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Wie ein Hauch von Zauberblüten

Wie ein Hauch von Zauberblüten

Titel: Wie ein Hauch von Zauberblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Soutane dabei an vielen Stellen zerfetzte.
    Der Rumpf explodierte nicht. Es roch nur nach heißem Öl, nach Treibstoff und glühendem Eisen.
    Dr. Oppermann blieb stehen und wartete, bis Mooslachner ihn erreicht hatte. Schwer atmend, hielt er sich dann an einem Stamm fest und zeigte nach hinten. Dort ragte ein gebrochener, zerrissener Flügel aus dem Busch. Nur ein Wort war noch übriggeblieben:
    Gott.
    »Das ist ein Zeichen!« keuchte Mooslachner. »Wir leben! Und wir werden weiterleben!«
    »Darüber erhalten wir gleich Auskunft.« Oppermann nickte nach vorn.
    Vor ihnen, aber auch seitlich von ihnen, tauchten aus dem Dornbusch schwarze Gestalten auf. Sie waren nur halb bekleidet, die einen mit Hosen, die anderen mit Khakijacken, einige nur mit Decken, in die sie für den Kopf ein Loch geschnitten hatten. Aber alle hielten Schnellfeuergewehre in den Händen und richteten sie auf die beiden Weißen. Ein Trupp von vier Mann mit zwei Maschinengewehren kam aus einiger Entfernung heran. Sie umringten Dr. Oppermann und Pater Mooslachner und musterten sie aus starren, feindlichen Augen.
    Es gab keinen Zweifel: nur einer brauchte abzudrücken, dann schossen sie alle auf einmal …
    Es gibt Situationen, die so aussichtslos erscheinen, daß man sie nur noch mit Galgenhumor oder einer geradezu fatalistischen Frechheit ertragen kann.
    Im Krieg hat man das tausendmal erlebt, daß der Mensch in bestimmten Fällen völlig anders reagiert, als man es erwarten würde. Da lag man in seinem Erdbunker, an die Wand gedrückt, und schlief zufrieden, solange die gegnerische Artillerie auf die Stellungen hämmerte. Hellwach dagegen wurde man, wenn es plötzlich still war, denn dann konnte der Gegner angreifen. Oder: Man hatte Deckung in einem Granattrichter gesucht, rundherum schlugen die schwersten Brocken ein und durchwühlten die Erde. Dann konnte man sich klein machen, den Kopf einziehen und sich sagen: In ein altes Granatloch schlägt nur selten eine zweite Granate ein.
    Mooslachner schien sich an diese Erfahrungen zu erinnern, als er sich mit Dr. Oppermann von den Guerilleros eingekreist sah und die Chance zu überleben sehr gering schien. Er stützte sich schwankend auf Oppermann, als sei er schwer verletzt, und stöhnte laut. Oppermann starrte ihn entsetzt an und umfaßte seine Taille.
    »Was haben Sie, Pater?« fragte er hastig. »Sind Sie verwundet? Wo denn? Können Sie noch stehen?« Mooslachner blickte ihn aus verzerrtem Gesicht an.
    »Ist meine Soutane schön zerrissen?« fragte er dumpf.
    »Ja. Aber …«
    »Blute ich?«
    »Aus ein paar Kratzwunden von den Dornbüschen.«
    »Sehr gut!« Mooslachners Augen blinzelten, während sein Gesicht verzerrt blieb und er sich noch schwerer auf Oppermann stützte. »Ich bin schwer verletzt. Mein Bein – welches? –, einigen wir uns auf das linke, dann habe ich die rechte Hand frei – ist verstaucht, von mir aus angebrochen, auf jeden Fall kann ich mich kaum aufrecht halten oder gehen. Außerdem habe ich innere Verletzungen? Was schlagen Sie vor?«
    »Hirnprellung …«

»Das wußte ich! Sie Ekel! Schnell! Wie sind Sie verletzt?«
    »Überhaupt nicht.«
    »Ihre Generation hat ein Reaktionsvermögen wie eine Kuh, die man am Schwanz melken will. Doktor, wir können unser Leben damit retten! Schnell – was haben Sie?«
    »Irgendeine innere Quetschung. Anbruch der Rippen. Eine Commotio …«
    »Na also! Und jetzt fallen wir todkrank um.«
    »Das ist doch Blödsinn, Pater!«
    »Passen Sie mal auf, wie gut das geht.«
    Mooslachner stöhnte laut auf, als sei er ein angeschossener Elefant, der zum Abschied noch einmal trompetet und dann die Welt verläßt. Er rutschte Dr. Oppermann aus den Armen und ließ sich eindrucksvoll auf die Erde sinken. Dabei gelang es ihm, auch noch die linke Hälfte seiner Soutane zu zerreißen und sich die Stirn an einem Dornenzweig zu zerkratzen. Da Kopfwunden immer sehr stark bluten, war sein verzerrtes Gesicht sofort überschwemmt.
    Verblüfft starrte Dr. Oppermann den verkrümmt liegenden Pater an. Sein Anblick war wirklich besorgniserregend.
    »Nun fallen Sie schon um!« knirschte Mooslachner.
    Dr. Oppermann warf einen Blick auf die Guerilleros, die jetzt von allen Seiten langsam auf ihn zukamen. Zwei Schwarze standen an dem abgebrochenen Flügel, auf dem nur noch das Wort Gott sichtbar war, und riefen den anderen etwas zu. Es war ein Bantudialekt, den Oppermann nicht verstand. Sie hätten längst schießen können, dachte Oppermann. Warum tun sie es

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