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Wie ein Hauch von Zauberblüten

Wie ein Hauch von Zauberblüten

Titel: Wie ein Hauch von Zauberblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nicht?
    Er griff sich mit großer Geste an die Brust, versuchte zwei Schritte, knickte in den Knien ein und fiel in das hohe, harte, mit Dornen verfilzte Gras. Aber er fiel so, daß seine Unterarme das Gesicht schützten und die nadelspitzen Dornen nur seine Jacke aufrissen.
    Dann lag er auf dem Bauch und wartete. Er hatte keine Angst, er war beherrscht von einem Fatalismus, der ihn ganz nüchtern und ohne jegliche Panik denken ließ: Jetzt müßten sie dir einen Genickschuß geben. Du liegst genau richtig. Warum schießen sie nicht? Was hält sie davon ab, dich zu töten? Es muß für sie doch eine Freude sein, diese beiden Weißen zu erschießen. In diesem Untergrundkampf gibt es keine Humanität, keine Gnade, kein Mitleid.
    Er sah vor sich einige Stiefel und wunderte sich, daß es militärische Schnürstiefel waren. Dann hörte er Pater Mooslachner wieder aufstöhnen und hob den Kopf. Sechs Guerilleros hatten Mooslachner vom Boden gehoben und trugen ihn wie ein erlegtes Nashorn davon. Er röchelte ein wenig zu dramatisch, aber auf die Schwarzen schien es Eindruck zu machen. Sie beschleunigten ihren Schritt.
    Plötzlich fühlte sich auch Oppermann gepackt. Man hob ihn hoch, kräftige Arme legten sich wie Klammern um seinen Körper, und dann wurde auch er weggetragen. Auf einem freien Fleck im Buschland legte man beide ab, fesselte und verschnürte sie und ließ sie vorerst liegen. Drei Guerilleros mit Schnellfeuergewehren saßen um sie herum. Mooslachner drehte den Kopf zu Oppermann.
    »Wie geht es Ihnen?« stöhnte er, als habe er wahnsinnige Schmerzen.
    »Beschissen.«
    »Wir leben noch. Das vergessen Sie wohl?!«
    »Mir ist das ein Rätsel.«
    »Mir auch! Aber ich habe kein Interesse, es aufzulösen.« Mooslachner stieß einen dumpfen Schrei aus, bei dem sogar Oppermann zusammenzuckte. »Gut, was?«
    »Sie übertreiben, Pater!«
    »Aber es wirkt.« Er hob den Kopf und ließ ihn sofort wieder zurückfallen. »Du lieber Himmel, auch das noch!«
    »Was denn?«
    »Man transportiert uns ab wie zwei erlegte Kuhantilopen. Sind Sie schwindelfrei?«
    »Ziemlich.«
    »Der Kopf wird Ihnen trotzdem brummen. Aber der Abtransport beweist mir, daß sie uns leben lassen wollen. Hallo, jetzt geht's los!« Mooslachner stöhnte wieder, aber diesesmal mit einem gewissen Frohsinn. Die Todesangst hatte ihm doch zugesetzt.
    Die Guerillakämpfer brachten zwei starke Baumstämme und schoben sie unter die gefesselten Hände und Füße. Dann hoben vier starke Männer die Stämme hoch, und Mooslachner und Oppermann hingen wie totes Wild zwischen Himmel und Erde. Ein dicker Strick wurde ihnen noch um die Hüften gebunden, damit sie nicht allzu sehr durchhingen, aber der Kopf blieb frei und pendelte hin und her. Es war auf die Dauer unmöglich, ihn steif zu halten, das sah Dr. Oppermann schon in dem Augenblick ein, in dem er hochgehoben wurde. Er hatte in Filmen und auf Fotos schon oft gesehen, wie man Wild abtransportierte. Wer hätte daran gedacht, daß er selbst einmal auf diese Art weggetragen würde!
    Pater Mooslachner röchelte wieder erbärmlich. Man trug ihn an Oppermann vorbei; seine Träger waren kräftige, athletische Männer, die einen schnellen Rhythmus vorlegten.
    »Ätsch! Ich überhole Sie!« sagten Mooslachner, als er an Oppermann vorbeischwebte. »Bis später, bei der Siegerehrung …«
    Dr. Oppermann antwortete nicht. Er schloß die Augen, sein Kopf pendelte hin und her, nach ein paar Minuten kreiste alles um ihn, der Blutandrang zum Hirn war ungeheuer groß, er hatte das Gefühl, zu platzen und wartete darauf, daß ihm das Blut aus den Augen schoß.
    Der Busch wurde höher, aber etwas lichter. Größere Bäume tauchten auf, er hörte Affen kreischen. Sie mußten, in der Nähe einer Wasserstelle sein.
    Mit einem Ruck legte man ihn wieder ab. Der Baumstamm wurde weggezogen, die Fesseln wurden entfernt, er konnte sich wieder bewegen, aber er tat es mit Vorsicht, denn er war ja in den Augen der Guerilleros schwer verletzt. Pater Mooslachner sah er nicht, hörte ihn nur. Er konnte nicht weit von ihm liegen. Als sich niemand um ihn kümmerte, stieß Oppermann ein lautes Stöhnen aus und richtete sich auf.
    Erstaunt sah er sich um. Zwischen verfilzten Büschen, knorrigen Bäumen, umgeben von Akazien und Mopanen, zum Teil eingegraben in den harten Boden und mit Kameldorn abgedeckt, hatte man hier ein richtiges Lager mit Wohnhütten gebaut. Von oben war es nicht einsehbar; wenn ein Hubschrauber oder ein Flugzeug hier Kontrollen

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