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Wie ein Hauch von Zauberblüten

Wie ein Hauch von Zauberblüten

Titel: Wie ein Hauch von Zauberblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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schwer sind Sie?«
    »72 Kilo«, sagte Oppermann verblüfft.
    »Ich bringe gut 100. – Doktor, wir werden einige Hyänenfamilien ernähren können.«
    Zwischen den getarnten Hütten entstand Bewegung. Ein paar Guerilleros bezogen Posten, kamen aber nicht näher. Finster blickten sie zu den beiden Weißen hinüber. Dr. Oppermann saß es wie ein dicker Kloß im Hals.
    »Unser Exekutionskommando?«
    »Möglich.« Mooslachner hob die Schultern. »Hoffentlich zielen sie richtig und treffen nicht nur meine Beinschienen. Achtung, Doktor! Seine Herrlichkeit, der Kommandant.«
    Aus einer Hütte unter einem mächtigen Mopanebaum, dessen Äste zur Tarnung mit Dornbüschen verflochten waren, trat ein Mann. Er war groß, muskulös und kam mit elastischem Schritt näher. Nur sein graugetöntes Kraushaar zeigte an, daß er älter war, als man nach dem ersten Eindruck schätzte.
    Er trug keine Uniform, sondern einen europäischen Anzug, ein weißes, offenes Hemd und bequeme moderne Schuhe. Er setzte sich in den Sessel, zog dabei die Bügelfalte der Hose hoch und ließ zu dem mittelblauen Anzug auch mittelblaue Socken sehen.
    Mooslachner konnte sich's nicht verkneifen, auf deutsch zu Dr. Oppermann zu sagen:
    »Ein Gentleman. Man kann auch kultiviert morden. Er wird bedauern, daß er auf uns schießen lassen muß.«
    Der Kommandant unterbrach Mooslachner nicht, sah ihn nur freundlich an und öffnete sein Hemd um einen weiteren Knopf. Es war an diesem Morgen wieder sehr heiß; die Regenzeit verzögerte sich um Wochen. Das Veld dürstete, die Tiere wurden unruhig; das Gleichgewicht der Natur, nach dem ihre innere Lebensuhr eingestellt war, kam durcheinander.
    »Die gute Meinung, die Sie von mir haben, ehrt mich«, sagte der Kommandant in einem fließenden, nahezu völlig akzentfreien Deutsch.
    Erschrocken hob Mooslachner die Schultern. Dr. Oppermann mußte lächeln, so ernst die Situation auch war.
    »Du meine Fresse!« sagte Mooslachner völlig unpastoral. »Sie sprechen deutsch?! Und wie! Ein deutschsprachiger Guerillaführer? Das nennt man westorientiert!«
    »Ich habe die deutsche Sprache immer geliebt«, sagte der Kommandant ruhig. »Die Sprache Goethes, Schillers, Kleists, Hölderlins. Ich liebe auch Ihre Musik: Beethoven, Bach, Mozart, Schubert … Ich war immer besonders glücklich, wenn ich mit meiner Frau deutsch sprechen oder diese Musik hören konnte. Mein Name ist Josef Petrus Olutoni.«
    Die Stille der Sprachlosigkeit lag schwer zwischen ihnen. Dann sagte Mooslachner gepreßt: »Das Rätsel ist gelöst.«
    »Sie sind Lubas Vater?« sagte Oppermann erschrocken. »Ich glaube, mit dieser Erkenntnis hat sich vieles erledigt.« Olutoni umfaßte mit beiden Händen das angezogene Knie. »Ich war der glücklichste Mensch, als Luba endlich zu mir kam. Ich hatte sie nie aus den Augen verloren, ich war über jeden ihrer Schritte unterrichtet, ich lebte mit ihr aus der Ferne. Das ist auch der Grund, warum Sie nicht sofort erschossen wurden. Ich bin Ihnen zu Dank verpflichtet. Ihnen, Pater, daß Sie meine Tochter so väterlich in der Mission betreut haben; Ihnen, Doktor, daß Sie ein so liberaler Vorgesetzter waren. Für meinen Geschmack waren Sie zu liberal. Luba liebt Sie, sie hat es mir gesagt, sie ist nicht davon abzubringen. Sie sind wie ein Rauschgift für sie.«
    »Ich liebe Luba auch!« sagte Dr. Oppermann fest. »Ich will sie heiraten.«
    Olutoni schüttelte den Kopf. Er blieb ganz ruhig, sehr gefaßt, sehr höflich. Man konnte sogar meinen, er bedauere, was er sagen mußte.
    »Luba wird bald wie eine Witwe sein.«
    »Diese Entscheidung liegt ganz bei Ihnen. Ich kann Ihnen da nicht dreinreden.« Dr. Oppermann sah Olutoni herausfordernd an. Der Schwarze erwiderte seinen Blick mit kühler Distanz. »Aber – wie wird Luba darauf reagieren?«
    »Wie eine echte Ovambo!«
    »Das glauben Sie?«
    »Sie ist meine Tochter.«
    »Eben!« Dr. Oppermann lächelte bitter. »Das sollte Sie warnen.«
    Olutoni senkte den Kopf, blickte auf seine Bügelfalten und strich mit den Händen unruhig darüber.
    »Gehen Sie zurück in Ihre Hütte, Doktor«, sagte er dann. »Wir werden uns darüber eingehend unterhalten. Später. Ich möchte jetzt mit dem Pater allein sein. Es ist viel zu besprechen. Bitte, gehen Sie.«
    Dr. Oppermann nickte, drehte sich um und ging allein zu seiner Hütte zurück. Dieser Mann, einer der gefürchteten Guerillaführer, war Lubas Vater! Das war so ungeheuerlich, daß Oppermann sich auf das Blätterlager warf, den Kopf

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