Wie ein Hauch von Zauberblüten
Mooslachner.«
»Bei diesem Granitbrocken?! Schade.« Henrici ging zum Büffet, packte sich den Teller voll mit Eiersalat, Kuduschinken, gefüllten Tomaten und mit Krabben garnierten Gurken, biß in ein knackend frisches Weißbrot und kam zum Tisch zurück. Jan van Laaken entschied sich für Wildschwein und marinierte Pilze. Oppermann nahm nur ein wenig grünen Salat und ein schmales Sandhuhnbein. »Vater war Deutscher?«
»Umgekehrt. Die Mutter.«
»Das ist schon kritischer.« Henrici setzte sich. Oppermann sah ihn kampfbereit an.
»Wieso?«
»Das Schlechte schlägt immer durch. In diesem Fall das Schwarze. Aber das ist ja nicht unser Problem.«
»Sie sehen das genau richtig, Mr. Henrici.«
»Aber es könnte Ihr Problem werden, Doktor. Denken Sie an das, was Oberleutnant van Laaken eben erzählte: Der Meßdiener, der seinen Bischof ermordet …«
»Auch dann ginge es um mein Leben und nicht um Ihres, Mr. Henrici.«
»Zugegeben.« Henrici aß mit größtem Appetit, prostete Oppermann und seinem Oberleutnant zu und trank den Rheinwein mit Genuß. »Aber wenn Sie aufgeschlitzt oder zerstückelt hier herumliegen, wird es mein Problem und das Problem der gesamten zivilisierten Welt! Damit es dazu nicht kommt, – dafür sind wir hier.«
»Wir sind Ihnen dankbar.«
Sie aßen ihre Teller leer, Henrici holte noch einen Nachschlag aus Wildschweinbraten, Salat und Preiselbeersoße, während van Laaken sich über die Käseauswahl hermachte. Oppermann blieb sitzen. Dieser van Laaken, dachte er, ist ein Negerfresser. Er möchte nur vernichten, er würde am liebsten das ganze Ovamboland oben im Norden in Brand setzen, nach dem Motto: Man räuchert ja auch Häuser aus, wenn man Wanzen entdeckt. Aus Henrici wird man nicht ganz klug. Das macht ihn gefährlich. Bei van Laaken weiß man, was er will; bei Henrici kann man's nur ahnen. Das ist so, als wolle man im Nebel eine ferne Stimme lokalisieren.
»Wir werden mit Patrouillen zu Land und in der Luft das ganze Grenzgebiet zum Ovamboland und am Okawango kontrollieren«, sagte Henrici. »Ich bin mir bewußt, daß das wenig Sinn hat; bei der Weite dieses Landes kann die riesige Grenze immer durchlöchert werden wie ein Schweizer Käse. Es ist praktisch unmöglich, Südwest zu kontrollieren. Aber wir rechnen mit dem Abschreckungsmoment. Fangen wir Guerillatrupps, dann spricht sich das schnell herum. Und wir werden nicht zimperlich sein.«
»Aber die begonnene Entwicklung wird sich nicht aufhalten lassen.«
»Doch!« Henrici hob sein Glas. »Südwest wird bleiben, was es ist: Ein Land der weißen Farmer und keine schwarze, verdorrende Steppe!«
Man saß noch eine Stunde beisammen, sprach über Deutschland und Südafrika, rauchte, trank auch noch die mitgebrachte Flasche Kognak halb leer, und vermied politische Themen.
Van Laaken beteiligte sich kaum an dem Gespräch. Er blickte reichlich böse vor sich hin, trank und gab auch keine Kommentare von sich, als Oppermann seine Station zeigte: die Behandlungsräume, die Ambulanz, das Labor, den fahrbaren Röntgenapparat, das Bettenhaus, die Wohnungen. Man merkte es Oberleutnant van Laaken deutlich an: er hielt das alles für unnötig.
Ehe die beiden wieder abfuhren, nahm der Major vertraulich Dr. Oppermann zur Seite. Van Laaken saß schon im Jeep und starrte hinüber zu dem Ovambokral mit seinen Feuern.
»Ich bewundere Ihre Leistung, Doktor«, sagte Henrici leise. »Leider ist so etwas nur ein Tropfen, der auf einen heißen Stein fällt und verdunstet. Jammerschade. Aber die politischen Interessen sind nun mal stärker als die menschlichen. Bei Oberleutnant van Laaken ist es noch schlimmer: Da geht es ins Persönliche.« Henrici zögerte und sagte dann härter: »Van Laakens Vater war Polizeioffizier. Bei einem Aufstand in der Eingeborenenstadt Soweto erhielt er einen Schuß in den Rücken und ist seither querschnittgelähmt … Ich wünsche Ihnen mehr Glück, Dr. Oppermann!«
Der Ovambostamm zog von Outjo fort.
Zum Abschied kamen sie alle noch einmal zu Dr. Oppermann, Luba, Urulele, Nkulele und den beiden jungen ›Lehrlingen‹, die – getreu dem Befehl der Mumie – als ›Erbe‹ bei Dr. Oppermann geblieben waren. Männer, Frauen und Kinder zogen an ihrem Arzt vorbei, drückten ihm die Hand, viele weinten, manche küßten ihm sogar die Hand. Dann zog der Treck los, mit Handkarren und einigen Ochsenwagen, mit dem Rest der Herde und den zusammenlegbaren Hütten.
Pater Mooslachner hielt vorher einen Feldgottesdienst ab
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