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Wie ein Hauch von Zauberblüten

Wie ein Hauch von Zauberblüten

Titel: Wie ein Hauch von Zauberblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Hütte. Sie hatte den Propangaskocher gelöscht, auf dem sie das Mittagessen, Gulasch mit Nudeln, kochte. Der Geruch allein leimte Mooslachner auf seinem Stuhl fest; er genoß das Essen bereits durch die Nase.
    Der Hubschrauber tauchte im hellblauen Himmel auf. Er flog langsam, wie ein Rieseninsekt, braungrün gestrichen, mit einer großen Glaskanzel, in der sich die Sonne spiegelte. Die Rotorflügel knatterten laut.
    »Militär!« sagte Olutoni ruhig. »Ihr Freund Major Henrici.«
    »Er wird sich die Haare raufen!« Mooslachner legte die rechte Hand als Sonnenschutz über seine Augen und starrte hinauf. »Was werden sie tun, wenn sie uns entdecken?«
    »Sie sehen uns nicht«, sagte Olutoni.
    »Was werden Sie tun, wenn er landen sollte?« fragte Dr. Oppermann.
    »Uns alle erschießen. Zuerst Luba, dann Sie, dann den Pater, anschließend mich.« Olutoni machte eine einladende Handbewegung. »Sie können in die Mitte des Platzes laufen und winken, Doktor. Niemand hält Sie auf. Sehen Sie, er kommt zurück, er kreist. Man wird Sie jetzt bestimmt entdecken, wenn Sie winken.«
    »Er fliegt die Planquadrate ab«, sagte Mooslachner. »Sie suchen uns gründlich. Henrici hat das Land aufgeteilt. Ich kann mir vorstellen, was er denkt: Wenn sie abgestürzt sind, finden wir sie. Bei dieser Systematik des Suchens entgeht uns doch kein Flugzeug, das zerschmettert ist. Irgendwo müssen sie liegen. Daß sie gar nichts sehen und finden, wird sie aus der Fassung bringen. Wer denkt denn an einen so raffinierten Burschen wie Josef Petrus Olutoni?«
    Der Hubschrauber kreiste über ihnen, lag etwas schief auf der Seite und suchte immer wieder. Oppermann sah deutlich die drei Soldaten, die mit Ferngläsern das Land unter ihnen beobachteten. Im starken Sonnenlicht wirkten sie wie fliegende Spielzeugpuppen. Olutoni hatte recht: Oppermann brauchte jetzt nur mit drei weiten Sprüngen auf den Platz zu hetzen und die Arme hochzureißen. Man konnte ihn nicht übersehen.
    Er wandte sich um und blickte hinüber zu Luba. Sie senkte sofort den Kopf, als sie seinen Blick sah und wandte sich schnell ab.
    »Sie werden doch wohl kein Vollidiot sein?« knurrte in seinem Rücken Pater Mooslachner, als könne er Gedanken lesen. »Die Zauberblüten reagieren nur bei Vernunft! Gegen plötzliches Heldentum bei leerem Hirn helfen sie nicht!«
    »Jetzt fliegt er weiter …« Olutoni beugte sich zu Oppermann hinüber. »Er dreht ab. Ich habe allen Grund, stolz zu sein. Meine Taktik und meine Tarnung stimmen! Wenn Namibia sich einmal erhebt, zur Stunde X, dann wird man sich wundem, woher überall die Freiheitskämpfer kommen! Wie die Erdmännchen werden sie aus ihren Löchern kriechen, wie die Bienenfresser aus ihren Nestern schießen. Wir werden überall sein!« Olutoni klopfte Dr. Oppermann auf den Oberarm. »Sie sind kein Held, Doktor?«
    »Nein! Ich hatte nie den Ehrgeiz, auf einer Gedenktafel zu stehen.«
    »Sie haben kein Vaterland, das Sie innig lieben.«
    »Ich liebe Luba.«
    »Das ist egoistisch. Das ist fast beschämend! Wenn alle so denken würden. Stellen Sie sich vor, Deutschland würde von der Sowjetunion angegriffen.«
    »Es gäbe einen dritten Weltkrieg ohne Sieger und Besiegte. Ihn würde keiner überleben, denn dieser Angriff gälte ja Deutschland nicht allein. Aber Sie, Olutoni, greift kein Russe an! Sie wollen angreifen!«
    »Ich will die Freiheit meines Landes, meines Volkes. Ist das ungerecht? Freiheit, Gerechtigkeit, Gleichberechtigung?«
    »Halt den Mund, Josef Petrus!« sagte Pater Mooslachner grob. »Du bist über die Leopardenpranke nie hinausgekommen! Häng dir kein Mäntelchen um, das dir nicht paßt! – Wie lange haben wir noch zu leben?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Bis Sonntag?«
    »Es kann sein.«
    »Dann werde ich beim Gottesdienst über Namibia predigen.«
    »Tun Sie das, Herr Pater.« Olutoni erhob sich. Das Geknatter des Hubschraubers war in der Ferne verklungen. Er würde nicht wiederkommen, das Planquadrat war abgehakt. »Es gibt gute und es gibt schlechte Predigten. Schade, daß es eine schlechte sein wird.«
    Stolz ging er über den leeren Platz zu seiner Kommandantenhütte.
    »Man muß es ihm lassen«, sagte Mooslachner, »er ist ein verdammt harter Bursche!«
    Drei Tage danach – es war Sonntag, und Mooslachner hatte seine Hütte als Beichtstuhl eingerichtet und den Platz vor seinem Mopanebaum zur Freilichtkirche umgebaut – hörten sie wieder das Geräusch eines Flugzeugmotors, das schnell näher kam.
    Mooslachner,

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