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Wie ein Hauch von Zauberblüten

Wie ein Hauch von Zauberblüten

Titel: Wie ein Hauch von Zauberblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gehen lassen, vor allem, nachdem ich diese Ovambo-Fotos gesehen habe. Mein Angebot, Ihnen immer und überall zu helfen, hat also einen sehr einfachen Grund: Ich will mich nicht von einem Kaffer infizieren lassen!«
    Er blickte auf seine goldene Armbanduhr. Jetzt muß sie aber bald kommen, dachte er. Es geht auf die Mittagszeit zu. Das Luder Nkulele mit ihrer schrecklichen Glitzerbrille ist auch schon weg, und von der Küche weht der Geruch von gebratenem Geflügel durchs Haus.
    »Aus Ihrem Backofen riecht es köstlich!«
    »Ein Nama-Flughuhn. Fräulein Olutoni ist eine hervorragende Köchin.«
    Prusius zog das Kinn an. »Ich denke, sie ist Medizinische Assistentin?«
    »Auch. Das schließt nicht aus, daß sie für mich kocht.« Dr. Oppermann zog seinen weißen Kittel aus. Darunter trug er nur Hose und Unterhemd. »Ist das etwa auch wieder gegen das Gesetz?«
    »Ich habe selbst eine Herero als Köchin.« Prusius erhob sich, ging zu der großen Karte an der Wand und fuhr mit gespreizten Fingern über das Land zwischen Okawango und Etoscha-Pfanne. »Wann fliegen wir?«
    »Vielleicht nächste Woche.«
    »Die Ovambos warten auf Sie. Man will Wunder sehen.«
    »Ich kann sie nur enttäuschen.« Dr. Oppermann ging zum Fenster, öffnete es und wischte sich mit einem Handtuch den Schweiß von Nacken und Schultern. »Alle, die da auf dem Foto sind, werden ihre Augen verlieren. Zurückbleiben werden eines Tages vernarbte Höhlen. Ich habe noch nie solche gefräßigen Bakterien gesehen.«
    Prusius wollte etwas erwidern, aber er verschluckte die Worte und starrte auf die Tür. Luba Magdalena war hereingekommen, nicht im Laborkittel, sondern in einem goldrot gestreiften, tief ausgeschnittenen Badeanzug, über dem sie eine weiße Schürze mit Latz trug. Hinter ihrem Nacken waren die Bänder zu einer großen Schleife gebunden. Das Haar hatte sie hochgesteckt. Ein blaßroter Kamm hielt die Locken fest. »Donnerwetter!« sagte Prusius. »So kann man natürlich auch ein Nama-Flughuhn backen!«
    Dr. Oppermann lächelte breit. »Sie dürfen die Anregung gern an Ihre Herero-Köchin weitergeben.«
    »Sie ist über Sechzig!« Prusius blinzelte Luba an, zog den Kopf zwischen die Schultern und wandte sich zum Ausgang. »Guten Appetit!«
    »Wer war denn das?« fragte Luba, als die Tür zugefallen war.
    »Ein Herr Prusius. Der wichtigste Mann in Outjo.«
    »Er gefällt mir nicht.«
    »Mir auch nicht. Aber er hat ein Flugzeug!« Oppermann schnupperte wie ein Hund in die Luft. »Können wir essen?«
    »Nein.« Lubas Gesicht drückte größten Kummer aus. »Mir ist das Huhn verbrannt …«
    Es ließ sich nicht vermeiden, daß Luba Magdalena Olutoni ohne den Begleitschutz von Pater Mooslachner oder Dr. Oppermann durch Outjo ging und einkaufte. Mooslachner war oft mit seinem uralten Landrover unterwegs, der anscheinend nur noch fuhr, weil Engel an seinen Türen klebten, und Oppermann hatte mit Marcus-Tomba so viel in der Ambulanz zu tun, daß er erst merkte, daß Luba mit dem Wagen in den Ort gefahren war, wenn sie schon eine Stunde unterwegs war.
    In Outjo schien man sich an den Anblick ›der schönsten Coloured, die es je gab‹ – wie man sie am Stammtisch im Hotel ›Deutsches Haus‹ nannte – gewöhnt zu haben. Auch die weißen Frauen hatten sich beruhigt. Diese Olutoni wurde nicht gefährlich. Sie wohnte in der katholischen Mission; das bedeutete den Einschluß in einer Festung. Und wenn sie wirklich abends ausging, ins Kino etwa, war sie nie allein. Meistens war der Pater neben ihr, oder Urulele und seine spröde Freundin Nkulele begleiteten sie, und manchmal kam auch der Doktor mit, wie neulich beim deutschen Heimatabend: Eine Blaskapelle blies Volkslieder, alle sangen mit, schunkelten und faßten sich unter, und dauernd kamen pralle Kochwürste und Wellfleisch auf den Tisch, Schweinshaxen und echtes Sauerkraut, das der Wirt nach niederrheinischem Rezept einlegte.
    Die Männer waren, nach anfänglicher, meist gut verborgener Verwirrung über so viel Schönheit, bald gleichgültiger geworden. Ein Mischling, und wenn er aussah wie ein Engel, blieb ein Mischling. Außerdem legte die Olutoni eine solche Reserve gegen alles Männliche an den Tag, daß man sich nicht einmal mehr eine zweideutige Bemerkung erlaubte, wenn sie in einen Laden kam.
    Prusius hatte das Glück, Luba zu begegnen, als die Sonne gerade blutrot im Veld untertauchte und der Himmel sich in lange Streifen auflöste, bis dann ziemlich schnell die fahle Nachtdämmerung über

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