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Wie ein Hauch von Zauberblüten

Wie ein Hauch von Zauberblüten

Titel: Wie ein Hauch von Zauberblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Tode verurteilt hat – nur, weil sie ›Kaffern‹ sind!«
    »Damit sind Sie erledigt, Doktor!«
    »Das ist mir egal!«
    »Und Ihre Forschungen? Rechnen Sie sich mal aus: Sie opfern sich für rund zweihundert Kranke und verraten damit Tausende! Wer kümmert sich um sie, wenn man Sie bei uns 'rauswirft? Männern wie van Dehlen ist es möglich, Sie zur unerwünschten Person erklären zu lassen. Gibt es keinen anderen Ausweg?«
    »Doch. Ich kann die Kranken nebeneinander aufstellen und mit meiner Maschinenpistole erlösen. Würde wenigstens das akzeptiert?«
    »Doktor« – Jack Bostels Stimme klang beschwörend – »Sie sind verbittert.«
    »Für das, was ich bin, muß noch ein Wort erfunden werden!« Dr. Oppermann blickte hinüber zum Kral. Die Frauen kochten in ihren großen Kesseln; in einem improvisierten Backofen aus Steinen entstanden die flachen Maisfladen. In der Mitte des Dorfes, auf dem Palaverplatz, zelebrierte die Mumie ihre Nachuntersuchung. Die von Oppermann versorgten Kranken wurden mit einem Zauberwedel geschlagen und mußten mit Wasser ein Pulver schlucken, dessen Zusammensetzung nur der Medizinmann kannte. »Sie können mir also die Fahrzeuge nicht schicken?«
    »Ich kann. Aber ich darf das nicht ohne Weisung aus Windhoek.«
    »Danke, Jack. Dann helfe ich mir allein.«
    »Doktor, machen Sie keine Dummheiten! Ich verspreche Ihnen, jetzt gleich in Windhoek anzurufen und die Lage zu schildern. Sobald ich eine Entscheidung habe, funke ich Sie an. Es ist ja nicht alltäglich, daß man zweihundert Kranke durch die Gegend fährt! Bitte, Doktor, übereilen Sie nichts! Ihr Krach mit van Dehlen hat schon viel Porzellan zerschlagen.«
    Dr. Oppermann brummte einen Dank und stellte den Sender ab. Urulele kam mit dem Mittagessen: Kalbfleischklopse mit Kapern aus der Dose. Zum Nachtisch eine Büchse Obstsalat.
    Im Busch war es still. Nur ab und zu rumorte es dunkel und dumpf, der alte, einsame Löwe schlich noch herum: hungrig, zur schnellen Jagd zu lahm geworden, auf der Suche nach einem Opfer, das ebenso ausgestoßen war wie er. Ruhig zogen die Elefanten über das Land und plünderten die Bäume. Wenn sie weiterzogen, waren die Bäume kahl. Jeder dieser grauen Kolosse fraß täglich 250 Kilogramm Grünfutter. Täglich! Sie rupften das Weideland aus und drehten als Delikatesse die jungen Äste aus den Stämmen.
    Eine Stunde später erschienen die nächsten vier Kranken bei Dr. Oppermann. Er rauchte gerade eine lange dünne Zigarre und trank Kaffee. »Die Mumie legt ein tolles Tempo vor!« sagte er lachend zu Urulele. »Mit unserem Mittagsschläfchen ist es vorbei.«
    Am Abend kam die Mumie selbst. »Das sind die letzten vier!« sagte der Alte und setzte sich auf den Klappstuhl. »Und wie geht es nun weiter?«
    »Einen Genever?« fragte Dr. Oppermann und blinzelte.
    »Oh Himmel, nein!« Die Mumie hob die dürren Arme. »Das war das letztemal! – Lassen Sie Medikamente hier?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Ich werde alle Kranken zunächst nach Outjo schaffen und dann weiter in andere Krankenhäuser. Die Gesunden können das Vieh nach Süden treiben und auch zu mir nach Outjo kommen. Dort werden wir die Rinder untersuchen.«
    »Das heißt, Sir, daß der Stamm zerfällt?«
    »Nein, im Gegenteil, ich will ihn erhalten. Aber das geht bei vielen Kranken nur durch stationäre Behandlung.«
    »Dann ist meine Tätigkeit als Medizinmann hier beendet, nicht wahr?«
    »Sie kommen ohnehin nach Windhoek ins Hospital. Ihr Knochensarkom nehme ich so ohne weiteres nicht hin!«
    »Sir, Sie sind sehr freundlich.« Die Mumie lüftete den grauen Filzhut mit der Geierkrallen-Garnitur. »Aber ich kann mir nicht denken, daß ich mit nur noch einem Bein weiterleben könnte.«
    Er stand auf, reichte Dr. Oppermann die Hand und drückte sie fest. Oppermann hatte das belastende Gefühl, dieser Händedruck sei etwas Endgültiges. Er hatte dafür keine Erklärung. Dann ging die Mumie zurück zum Kral, das linke Bein nachschleifend; scheinbar nichts als ein Bündel aus Kleidern, Knochen und welker Haut, das, medizinisch gesehen, eigentlich gar nicht mehr lebensfähig war.
    In der Nacht schlief Dr. Oppermann schlecht. Immer wieder wachte er auf, saß aufrecht im Bett und lauschte nach draußen.
    Der alte Löwe brüllte. Mal näher, mal von weit, aber er ließ keine Ruhe. Unruhig trottete er durch den Busch, getrieben vom Hunger, verzweifelt in seiner Einsamkeit. Sein heiseres Brüllen erschreckte selbst die Ochsenfrösche. Wenn er die Stimme

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