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Wie ein Hauch von Zauberblüten

Wie ein Hauch von Zauberblüten

Titel: Wie ein Hauch von Zauberblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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rostigen Stimme. Zu außergewöhnlichen seelischen Regungen schien er nicht befähigt zu sein.
    Van Laaken kam vom Fenster und setzte sich ebenfalls. Seine langen Beine schlug er sorgfältig übereinander. »Bei Ihnen sieht es aus wie in einem Kral«, bemerkte er. Es klang frostig, – man wußte nicht, ob das ein Witz oder eine böse Kritik sein sollte.
    »Es ist ein Kral!« antwortete Dr. Oppermann. »Aber in drei Tagen bauen sie ihn ab und ziehen wieder nach Norden.«
    »Aha! Ich denke, das sind lauter Kranke?«
    »Über die Hälfte sind krank, das stimmt.«
    »Und die lassen Sie einfach ziehen?«
    »Sie haben Humor, Mr. van Laaken.« Oppermann vermied bewußt die Anrede mit dem Dienstgrad. Ich bin Zivilist, sagte er sich. Offizier ist genau so ein Beruf wie Apotheker, Fleischer oder Hufschmied. Ich sage ja auch nicht: »Guten Tag, Herr Brötchenbäcker!« oder »Guten Abend, Herr Lebensmittelkaufmann!« Warum soll ich sagen: »Guten Tag, Herr Major?« Oder – auch wenn er noch so großen Wert darauf legen sollte: »Guten Tag, Herr General?« Bevor er nach Neu-Guinea ging, war er in Bonn gewaltig angeeckt. Bei einem Empfang im Entwicklungsministerium hatte er, lässig wie immer, drei in Abenduniform erschienene Generäle lediglich mit ihren Namen begrüßt. Nach ein paar gequält höflichen Worten wurde er dann nicht mehr beachtet. Einer von diesen jungen progressiven Ärzten … Zum Kotzen!
    »Ich verstehe Sie nicht«, sagte van Laaken.
    »Es sind Kranke, ja. Aber als ich sie vor der sicheren Vernichtung bewahrte, indem ich sie hierherholte, wollte sie keiner haben. Also bauten wir hier ein Dorf, und ich habe sie versorgt, so gut ich es mit meinen bescheidenen Mitteln konnte. Nun wollen sie in die Heimat zurück, weil sie hier an Intoleranz eingehen, und schon heißt es wieder: Wieso? – Was sollen sie denn tun? Oder besser: Was wird denn für sie getan?! – Ich werde sie nicht aufhalten.«
    »Aber vielleicht wir.«
    »Fabelhaft!« Dr. Oppermann entkorkte die Flasche Rotwein. »Das Militär übernimmt also Pflege und Weiterbehandlung! An welchen uniformierten Kollegen darf ich die Krankenblätter schicken?«
    Jan van Laaken sah Dr. Oppermann an, als sei ein Fossil lebendig geworden. Er schoß sogar einen hilfesuchenden Blick auf seinen Major ab, aber Henrici reagierte nicht darauf.
    »Sie wissen doch, was im Norden los ist!« sagte van Laaken schließlich mit seiner rostigen Stimme.
    »Natürlich. Deshalb sind Sie ja gekommen. Für die Farmer ist das eine leichte Beruhigung. Diese Guerillamorde sind abscheulich!«
    »Und Sie schicken – natürlich ohne es zu wollen – neue Banden an die Front?«
    »Von denen da draußen schießt keiner auf einen Weißen.«
    »Glauben Sie! Haben Sie schon einmal einen dankbaren Neger gesehen?«
    »Ja. Hunderte – in meinem Erlebnisbereich.«
    »Das bilden Sie sich ein.« Van Laaken wechselte die Beinstellung. »Erinnern Sie sich, was damals im Kongo geschah? Da hat ein Meßdiener seinem deutschen Bischof, dem er jahrelang treu, dankbar und versehen mit dem täglichen Segen diente, eine zugespitzte Eisenstange in die Brust gerammt! Plötzlich war er Rebell und schrie: Nieder mit den Weißen! Die, denen Sie heute eine Injektion geben, umarmen Sie morgen mit Messern in den Händen. – Ich würde den Stamm hier lassen.«
    »Er hat Angst.«
    »Vor der SWAPO?«
    »Ja.«
    »Da haben wir es! Und aus Angst lassen sie sich umdrehen und kommen als Ihre Mörder zurück. Das ist Afrika, Dr. Oppermann! Sie kennen es noch zuwenig.«
    »Der Wein wird warm!« unterbrach Major Henrici gemütlich. »Außerdem verführt mich der Duft vom kalten Buffet! Jan, vergessen Sie mal für eine halbe Stunde die Kaffern! Wenn wir satt sind, können wir weiter diskutieren.«
    Dr. Oppermann goß die Gläser voll. Er war enttäuscht. Daß auch der liebenswerte Henrici plötzlich Kaffern sagte, paßte nicht zu dem ersten Eindruck. »Hier ist Selbstbedienung«, sagte er. »Mr. Henrici, wenn Sie den Sturm auf das Buffet eröffnen wollen?«
    »Aber ja!« Henrici sprang auf. »Macht euch fertig, Männer, zur Attacke auf Wildschweinbraten und Kuduschinken! Wer kocht denn bei Ihnen?«
    »Miß Olutoni.«
    »Ah! Das sagenhafte Wunderweib! Die braune Elfe! Die Nymphe mit dem umwerfenden Sex-Appeal! Von dieser Miß Olutoni habe ich schon sagenhafte Dinge gehört.« Henrici blieb vor Oppermann stehen und wippte auf den Zehenspitzen. »Sehen wir die Dame noch?«
    »Nein. Sie wohnt auf der Mission bei Pater

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