Wie ein Hauch von Zauberblüten
Cessna. Als Oppermanns Wagen vor ihm bremste, winkte er fröhlich mit den Zündschlüsseln. Dann griff er hinter sich in die Kabine und holte eine flache Ledertasche heraus. Er schwenkte sie, während Oppermann und Mooslachner aus dem Wagen kletterten, und rief:
»Einsteigen und hinauf in den Himmel! Keine Angst! Man muß sich nur immer daran erinnern: Es ist noch keiner oben geblieben!«
»Er ist wieder besoffen!« stellte Mooslachner nachsichtig fest. »Aber er gehört zur Kategorie der sanften Säufer.«
Volker Prusius wartete noch immer neben der offenen Kabine und machte wiederum, Schlüssel und Ledermappe in der Rechten, eine einladende Geste.
»Alles da! Zündschlüssel und Übergabepapiere. Sogar eine Klimaanlage ist in der Maschine – die habe noch nicht mal ich! Aber das erkläre ich Ihnen alles beim ersten Flug, Herr Pater.«
»Brav, mein Sohn!« Mooslachner trat zurück. »Und nun, Doktor, Ihre große Stunde!«
Volker Prusius sah Mooslachner offensichtlich verwirrt an und schwenkte wieder Schlüssel und Ledermappe.
»Wo wollen Sie hin?« fragte er. »Haben Sie Angst, Hochwürden? Ihre Papiere, Ihre Schlüssel, bitte!«
Mooslachner starrte Prusius an, blickte dann zu Dr. Oppermann und sagte grollend: »Der Junge ist sturzvoll! Und so was lassen sie mit einer neuen Cessna in die Luft! In Südwest ist nichts unmöglich.«
Dr. Oppermann lächelte schwach. Er begriff die Lage sofort und stieß Mooslachner in den Rücken.
»Unser Freund ist ausnahmsweise stocknüchtern. Nicht wahr, Volker?«
»Nur Kaffee mit Sahne zum Frühstück!« sagte Prusius.
»Begreifen Sie es doch, Pater!« sagte Oppermann laut. »Es ist Ihr Flugzeug!«
»Meins? Wieso?«
»Haben Sie keinen Antrag gestellt?«
»Ja. Doch. Vor drei Jahren …«
»Gottes Mühlen mahlen langsam, aber sie mahlen. Und manchmal kommt dabei sogar eine Cessna heraus.«
»So ist es«, sagte Volker Prusius. »Die Papiere sind auf Pater Michael Mooslachner ausgestellt. Übermorgen kommt eine Übergabekommission aus Windhoek herüber, um das alles offiziell zu machen. Bis dahin fliegen wir illegal.« Er hielt wieder die Schlüssel hin. »Sie gehören Ihnen, Herr Pater.«
»Das – das muß ich erst verkraften«, sagte Mooslachner leise.
Er ging an Prusius und Oppermann vorbei, trat an die Maschine, faltete die Hände und sprach offenbar ein stilles Gebet. Dann blickte er in die Kanzel, klopfte auf die Flügel und kam langsam zurück.
»Gratuliere!« sagte Dr. Oppermann und legte den Arm um Mooslachners Schulter.
»Ich kann nichts dafür.« Der Pater schluckte mehrmals. »Ich habe wirklich geglaubt, daß Sie … daß man Ihnen … oh, Scheiße!«
»Die Seelen sind ebenso wichtig wie die Körper.«
»Das eine ist vom anderen nicht zu trennen – oder das Leben hört auf. Doktor! Wir fliegen immer gemeinsam, ja? Es ist unser Flugzeug!«
»Das wird sich alles einspielen.«
»Ich fliege nicht allein! Mir würde vor Gram der Hintern brennen. Dieses Flugzeug gehört uns beiden! Daß mein Name in den Papieren steht – das ist nur ein Verwaltungsakt!«
»Und nun fliegen wir los!« rief Volker Prusius und stieg in die Kabine. »Was wir jetzt tun, Herr Pater, ist ungesetzlich. Muß man das beichten?«
»Es dient einem guten Werk!« sagte Mooslachner würdevoll und klemmte sich auf den Pilotensitz. »Und nun, mein Sohn, erkläre mir, wie das alles funktioniert. Ich bin zum letztenmal vor fünf Jahren geflogen.«
Eine Woche dauerte es nach der amtlichen Übergabe an Mooslachner, bis dieser die Maschine für seine Begriffe startklar gemacht hatte.
Dem ersten Flug ging die feierliche Taufe voraus.
Ganz Outjo war auf dem großen Missionsplatz versammelt, in dessen Mitte die weiße Cessna stand. Ein Chor – Kinder in weißen Spitzenkleidchen – sang ein fröhliches Lied, die Frauengruppe vollführte einen alten Stammestanz der Hereros, der die Fruchtbarkeit beschwor, der deutsche Männergesangverein intonierte zwei Volkslieder – ›Hinaus in die Ferne‹ und ›Im Wald und auf der Heide, da sucht' ich meine Freude‹ –, eine große gestickte Schärpe wurde um den Propeller gewunden, Pater Mooslachner, in vollem Ornat, zelebrierte eine kurze Messe, und dann sang er dröhnend das Lied ›Hinauf, mein Gott, zu Dir!‹
Es war alles sehr feierlich, man war ergriffen, sehr stolz und sehr glücklich.
Auf den beiden Flügeln der Maschine jedoch war Mooslachner ein Meisterwerk gelungen; er hatte der Maschine einen höchst eigenartigen, seiner Vorstellung
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