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Wie ein Hauch von Zauberblüten

Wie ein Hauch von Zauberblüten

Titel: Wie ein Hauch von Zauberblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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persönliche Neugier.«
    »Ich könnte sagen: Von einer ihrer Freundinnen in Windhoek. Sie war dort sehr beliebt.«
    »Ich weiß, Sie könnten. Aber Sie tun es nicht. Also keine Freundin?«
    »Kein Kommentar, Pater.«
    Mooslachner dehnte sich in dem bequemen Sitz. »Wo haben Sie Ihr Ohr verloren?«
    Otje blickte starr geradeaus auf den Pad. Im Scheinwerfer huschte ein Springböckchen vorbei.
    »Vor zehn Jahren in Randfontein. Damals demonstrierten Arbeiter von sechs Fabriken. Natürlich schlug man das sofort nieder, mit Tränengas und Schüssen. Mich fing man, schleppte mich in einen Keller und wollte mich weitertransportieren nach Johannesburg. In der Nacht kam ein Uniformierter in meinen Keller, ganz allein, lachte mich an und schnitt mir das Ohr ab. Ich habe den Mann nie wiedergesehen. Am nächsten Morgen wurde ich von einem Arzt versorgt und freigelassen. Ich betrachte die Verstümmelung als Orden.«
    »Die Welt ist verrückt, und die Menschheit noch mehr!« Mooslachner legte seine Hand wieder auf Otjes Arm. »Mr. Namalunga, bringen Sie mich zurück zur Station. Mir ist die Freude am Spazierenfahren vergangen.«
    »Das wollte ich nicht! Aber gefragt haben Sie!«
    »Ich werde das einstellen! – Essen Sie Nudeln mit uns?«
    »Gern.«
    »Dann los!«
    Otje ließ den Motor wieder an. Sie fuhren einen Halbkreis und kehrten nach Outjo zurück.

An diesem Vormittag behandelte Dr. Oppermann neununddreißig Kranke.
    Zunächst nahm er die schweren Fälle dran, die Urulele am Vortag mit einem dicken Ölkreidestrich auf der Brust markiert hatte. Der Alte, der, kaum aus seinem Rausch erwacht, am frühen Morgen verschwunden war, schien drüben im Kral für den reibungslosen Ablauf des Patientenbesuchs zu sorgen. Er schickte jeweils eine Gruppe von vier Kranken in Dr. Oppermanns Zelt. Kam der dritte zurück, zog eine neue Gruppe los. So wurde Gedränge und überflüssiges Herumstehen vermieden, und auch das unvermeidliche Geschnatter der Frauen und das Schreien der Kinder ersparte man sich. Oppermann und Urulele konnten in aller Ruhe arbeiten.
    Die vereiterten Augen wurden ausgespült, mit Antibiotika behandelt und verbunden oder verpflastert. Oppermann verabreichte auch noch Injektionen gegen die Infektion, obwohl er wußte, daß sie wenig nutzten. Die anderen Erkrankungen, vor allem die Mangelerscheinungen und die Milztumoren, nahm er in eingehenden Berichten auf, machte mit einer Polaroidkamera Fotos von den Kranken und versprach ihnen, daß sie gesund würden. Das war ein fast unhaltbares Versprechen, aber das blinde Vertrauen, das ihm von diesen armen, ausgestoßenen Menschen entgegenleuchtete, mit jedem Blick, mit jedem zaghaften Lächeln, ließ ihm keine andere Wahl, als zu sagen: »Du wirst gesund werden!«
    Gegen Mittag tickte der Signalgeber des Funkgerätes. Oppermann stülpte die Kopfhörer über und ging auf Empfang. Jack Bostel war wieder am anderen Ende. Allerdings rief er nicht aus Okaukuejo an, sondern aus Namutoni.
    »Was haben Sie denn mit Mr. van Dehlen gemacht?« fragte er ohne Einleitungsfloskeln. »Der hüpft im Camp herum wie ein gestochener Affe. Will sich beschweren, droht mit einer Eingabe beim Gesundheitsministerium, will halb Pretoria mobil machen. Was ist denn los? Ich habe von ihm nur verstanden, daß Sie unbedingt abgelöst werden müssen! ›Dieser Mann ist eine Gefahr!‹ – so brüllt er herum. ›Wir brauchen keine deutschen Marxisten in Südwest!‹ – Nun sagen Sie mir mal, Doktor, was ist da vorgefallen?«
    »Ich habe fünf Lastwagen oder drei Busse verlangt, um die Nomaden von hier in intensive ärztliche Betreuung zu überführen. Jeder Zweite ist krank. Es handelt sich nicht nur um die Infektion, sondern auch um Krankheiten, die man zum Teil sogar stationär behandeln muß.«
    »Das ist allerdings ein dicker Hund!« sagte Jack betreten. »Das übersteigt meine Kompetenz.«
    »Das weiß ich mittlerweile. Aber Milztumoren richten sich bei ihrem Wachstum nicht nach Beamtenkompetenzen! Ich will von Ihnen, Jack, oder von diesem van Dehlen oder von sonst einem Magistratsbeamten, der zuständig ist, klipp und klar hören: Ja oder Nein!«
    »Sie werden so schnell keinen Zuständigen finden!« antwortete Bostel sarkastisch. »Mann, da legen Sie uns aber ein heißes Eisen ins Bett!«
    »Also Nein?«
    »Dr. Oppermann …«
    »Bei einem Nein werde ich über die größten Nachrichtenagenturen wie UP, Reuter, AP und andere die Meldung herausgeben, daß man in Namibia harmlose kranke Nomaden zum

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