Wie ein Hauch von Zauberblüten
und begleitete den Stamm noch einige Meilen auf der Straße nach Okaukuejo. Dort warteten zwei Jeeps mit Soldaten und beobachteten die Nomaden. Es war nicht überraschend, daß van Laaken in einem der Wagen saß.
Am nächsten Tag kam Volker Prusius zu Dr. Oppermann und war erstaunlicherweise nüchtern.
»Ich habe im Nord-West-Gebiet der Etoschapfanne zu tun«, sagte er mit seltener Fröhlichkeit. »Wollen Sie mitfliegen?«
»Ich überlege es mir.«
»Mein Vater spielt jetzt vollends verrückt. Er fliegt jetzt auch noch des Nachts mit Sondergenehmigung, startet und landet mit Scheinwerfern. Er muß einen Berg Geld verdienen.«
»Deshalb tut er es ja. Aus Patriotismus kaum.«
»Ich frage mich nur: Was macht er mit dem Geld? In Südwest gibt er nichts aus. Verreisen tut er auch nicht. Er sitzt auf seinen Geldsäcken wie eine Glucke, als könnte er noch mehr ausbrüten.«
»Wie alt ist Ihr Vater?«
»Er wird einundfünfzig.«
»Könnten Sie sich denken, daß er eines Tages Afrika verläßt und irgendwo in der Welt den Rest des Lebens – es können ja gut noch fünfundzwanzig Jahre sein – als Millionär und Genießer verbringt?«
»Afrika verlassen? Südwest? Mein Vater? Nie!« Volker Prusius lachte laut.
»Die Bahamas wären gut. Die Schweiz. Florida. Die Karibik. Teneriffa. Ibiza. Die Riviera.«
»Damit können Sie meinen Vater nicht locken. Er gehört hierher! Aber wenn ich bedenke, daß ich das alles einmal erben werde … Ich haue ab aus diesem Land! Ich bin der Typ, der sich in Saint-Tropez zu Hause fühlen kann.« Volker Prusius sah auf die Uhr. »Ich muß noch zum Amt. Fliegen Sie mit?«
»Wann?«
»Übermorgen früh. Ich lande zuerst in Otjovasandu, ganz im Westen der Pfanne.«
»Das Gebiet kenne ich noch nicht.«
»Dann los, Doktor! Nördlich davon soll es die zur Zeit größten Löwenrudel von ganz Südwest geben. Wer weiß, wann wir so viel Löwen auf einen Haufen je wieder sehen …«
Dr. Oppermann überlegte kurz. Dann sagte er: »Gut. Wir fliegen mit Ihnen, Volker. Holen Sie uns ab?«
»Aber ja. Doch – wieso ›wir‹ und ›uns‹?«
»Miß Olutoni wird mitfliegen. Auch sie hat so viele Löwen auf einen Haufen noch nicht gesehen.«
Volker Prusius sah Dr. Oppermann nachdenklich an, dann hob er kurz die Schultern, als wolle er sagen: Da kann man nichts machen, – und ging wortlos hinaus.
Zwei Tage später, um sieben Uhr morgens, hupte er wie ein Verrückter vor dem Haus. Sein Oberkörper hing aus dem Wagenfenster, während er schrie: »Die Luft ist klar! Wer will ein Adler sein?!«
Er war wieder rundum betrunken.
Es war das erstemal, daß Luba mit Dr. Oppermann zusammen in den Busch flog.
Bisher war es immer so gewesen, daß Oppermann allein oder mit Urulele die weiten Touren unternommen hatte, während Luba die Station weiterführte, von den Patienten mit Augeninfektionen, die oft in tagelangen Märschen, per Bus oder Eisenbahn zu ihnen kamen, die Abstriche nahm und sie nach den Notizen Dr. Oppermanns im Labor bearbeitete und ihm später über Funk berichtete, was sich den Tag über in Outjo getan hatte.
Den einzigen großen Ausflug hatte sie mit Prusius und Pater Mooslachner nach Karakuwisa gemacht, als die Buschmann-Großfamilie zum Christentum bekehrt werden sollte. Die Kunde von dem sagenhaften Termiten-Duell hatte sich wie ein Buschfeuer über ganz Südwest verbreitet, und Mooslachner eine Anfrage des Bischofs eingebracht: »Ist das wirklich wahr?« Worauf der Pater geantwortet hatte: »Gott blickt in die Herzen, nicht auf den Hintern!«
Die Buschmannfamilie hielt an diesem neuen mächtigen Gott fest. Emil Luther meldete Pater Mooslachner, daß die Großfamilie bei ihm seßhaft werden wollte und auch bereits ein schönes Haus bekommen habe. Selbstverständlich habe das Familienoberhaupt das von Mooslachner gestiftete Kruzifix aus bunt bemalter Plastik an die Wand gehängt, und die ganze Familie Luther sei nun bestrebt, die Buschmänner durch Anweisungen zur Hygiene, Versorgung der Kranken, reichliches Essen und Abgabe eines kleinen Stücks Veld für eine eigene kleine Herde, und nicht zuletzt durch Unterricht in Lesen und Schreiben, an den Segnungen des Christentums teilnehmen zu lassen.
Mooslachner lobte die Familie Luther und versprach, bald wiederzukommen. Der Tod des unbekannten Ovambos hatte erstaunlicherweise keine Nachwirkungen. Die Farm wurde nicht überfallen, kein Vieh wurde gestohlen oder abgeschlachtet, kein Arbeiter heimlich bedroht oder erpreßt, nichts
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