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Wie ein Hauch von Zauberblüten

Wie ein Hauch von Zauberblüten

Titel: Wie ein Hauch von Zauberblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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der dem Befehl zur sofortigen Tarnung zuvorkommen wollte, riß ärgerlich seinen Notaltar wieder ein, auf dem anstelle des Kreuzes der Flügelteil mit dem Wort Gott montiert war, und warf alles zurück in die Hütte. Dann stand er staunend und begriff nichts mehr.
    Das Lagerleben ging weiter. Nichts wurde abgedeckt, keine Büsche flogen auf den Platz, niemand verkroch sich. Die Gruppen übten weiter, die Frauen kochten und nähten, sechs Mann exerzierten an der zusammenlegbaren Kanone, ein Jeep fuhr bei der Kommandantur vor, Olutoni stieg ein und fuhr davon.
    Aufgeregt humpelte Mooslachner mit seinem geschienten Bein hinüber zu Dr. Oppermann.
    »Sehen Sie sich das an!« rief er außer sich. »Verstehen Sie das? Ich tarne, hechte vorschriftsmäßig in Deckung – und die Brüder tun so, als hörten sie nichts! Olutoni fährt sogar spazieren.«
    »Es ist ein anderes Flugzeug, Pater«, sagte Oppermann ruhig.
    »Das höre ich!« Er legte den Kopf in den Nacken, aber der Himmel über dem Lager blieb frei. Das Motorengebrumm wurde zu einem leisen Pfeifen, donnerte noch einmal auf und schwieg dann ganz. »Schon ist er weg!«
    »Irrtum! Er landet.«
    »Hier? Wo denn?«
    »Bei Olutoni ist alles möglich. Vielleicht hat er im Busch sogar eine Rollbahn gebaut, die niemand sieht. Wer ihn da besucht, Pater, der ist bestimmt nicht sein Feind. Bauen Sie Ihren Altar ruhig wieder auf.«
    »Das wäre ja ungeheuerlich!« Von weitem hörte man ein helles Flattern; Propeller drehten aus. Aber Bäume und hoher Busch verwehrten jeden Blick in die Weite. »Er ist tatsächlich gelandet«, sagte Mooslachner entgeistert. »Sehen Sie sich die Frauen an! Sie freuen sich.«
    »Dazu werden sie auch allen Grund haben«, sagte Dr. Oppermann. Seine Stimme klang gepreßt. »Vielleicht werde ich jetzt den Herrn kennenlernen, der meine Ölsardinen geliefert hat.«
    Es mußte ein größeres Flugzeug sein, das gelandet war.
    Mit maßlosem Erstaunen beobachteten Oppermann und Mooslachner, wie aus einem dichten Gestrüpp, das wie eine hohe Dornwand ausgesehen hatte, plötzlich ein kleiner, gelbgestrichener Lastwagen mit Tarnplane herausfuhr. Das Gebüsch klappte auf wie ein Tor, die stachelige Wand öffnete sich, dahinter erkannte man einen kleinen Abstellplatz, auf dem jetzt noch ein Jeep und eine Kanonenlafette standen. Nach oben hin war dieser Parkplatz mit einem kunstvoll aus Zweigen und Ästen geflochtenen Dach abgesichert; aus der Luft mußte es aussehen wie undurchdringlicher Busch, unberührt seit Menschengedenken.
    »Alle Achtung!« sagte Mooslachner verblüfft. »Die Kerle verstehen ihr Handwerk. Wer weiß, was hier noch alles versteckt ist. Wenn der Herr Olutoni pfeift – vielleicht preschen hier irgendwo noch Panzer hervor. Wenn das der gute Henrici wüßte!«
    »Wir wissen es, Pater«, sagte Dr. Oppermann. »Und ich glaube nicht, daß man uns mit diesem Wissen jemals wieder in die Freiheit schickt.«
    »Hierbehalten können sie uns nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Sie haben gut reden, Doktor. Sie haben Ihre Hütte, Sie haben ein wohlversehenes Bett, es fehlt Ihnen an nichts. Ob Sie hier mit Luba leben oder anderswo, Sie haben Ihre Luba! Sogar arbeiten können Sie hier, denn es wird immer Kranke geben, und Verwundete kommen auch noch hinzu. – Aber ich?«
    »Vielleicht läßt man Sie frei? Als Priester müssen Sie ohnehin den Mund halten. Ich nehme an, Olutoni war so raffiniert, Ihnen dies alles hier als eine große Beichte zu servieren.«
    »Erraten. Ich sehe – und sehe doch nichts.«
    »Na, bitte!«
    »Ich gehe nicht ohne Sie, Doktor. Ich lasse Sie doch nicht hier zurück.«
    »Jetzt wollen Sie den Helden spielen, Pater.«
    »Blödsinn! Ich weiche nur nicht dem Schicksal aus. Wenn sie mich wegbringen oder laufen lassen – was kann ich für Sie tun, ohne den Mund aufzumachen?«
    »Allein Ihr Wiederauftauchen wird allen ein Hinweis sein, wo sie zu suchen haben. Auch wenn Sie schweigen – jeder wird sofort wissen, was passiert ist.«
    »Sie haben Olutoni gehört: Wenn er angegriffen wird und nicht mehr ausweichen kann, tötet er alle! Das ist keine Phrase, ich glaube es dem Burschen!« Mooslachner schüttelte den Kopf. »Nein! Ich bleibe bei Ihnen, Doktor.«
    »Das wird ein fröhlicher Lebensabend«, sagte Dr. Oppermann sarkastisch.
    »Abwarten. Jeder Tag kann die Lage verändern. Es mag dämlich klingen: Aber ich hoffe auf Luba.«
    »Mehr als das Zugeständnis, daß wir noch ein bißchen leben dürfen, wird sie ihrem Vater nicht abringen

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