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Wie ein Hauch von Zauberblüten

Wie ein Hauch von Zauberblüten

Titel: Wie ein Hauch von Zauberblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gegen die Flechtwand lehnte und an die spitz zulaufende Decke starrte. Olutoni, einer der radikalen Führer! Olutoni, einer der gejagten Töter! Olutoni, Lubas Vater, der eine weiße Ehefrau hatte und nun die Weißen ausrotten will …
    Die nie faßbare, rätselvolle Seele Afrikas.
    Pater Mooslachner wartete, bis Oppermann weit genug entfernt war. Der Kommandant hatte den Kopf nicht wieder erhoben.
    »Ich hätte alles erwartet, aber das nicht!« sagte Mooslachner, als Olutoni schwieg. »Hätte auf diesem Sessel ein Kubaner gesessen – kein Kommentar! Oder ein deutscher Söldnerführer – dem hätte ich ins Gesicht gespuckt. Oder ein Russe, – geschluckt hätte ich auch das. Aber Lubas Vater? Das ist geradezu pervers!«
    Olutoni hob den Kopf. In seinen Augen lag echter Kummer. Mooslachner erschrak vor diesem Blick. Das ist plötzlich ein anderer Mensch, durchfuhr es ihn. Das ist kein Guerillahauptmann mehr, das ist ein armer, kleiner, auswegloser Mensch, der Hilfe sucht.
    »Ich bin da«, sagte Mooslachner sanft. »Gott ist gekommen hast du abschießen lassen, aber Gott läßt sich nicht abschießen. Er ist doch zu dir gekommen. Er ist immer da, wenn man ihn braucht und sucht …«
    »Ich habe Ihnen viel zu erzählen, Pater«, sagte Olutoni leise. »Wir werden viel Zeit brauchen.«
    »Gott zählt keine Stunden, Josef Petrus. Du trägst die beiden heiligsten Namen, die es gibt.« Mooslachner stützte sich auf seinen Knüppel. Er sehnte sich nach einem Stuhl, aber mit dem bis oben hin geschienten Bein war das Sitzen ohnedies unmöglich. Er räusperte sich, sah Olutoni kampfeslustig an und sagte: »Genug von Gott! Leg' los, Josef Petrus! Ich nehme an, du hast allerhand auszupacken.«
    »Es ist keine Beichte, Pater. Nur ein nüchterner Bericht.«
    »Wir wollen sehen. Spuck es aus! Wo willst du anfangen?«
    »Bei dem Tod von Lubas Mutter. Sie hieß auch Magdalena. Sie war so schön wie Luba, sie war eine Gnade Gottes.« Olutoni senkte den Kopf. »Ich werde weinen, wenn ich von ihr spreche.«
    »Ich werde es nicht sehen«, sagte Mooslachner. »Schäme dich nicht, öffne deine Seele, Olutoni.«
    »Immer war ich ein Freund der Weißen«, begann Olutoni langsam. Er sprach weiterhin deutsch, als sei es seine Muttersprache. »Ich bewunderte ihre Intelligenz, ihr logisches Denken, ihre Tatkraft, ihre Forschungen und Fortschritte. Aber ich habe nie begriffen, warum sie die einzigen auf der Welt sein sollen, die man Menschen nennen darf. Ich habe lange darüber nachgedacht, habe mich oft vor einen Spiegel gestellt und mich von oben bis unten betrachtet: Warum bist du kein Mensch für sie? Warum bezeichnen sie dich als Affen? Warum ist Kaffer gleichbedeutend mit Ungeziefer? Warum darfst du nicht neben ihnen auf einer Bank sitzen, nicht im gleichen Zugabteil, nicht im Bus, nicht im Café oder Restaurant? Warum hast du eigene Toiletten auf den Stationen, warum haben Häuser sogar eigene Eingänge: ›Nur für Weiße‹ – ›Nur für Schwarze‹ –, warum hast du kein Recht, eine eigene Meinung zu äußern? Weil deine Haut dunkler ist als die der Weißen? Weil du eine plattere Nase hast und einen wulstigeren Mund? Aber habe ich denn nicht auch Blut in den Adern, ein Herz, das schlägt, eine Lunge, die atmet, eine Leber, die entgiftet, eine Niere, die ausscheidet? Unterscheidet sich das Organ eines Schwarzen von einem weißen, wenn man sie nebeneinander auf den Tisch legt? Alles an und in uns ist doch Mensch! – Doch wir sind keine Menschen für die Weißen. So war das noch vor ein paar Jahren.« Olutoni holte tief Atem.
    »Ich weiß«, sagte Pater Mooslachner ruhig. »Ich bin lange genug in der Mission. Vor Gott aber sind alle gleich.«
    »Vor Gott?! Was nützt mir das? Auf Erden müssen sie alle gleich sein, sonst leben die einen, und die anderen verrecken!« Olutoni hob seine Stimme, sie bekam einen gläsernen Klang. »Als Magdalena und ich heirateten – nicht in Windhoek, da hätte man uns damals erschlagen, sondern in Daressalam, weit weg von hier –, da dachten wir nur an unsere Liebe, an unser Glück, an ein schönes gemeinsames Leben. Ich komme aus keiner armen Familie; mein Vater war einer der Oberhäuptlinge der Ovambos von Oshakati und Okatana. In der Kathedrale von Okatana wurde ich getauft, wir waren tief gläubig, mein Vater hielt jeden Sonntag eine Privatandacht. Aber für einen Weißen blieb er ›Der Kaffer‹.« Olutoni richtete sich im Sitzen auf. »Nach unserer Rückkehr aus Daressalam kaufte mein Vater uns

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