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Wie ein Hauch von Zauberblüten

Wie ein Hauch von Zauberblüten

Titel: Wie ein Hauch von Zauberblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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waren vereitert; um den süßlich riechenden Eiter schwirrten Schwärme von Schmeißfliegen, schwarze Wolken, die sich immer wieder auf die Köpfe senkten und immer wieder vertrieben wurden. Einige der Kranken trugen Binden vor den Augen, unter denen ein braungrüner Brei hervorquoll und über das Gesicht lief.
    Ein alter Mann, der die Funktion des Medizinmannes ausübte, hatte den Brei aus Wurzeln und Blättern hergestellt. Er half nicht, er kühlte nur, linderte die Schmerzen und vertrieb die Fliegenwolken. Damit war man schon zufrieden.
    Dr. Oppermann ließ sofort den Landrover für große Fahrt ausrüsten. Eingeladen wurden: Benzinkanister, Wassertonnen aus Plastik, Schlafsäcke, Moskitonetze, Konserven und Kekse, Fruchtsäfte, Decken, Wäsche zum Wechseln, Werkzeuge, Beil und Axt, ein Ersatzteilkasten für den Wagen, Pistolen und Gewehre mit Munition, zwei Spaten und Schaufeln, und natürlich die große Metallkiste mit Verbandszeug, Medikamenten, Glasschalen, einem Mikroskop, einem chirurgischen Besteck, Flaschen für Infusionen und Narkosemitteln. Zusammen mit einem Monteur aus Outjo schraubte Urulele ein großes, gebogenes Eisenschild vor den Kühler. Es sah aus wie ein Schneeräumer, hatte aber den Zweck, bei der Fahrt quer durch den Busch kleine, im Wege stehende Bäume oder Sträucher einfach umzupflügen. Hinter diesem Stahlschild befand sich die Motorwinde, mit der man den Wagen aus Sümpfen oder Sandlöchern herausziehen konnte.
    Als der Landrover für die große Fahrt ausgerüstet war, schloß Dr. Oppermann einen Schrank in seiner Wohnung auf und holte zwei Maschinenpistolen heraus. Wortlos nahm Urulele eine im Empfang und klemmte die drei Ersatzmagazine unter die Achsel. Sein Gesicht war ausdruckslos.
    »Sie nehmen MPs mit?« fragte Luba. Sie stand an der Tür und trat zur Seite, als Urulele an ihr vorbeiging.
    »Früher war das nicht nötig.« Dr. Oppermann probierte das Schloß aus und schob das Magazin ein. »Noch vor einigen Monaten konnte man durch den Norden bummeln und mußte nur aufpassen, daß einen die Gnus, Elefanten oder Büffel nicht umrannten. Das ist jetzt anders. Jetzt besteht die Gefahr, daß uns Guerillas aus dem Hinterhalt beschießen. Dann muß ich zurückschießen. Zum Märtyrer für ein freies Afrika fühle ich mich nicht berufen.«
    »Nehmen Sie mich mit!« sagte Luba plötzlich. Dr. Oppermann klemmte die MP unter den Arm und schüttelte energisch den Kopf.
    »Auf gar keinen Fall! Sie bleiben hier, versorgen die Kranken und machen im Labor neue Schnitte von den Präparaten, wie besprochen.«
    »Ich bitte Sie, mich mitzunehmen!« Luba hob beide Hände. »Bitte!«
    »Nein! Sehen Sie das doch ein, Luba! Es ist viel zu gefährlich.«
    »Auch Outjo ist für mich gefährlich.«
    »Pater Mooslachner ist bei Ihnen. Aber da draußen im Norden … Kein Wort mehr darüber, Luba!«
    Dr. Oppermann drehte sich weg, aber Luba vertrat ihm den Weg zur Tür.
    »Sie haben Angst um mich?«
    »Ja! Das ist doch verständlich.«
    »Angst wegen der Guerillas?«
    »Auch. Da oben kann die Gefahr um jede Ecke kommen.«
    »Ich bin in zehn Minuten umgezogen. Ich kann mich im Busch bewegen, glauben Sie mir!«
    »Ich zweifle nicht daran.« Dr. Oppermann faßte Luba an den Schultern und schob sie sanft zur Seite. Sie schauderte unter seiner Berührung zusammen, schloß die Augen und warf den Kopf weit zurück. »Luba, seien Sie vernünftig!«
    »Und – wenn ich Ihnen verspreche, daß die Guerillas Sie nicht beschießen?«
    »Das können Sie nicht.«
    »Nehmen Sie mich dann mit?«
    »Nein!«
    »Ich – ich kann Sie beschützen«, sagte sie leise. In ihrem schmalen, unbeschreiblich schönen Gesicht zuckte es. Sie hielt die Augen noch immer geschlossen und den Kopf nach hinten geneigt, solange Oppermann ihre Schultern umfaßte. »Sie sind sicher, wenn ich bei Ihnen bin …«
    »Geben Sie sich keine Mühe, Luba, mich überreden Sie nicht.« Er lachte etwas verlegen, ließ sie los und trat vors Haus. Urulele saß schon im Landrover, die Maschinenpistole zwischen die Knie geklemmt. Er sah starr geradeaus und betete, ohne die Lippen zu bewegen. Lieber Gott dort oben im Himmel, laß, wenn wir unterwegs sind, unsere Freiheitskämpfer weg! Ich will nicht auf sie schießen, ich kann nicht auf sie schießen, es sind ja meine Brüder. Aber soll ich von ihnen meinen Doktor totschießen lassen? Bitte, lieber Gott, verhindere das! Du kannst das doch. Der Pastor erzählt es uns doch jeden Sonntag …
    Luba rannte Dr. Oppermann

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