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Wie ein Hauch von Zauberblüten

Wie ein Hauch von Zauberblüten

Titel: Wie ein Hauch von Zauberblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Hals kriechen? Jetzt streichelt sie meine Schultern … links und rechts … Es muß eine große Schlange sein …
    Er spürte, wie das Grauen unaufhaltsam in ihm hochkroch, je aktiver der Schlangenleib wurde. Fieberhaft dachte er nach. Es gab keine Möglichkeit, sich davon zu befreien. Jede Bewegung mußte das Tier reizen – und das bedeutete: Zubiß! Es blieb nichts anderes übrig, als ganz steif liegen zu bleiben und atemlos abzuwarten, was weiter geschah.
    Oppermanns Ratlosigkeit wurde immer größer, als das Streicheln wieder über seinen Kopf glitt, an seinen Schläfen verharrte … Und dann geschah etwas ganz Merkwürdiges: Er spürte einen sanften Druck auf der Stirn, eine winzige, saugende Berührung, eine feuchte Wärme …
    Mit schwungvollem Griff beider Hände faßte er nach oben, blitzschnell, eine Bewegung, die aus den angespannten Schultermuskeln hervorschoß. Er faßte in lange Haare, klammerte sich daran fest und zog mit einem Ruck den Kopf an seine linke Schulter. Gleichzeitig warf er sich auf die Seite.
    In der vollkommenen Dunkelheit sah er nichts. Aber er hörte einen stoßweisen Atem und dann eine Stimme, deren Flüstern ihm das Herz sprengte.
    »Lieg ganz still, mein Liebling … Komm, leg dich wieder hin! Ich sehe dich … Ich bin bei dir …«
    »Luba …« Dr. Oppermann brachte das Wort kaum über seine Lippen. Er fiel zurück, lag wie ausgeblutet, spürte wieder ihre Hände über seinem Körper, diese sanft gleitenden Hände, die er für einen Schlangenleib gehalten hatte. »Luba …«
    »Hast du noch große Schmerzen?«
    »Mein Gott, Luba, wie kommst du hierher? Das ist doch nicht wahr, das träume ich doch bloß. Luba!?«
    »Fühlst du meine Hände?«
    »Ja.«
    »Das bin ich. Du träumst nicht. Ich bin bei dir. Du hast lange geschlafen. Ich habe eine Kompresse um den Kopf gelegt, du hast es gar nicht gemerkt.«
    »Luba!« Er breitete die Arme aus. Sie beugte sich über ihn, küßte ihn, er tastete sie ab, ließ seine Hände über ihren Rücken streichen, über ihren Nacken, hinunter zu ihren Brüsten, und erst, als er sie umfaßte, wußte er, daß es Luba war und daß er wirklich nicht träumte, oder daß alles nur ein grausames Spiel war.
    Sie ließ ihn gewähren, stützte sich über ihm auf die Hände, ihre langen Haare bedeckten sein Gesicht. Als er ihre Brüste festhielt, sagte sie leise:
    »Bin ich es, Liebling?«
    »Wie ist das alles möglich? Ich begreife nichts mehr – in diesem Land …«
    »Du wirst es morgen erfahren. Jetzt mußt du ganz ruhig liegen.«
    »Ich bin munter wie nie. Ich habe ja lange genug geschlafen.«
    »Du hast die Rippen gequetscht und eine Gehirnerschütterung.«
    »Nein. Ich …«
    Sie legte ihm die Hand auf den Mund. Er küßte die Innenfläche.
    »Du bist schwer verletzt. Ich weiß es!«
    »Luba!«
    »Sei still. Ich weiß es von Pater Mooslachner. Darauf habe ich dich untersucht und den Befund bestätigt. Willst du, daß sie glauben, ich lüge oder sei eine Stümperin?«
    »Warum bist du weggelaufen?«
    »Das weißt du doch.«
    »Wie kommst du in das Lager der Guerillas? Luba, haben sie dich gezwungen, bei ihnen zu leben?«
    »Nein. Ich gehöre hierher.«
    »Das – das ist nicht wahr! Luba, du gehörst doch nicht zu den Guerillas!«
    »Du mußt ganz still liegen, mein Liebling.« Sie befreite ihre Brüste aus seinen Händen, drückte seinen Kopf auf die Decken zurück und setzte sich neben ihn.
    »Was ist mit Pater Mooslachner?« fragte Dr. Oppermann. Seine Stimme war heiser vor Erregung.
    »Er schläft, eine Hütte weiter. Ich habe sein linkes Bein geschient.«
    »Luba – ich verstehe nichts mehr.«
    Sie legte sich neben ihn, küßte ihn wieder und schmiegte sich an seine Schulter, als er sie umarmte. »Ich bin zu dir gekommen, weil ich dich noch einmal untersuchen wollte. Sie passen sehr auf mich auf, seit sie wissen, wer du bist.«
    »Also bist du auch eine Gefangene?«
    »So kann man es nicht nennen. Man ist nur mißtrauisch. Ich kann nicht lange bei dir bleiben.«
    Sie küßte seine Halsbeuge, seufzte, als er sie ganz eng an sich zog und ihren Körper abtastete.
    »Ich begreife es noch immer nicht«, flüsterte er. »Es ist alles so unwirklich … Luba, jetzt bekomme ich Angst vor dem nächsten Tag.«
    »Ich auch, mein Liebling. Wir werden kämpfen müssen wie einsame Löwen.« Sie löste sich aus seinem Arm. Ganz schwach erkannte er ihre Umrisse in der Dunkelheit. »Ich bin bei dir. Sie müssen erst über mich hinweg.«
    »Das wird ihnen kaum

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