«
    Irgend etwas in ihrem Tonfall ließ die nächste Frage automatisch folgen. »Ist er gut zu dir?«
    Sie antwortete nicht sofort, als würde sie zum ersten mal über die Frage nachdenken.
    »Ja«, sagte sie schließlich. »Er ist ein feiner Kerl, Noah. Du würdest ihn mögen.«
    Ihre Stimme klang abwesend, so wenigstens kam es ihm vor. Oder spielten ihm seine Gefühle nur einen Streich?
    »Wie geht es deinem Vater?« fragte sie.
    Noah tat ein paar Schritte, bevor er antwortete.
    »Er ist Anfang des Jahres gestorben, kurz nachdem ich hierher zurückkam.«
    »Das tut mir leid«, sagte sie leise, denn sie wußte, wieviel er ihm bedeutet hatte.
    Er nickte, und sie setzten schweigend ihren Weg fort.
    Oben auf dem Hügel angelangt, blieben sie stehen. In der Feme erhob sich die Eiche, ins Licht der tiefstehenden Sonne getaucht. Allie spürte seinen Blick auf sich ruhen, während sie auf den Baum starrte.
    »Eine Menge Erinnerungen da drüben, Allie.«
    Sie lächelte. »Ich weiß. Ich hab' sie beim Herfahren schon gesehen. Erinnerst du dich an den Tag, den wir dort verbracht haben?«
    »Ja«, erwiderte er knapp.
    »Denkst du ab und zu daran?«
    »Manchmal«, sagte er. »Wenn ich hier draußen arbeite. Sie befindet sich auf meinem Grund und Boden.«
    »Du hast sie gekauft?«
    »Ich hätte es nicht mit ansehen können, daß Küchenschränke aus ihr gemacht werden.«
    Sie lachte leise, war irgendwie glücklich darüber.
    »Liest du noch immer Gedichte?«
    Er nickte. »Ja. Hab' nie aufgehört. Es muß mir im Blut liegen.«
    »Weißt du, daß du der einzige Dichter bist, dem ich je begegnet bin?«
    »Ich bin kein Dichter. Ich lese zwar Gedichte, aber ich kann nicht dichten. Ich hab's versucht.«
    »Du bist trotzdem ein Dichter, Noah Taylor Calhoun.« Ihre Stimme wurde ganz sanft. »Ich denke oft daran. Es war das erste Mal, daß mir jemand Gedichte vorgelesen hat. Und das einzige Mal.«
    Versunkene Erinnerungen tauchten vor ihnen auf, während sie über einen anderen Pfad, vorbei an seinem Anlegesteg, gemächlich den Rückweg antraten. Nach einer Weile, als die Sonne den Himmel schon tiefrot färbte, fragte er:
    »Wie lange hast du vor zu bleiben?«
    »Ich weiß nicht. Nicht lange. Vielleicht bis morgen oder übermorgen.«
    »Hat dein Verlobter geschäftlich in der Gegend zu tun?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, er ist in Raleigh.«
    Noah hob die Brauen.
    »Weiß er, daß du hier bist?«
    »Nein, ich hab' ihm gesagt, daß ich nach Antiquitäten Ausschau halte. Den wahren Grund hätte er nicht verstanden.«
    Die Antwort überraschte Noah ein wenig. Es war eine Sache, hierher zu Besuch zu kommen, aber eine völlig andere, vor dem eigenen Verlobten die Wahrheit zu verbergen.
    »Du hättest nicht extra herkommen müssen, um mir mitzuteilen, daß du verlobt bist. Du hättest mir auch schreiben oder mich anrufen können.«
    »Ich weiß, aber irgendwie mußte ich es Dir persönlich sagen.«
    »Warum?«
    Sie zögerte.
    »Ich weiß nicht…«, sagte sie gedehnt, und die Art, wie sie es sagte, bewog ihn, ihr zu glauben. Der Kies knirschte unter ihren Sohlen, während sie schweigend weitergingen. Dann fragte er: »Liebst du ihn, Allie?« Ihre Antwort kam automatisch. »Ja, ich liebe ihn.«
    Die Worte schmerzten ihn. Doch auch diesmal glaubte er aus ihrem Tonfall herauszuhören, daß sie sich selbst überzeugen wollte. Er blieb stehen und drehte sie sanft an den Schultern zu sich herum, so daß sie ihn ansehen mußte. Das verblassende Sonnenlicht spiegelte sich in ihren Augen.
    »Wenn du glücklich bist, Allie, und wenn du ihn hebst, dann will ich dich nicht hindern, zu ihm zurückzukehren.

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