Wie ein Hauch von Zauberblüten
fünfzigmal hin und her fahren muß! Da gebe ich nicht nach. Und der Pater wird mir dabei helfen!«
»Auch das wird nicht gelingen, Master Doktor!« sagte Urulele langsam und massierte mit beiden Händen seine Glatze. »Man wird Ihnen einfach kein Benzin mehr zuteilen …«
Simon Otje neigte höflich den Kopf, als Pater Mooslachner in das Untersuchungszimmer stürzte und mit seiner gewaltigen Stimme brüllte:
»Wo ist der Kerl?!«
Mooslachner hatte die Ärmel hochgerollt, seine Armmuskeln schwollen durch die Haut, aber viel auffälliger war, daß er im Hosenbund griffbereit eine schwere Pistole trug. Er sah wenig nach einem geweihten Mann aus, eher wie ein Typ aus einem amerikanischen Gangsterfilm.
Mit einem Blick sah er, daß Luba noch nichts passiert war, daß sie unversehrt und bekleidet hinter ihrem Schreibtisch stand, und das beruhigte ihn sofort.
»Nkulele hat mich angerufen!« sagte er, schwer atmend. Er war in größter Erregung und Sorge zur Station gerast und hatte dabei zwei Hühner und eine Katze überfahren.
»Das habe ich erwartet«, warf Otje ein. »Ich habe das schöne Mädchen davonschleichen sehen!«
»Wer bist du?« bellte Mooslachner.
»Und wer bist du?« fragte Otje ebenso vertraulich.
Der Pater starrte ihn an, wandte den Kopf zu Luba und schluckte mehrmals. »Erklär es ihm! Ich muß erst 'mal Luft holen!«
»Das ist Pater Mooslachner«, sagte Luba.
»Oh, Sie sind das?!« Otje lächelte breit. »Wieviel habe ich schon von Ihnen gehört! Sie sind doch der Pater, der es Jesus nachmacht und Wasser in Wein verwandelt? Ein sehr wirkungsvoller Zaubertrick, bei dem Ihr Christus leider nicht gut wegkommt. Wunder werden entlarvt.«
»Ich habe ein Trickglas. Jesus aber verwandelte ganze Kannen in Wein! Hier liegt das Wunder. – Ich kenne Ihren Namen noch immer nicht.«
»Simon Otje Namalunga, Abgeordneter der Ovambo-Delegation. Ich habe ganz harmlos Mrs. Olutoni besucht und Grüße bestellt.« Otje lächelte höflich. »Meine Mission ist erfüllt. Ich fahre weiter nach Windhoek.«
»Jetzt? In der Nacht?« Mooslachner streifte die Hemdsärmel herunter und schämte sich plötzlich, weil er die Pistole im Hosenbund trug. Er riß sie heraus und legte sie auf den Tisch von Nkulele, neben die Karteikarten. »Ist das Ihr Wagen, der Toyota?«
»Ja.«
»Davon kann ein Priester nur träumen. Wenn er so ein Auto bekommt, darf man ruhig von einem Wunder sprechen!« Mooslachner zeigte mit dem Daumen nach draußen. »Tun Sie mir einen Gefallen, Mr. Namalunga? Sie sind mir Revanche schuldig, Sie haben mich in hellste Aufregung versetzt! Fahren Sie mich mit dem Wagen mal rum? Einmal durch Outjo und drum herum! Ich möchte nach Jahren mal wieder das Gefühl haben, in einem Wagen zu sitzen, ohne mir den Hintern wundzuscheuern.«
»Wenn ich Ihnen damit einen Gefallen tun kann!« Otje lachte. »Kommen Sie, Pater!«
»Und Luba kocht uns unterdessen eines ihrer unvergleichbaren Abendessen! Was hast du heute anzubieten?«
»Wenig. Bandnudeln mit Gulasch!«
»Nun verroht auch sie!« sagte Mooslachner pathetisch. »Seitdem der Doktor im Norden ist, trauert sie mit dem Kochtopf! Kommen Sie schnell, Mr. Namalunga, und fahren wir los. Das macht mir Hunger, und dann esse ich auch Nudeln!«
Sie waren zehn Minuten gefahren und hoppelten weiter über den Pad nach Norden, als Mooslachner seine breite Hand auf Otjes Arm legte. Namalunga bremste, fuhr an die Seite und hielt an.
»Darauf habe ich gewartet!« sagte er. »Was wollen Sie fragen, Pater?«
»Was haben Sie als Delegierter der Ovambos mit Luba zu schaffen?«
»Eine klare Frage.«
»Und eine klare Antwort?«
»Nein!«
»Sie haben keine Angst, daß ich Polizei oder Militär alarmiere?«
»Sie sind Priester! Betrachten Sie unser Gespräch als Beichte.«
»Mein Lieber, Sie sind evangelisch, wie ich annehme.«
»Aber wir haben den gleichen Gott.«
»Man merkt, daß Sie Politiker sind.« Mooslachner blickte auf den schnurgeraden Pad. Vor ihnen, am Straßenrand, erhob sich die spitze Pyramide eines Termitenhügels. Schemenhaft huschte etwas Großes, Dunkles über den Weg. Ein Kudu, dachte Mooslachner. Die Biester sind gefährlich in der Nacht, weil sie, von den Scheinwerfern geblendet, in den Wagen hineinrennen. Da hat es schon genug Unfälle gegeben, sogar tödliche. Auch einen deutschen Farmer bei Otjivarongo hat es erwischt. Ein Kudubulle kann wie eine Felswand sein.
»Von wem haben Sie Luba Grüße bestellt?«
»Ein Verhör, Pater?«
»Nur ganz
Weitere Kostenlose Bücher