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Wie ein Hauch von Zauberblüten

Wie ein Hauch von Zauberblüten

Titel: Wie ein Hauch von Zauberblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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flog, sah der Pilot nichts als einsames Buschland, braungrün, erdig, verdorrt und verbrannt. Selbst das Wasserloch war abgedeckt; der Tümpel lag wie unter einem Hallendach aus Dorngestrüpp. Rundherum war weites Land, unübersichtlich, feindlich, unterbrochen von einigen Steppenstreifen mit hohem Gras.
    Dr. Oppermann setzte sich. Er sah Pater Mooslachner auf einer Art Hauklotz hocken, ein Guerillero gab ihm aus einem Plastikbecher zu trinken, ein anderer stand hinter ihm und hielt ihm den Lauf einer Maschinenpistole in den Nacken. Man konnte sich vorstellen, daß der Trunk nicht so recht erfrischend war.
    Zwischen den Bäumen, an den Hütten, vor den Erdhöhlen und rings im Busch saßen oder lagen eine Menge anderer Schwarzer im Schatten. Sie putzten ihre Waffen, spielten Karten oder ein Brettspiel mit weißen Kieselsteinen. Unter dem Schutz einer breitkronigen Akazie exerzierten zehn Männer. Sie übten Gewehrgriffe, stellten sich dann in einer Reihe auf und simulierten einen Bajonettangriff. Mit dumpfem Gebrüll stießen sie die Gewehre nach vorn. Im ganzen, so schätzte es Oppermann nach einem schnellen Rundblick, mußten es über hundert Guerilleros sein, eine hervorragend ausgerüstete Kampftruppe, die hier, von keinem bemerkt, auf ihren Einsatz wartete.
    Dr. Oppermann legte sich wieder auf den Rücken und starrte in den sonnendurchfluteten, blaßblauen Himmel. Er hatte keinerlei Vorstellung, wie es nun weitergehen sollte. Man hatte sie abgeschossen und in das geheime Lager gebracht. Das war nach aller Logik ein Todesurteil. Sie freizulassen, wäre geradezu Irrsinn gewesen, auch ein Mitschleppen der Gefangenen hatte nicht den geringsten Sinn. Aber weshalb machte man sich dann überhaupt die Mühe, sie hierher zu bringen? Niemand hätte sie jemals gefunden, wenn man sie an der Absturzstelle erschossen hätte. Wozu diese Umwege?
    Oppermann hörte, wie Pater Mooslachner in der Bantusprache der Ovambos brüllte:
    »Ich bin verletzt! Ich will zu meinem Doktor! Er soll mich untersuchen! Ich sage euch: Gott wird euch strafen, wenn ihr einen seiner Priester wie einen tollen Hund behandelt!«
    Irgendwie schien dies zu imponieren. Dr. Oppermann begriff es nicht; er hatte erwartet, daß man Mooslachner jetzt kurzerhand in den Nacken schoß. Aber nichts geschah.
    Nach einer Weile kam ein Ovambo zu ihm, hockte sich vor ihm nieder und sprach ihn in einem guten Englisch an:
    »Kann man mit Ihnen sprechen, Doc?«
    »Warum nicht?« antwortete Oppermann.
    »Sie sind verletzt?«
    »Ich nehme an. Einige Rippenquetschungen, innere Prellungen und Hämatome. Das – das Atmen fällt mir schwer.«
    »Können Sie den Herrn Pater untersuchen?«
    »Ich will es versuchen. Wenn mich einer dabei stützt?«
    »Selbstverständlich.«
    »Darf ich etwas fragen?«
    Der Ovambo – er trug eine komplette erdbraune Uniform, wie sie Oppermann noch nirgendwo gesehen hatte, und einen weichen Hut auf dem Kopf – blickte ihn abweisend an.
    »Fragen Sie!« sagte er.
    »Warum haben Sie uns abgeschossen?«
    »Befehl des Kommandanten. Sie flogen so niedrig. Sie konnten uns gesehen haben.«
    »Ich habe nichts gesehen.«
    »Wer konnte das wissen?«
    »Sie konnten erkennen, daß es ein Missionsflugzeug ist.«
    »Wir kennen Gott ist gekommen.« Der Ovambo grinste. »Trotzdem … es mußte sein. Zu unserer eigenen Sicherheit. Wir bedauern es. Der Kommandant wird nachher mit dem Herrn Pater und Ihnen sprechen.«
    »Und was geschieht mit uns?«
    »Was erwarten Sie, Doc?«
    Die Gegenfrage war eine klare Antwort. Dr. Oppermann nickte.
    »Wann und wie?«
    »Das befiehlt der Kommandant.«
    »Wozu soll ich dann noch den Pater untersuchen?«
    »Er hat Schmerzen.« Der Ovambo hielt Oppermann beide Hände entgegen. »Gehen wir, Doc!«
    Oppermann ließ sich von der Erde hochziehen und stützte sich auf die Schulter des Guerilleros. Programmgemäß seufzte er und drückte die Hand gegen die Rippen. Dann humpelte er langsam zu Mooslachner hin, der ihm entgegensah. Sein blutverkrustetes Gesicht hatte man mit Wasser gereinigt, aber die Soutane war hinreichend zerfetzt und mit Blut beschmiert.
    »Willkommen!« sagte Mooslachner auf deutsch und grinste so, daß man es auch als Ausdruck des Schmerzes deuten konnte. »Nun tun Sie mal so, als sei ich gevierteilt worden. Diagnostizieren Sie so viel Verletzungen, daß wir mindestens vier Wochen verhätschelt werden.« Er begann seine zerfetzte Soutane auszuziehen. »Wo fangen Sie an?«
    »Beim linken Bein.«
    Oppermann bewegte und

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