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Wie ein Hauch von Zauberblüten

Wie ein Hauch von Zauberblüten

Titel: Wie ein Hauch von Zauberblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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immerhin dazu bei, daß das Einsickern der Guerillatrupps von Angola her merklich nachließ. Es konnte freilich auch sein, daß der radikale Flügel der SWAPO die Taktik geändert hatte und nur noch mit kleinen Nadelstichen arbeitete: Dort ein Brand, hier ein Überfall … nur gerade so viel, daß die Welt sich darüber nicht empören konnte.
    Die Zahl der eingesickerten oder aus dem großen Ovamboland rekrutierten Kämpfer war unbekannt, aber es mußten Tausende sein, wenn man die Helfer dazurechnete. Wo Guerilleros auftauchten, mußten die in der Umgebung liegenden Dörfer für sie sorgen. Sie beschafften die Verpflegung, zeigten die besten Verstecke und lieferten die Nachrichten aus den Farmen. Dadurch war man in den bereits befestigten Farmen verhältnismäßig sicher; die Guerilleros hüteten sich, zu kleinen Burgen ausgebaute Häuser zu überfallen und damit erhebliche Verluste zu riskieren. Das große Aufräumen, wie man es nannte, würde noch kommen, aber dann mit der ganzen erdrückenden Überlegenheit des sich erhebenden schwarzen Afrika. So blieb es bei kleinen Reibereien; vereinzelte Lastwagen wurden geplündert, Farmer aus dem Hinterhalt beschossen, ohne sie zu treffen – es ging nur um die Erzeugung von Angst und Unsicherheit, von Chaos und Kapitulationsbereitschaft. Schon jetzt waren manche Farmen zum Verkauf ausgeschrieben.
    Die Truppe von Major Henrici stieß also überall, wo sie auftauchte, ins Leere. In den Dörfern hatte man natürlich nie einen Guerillakämpfer gesehen, die Landarbeiter schwiegen aus Angst, man könne sie als Verräter den Weißen gleichsetzen, und wenn man die Ovambos kontrollierte, die mit Lastwagen von Ondangwa herunterkamen, hatten alle ihre gültigen Ausweise und erzählten, sie wollten nach Süden, um sich Arbeit zu suchen.
    Zweimal entdeckte Oberleutnant van Laaken ein Guerillalager aus der Luft. Vorzüglich getarnt, vom Dornbusch kaum zu unterscheiden, bot es einer unbekannten Zahl von Männern Schutz, die sich nur dadurch verrieten, daß Rauch aus ihrem Lagerfeuer stieg. Aber wenn dann van Laaken mit Jeeps und leicht gepanzerten Lastwagen erschien, war das Lager längst geräumt. Nur ein paar Aschenhaufen erinnerten daran, daß hier Menschen gelebt hatten.
    »Das nächstemal«, sagte van Laaken wütend, »beschieße ich sie ohne Warnung aus der Luft! Die Kerle lachen ja über uns!«
    »Das würde Ihnen ein Verfahren einbringen, Jan«, antwortete Henrici warnend. »Es kann sich ja auch um harmlose Viehhirten handeln. Was dann?«
    »Hirten ohne Vieh? Da muß ich lachen!«
    »Hirten auf der Suche nach dem verstreuten Vieh. Jan, Sie kennen doch Südwest! Hier ist alles anders. Sie merken doch selbst, daß wir in der Weite des Landes ertrinken.«
    An diesem Tag nun rief Henrici an und sagte, nach den üblichen Begrüßungsfloskeln:
    »Doktor, ich glaube, ich habe etwas für Sie. Bei meinen Streifen bin ich auf ein großes Dorf gestoßen. Ein reiches Dorf mit einer schönen Rinderherde. Der Häuptling führt dort ein Regime wie ein Renaissancefürst: Fünf hübsche Weiber, die prunkvollste Hütte. Er hat die absolute Macht – aber er sorgt auch für Zucht in seinem Dorf! Für schwarze Verhältnisse blitzt alles vor Sauberkeit, es gibt eine straffe Weideordnung, geplanten Ackerbau, durchdachte Bewässerung, strengen Moralkodex. Ich habe mich lange mit dem munteren Knaben unterhalten. Er war vier Jahre in Omaruru, bevor er einen Stamm übernahm, weil sein Vater an einem Schlangenbiß gestorben war. In Omaruru hat er zuvor auf der Landwirtschaftsschule als Praktikant gearbeitet – halt, ich rede Dummheiten, es war in Swakopmund. In Omaruru hat er ein Jahr lang auf einer landwirtschaftlichen Versuchsfarm gearbeitet. Diese Erfahrungen hat er nun in seinem Dorf angewandt. Ein moderner Mensch, der aber trotzdem nicht vergessen hat, daß er ein Ovambo ist. Er regiert mit eiserner Hand und afrikanischer Mentalität. Da riskiert keine eine große Lippe! Und nun kommt's, weshalb ich Sie anrufe: Dieses Dorf – es liegt mitten im einsamsten Veld östlich von Tsitsio zwischen zwei fast immer ausgetrockneten Flußbetten –, dieses Wunderdorf ist von der verdammten Augeninfektion heimgesucht, die Sie ja erforschen.«
    »Die große Rinderherde …« sagte Dr. Oppermann interessiert. »Meine Rede! Ich komme in den nächsten Tagen zu Ihnen, Herr Henrici, und sehe mir das Dorf an.«
    »Das wollte ich Ihnen vorschlagen. Aber machen Sie sich auf eine heiße Überraschung gefaßt: Sie werden

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