Wie ein Hauch von Zauberblüten
ärgerte ihn, sie verriet mehr, als er wollte. »Das ist wundervoll, daß Sie mitgekommen sind. Was müssen Sie müde sein! Und ganz eingestaubt sind Sie!«
»Ich bin nicht müde«, antwortete sie und bemühte sich, ihren jagenden Atem zu beruhigen. Sein Bart ist gewachsen, dachte sie, die Haut sieht ganz verwittert aus. Sie zuckte zusammen, als er zu ihr trat, ihre Hand nahm und sogar den Arm um ihre Schulter legte. »Als Mr. Bostel mich anrief und die Lage schilderte, bin ich sofort mit Pater Mooslachner nach Okaukuejo gefahren.«
»Dann waren Sie ja in Todesangst!« Oppermann versuchte einen Scherz. »Wenn Michel Mooslachner auf das Gaspedal tritt …«
»Ich habe mir gedacht, ich könnte helfen.« Sie gingen zum Zelt. Ich möchte den Kopf an seine Schulter legen, dachte sie und fühlte seinen Arm, als verbrenne er sie. Ich möchte die Augen schließen und sagen: ›Trag mich in das Zelt, schließ den Vorhang und laß niemanden hinein! Ich will dich jetzt allein haben, ganz allein für mich! Wie lange ist es her, daß du fort bist? Nur ein paar Tage? Nein, es war eine Ewigkeit …‹
Aber sie ging neben ihm her, ziemlich steifbeinig, mit durchgedrücktem Rücken und sagte mit einer Sachlichkeit, die sie selbst als unnatürlich empfand:
»Oh, Sie haben ja eine Menge Präparate entnommen. Das gibt Arbeit!«
Sie nickte Urulele zu, setzte sich auf einen der Klappstühle und schob mit beiden Händen die verwehten Haare aus ihrem Gesicht. Dr. Oppermann hantierte in der Kühlbox und suchte Bierdosen heraus. Die Box, eine herrliche Erfindung, wurde mit Flaschengas betrieben und erfüllte immer, mochte der Tag noch so heiß sein, den sehnlichsten Wunsch: einen eiskalten Schluck.
»Sie können mir sehr helfen, Luba!« sagte Dr. Oppermann und baute die Bierdosen auf. »Sie haben mir schon allein dadurch geholfen, daß Sie gekommen sind …«
Sie sah ihn an, aber er vermied ihren Blick. Er öffnete die Bierdosen. Mit den Augen streichelte sie ihn, ihre Lippen bewegten sich kaum wahrnehmbar, aber sie küßten ihn, ihre Finger strichen über ihre Knie, aber sie umfaßten ihn. Doch dann vernahm sie wieder die warnende Stimme, die alles zerstörte: Du bist eine Coloured!
Pater Mooslachner, der nie unter Hemmungen litt, umarmte Oppermann, drückte ihn an sich und zuckte zusammen, als er auf den Tisch blickte.
»Bier??«
»Eiskalt!« Dr. Oppermann drückte Bostel beide Hände. »Es gibt wirklich noch Freunde, Jack.«
»Oder Idioten! Ich bin einer davon.« Bostel nahm eine Bierdose und setzte sie an den Mund. Pater Mooslachner trank schon den letzten Schluck und griff zur nächsten Dose.
»Sie haben keinen Auftrag?« fragte Dr. Oppermann ernüchtert.
Jack Bostel winkte ab. Er trank erst sein Bier zu Ende.
»Deshalb bin auch ich hier!« sagte Mooslachner. »Wenn man Ihnen an den Kragen will, dann muß man auch an meinen! Das wird man sich überlegen.«
Jack Bostel warf die leere Büchse weit weg. Sie knallte gegen den Stamm der Schirmakazie und jagte ein paar Affen in die Flucht. Ihr gellendes Schimpfen übertönte ein paar Sekunden jeden anderen Laut.
»Meine Aufgabe«, sagte Bostel, »– und dafür werde ich von der Regierung bezahlt – ist, mit meinen Wildwarten für Ruhe und Ordnung, Sauberkeit und Sicherheit im nordwestlichen Teil der Etoschapfanne zu sorgen. Dafür habe ich meine Wagen, dafür bekomme ich mein Benzin, hier kann ich selbständig entscheiden. Ich bin nun nach Ihrem Anruf, Dr. Oppermann, zu der Überzeugung gekommen, daß der Abtransport der kranken Ovambos der Ruhe, Ordnung, Sauberkeit und Sicherheit der Etoschapfanne dient. Der Einsatz der Wagen ist berechtigt. Das wird in meinem Bericht stehen, und wer's nicht glaubt, kann mich am Arsch lecken!«
»In solch einem Zusammenhang duldet Gott sogar dies unflätige Wort!« sagte Mooslachner feierlich.
»Was aber nichts daran ändert« – Jack Bostel tippte Oppermann gegen die Brust –, »daß Sie uns in eine Teufelssituation gebracht haben! Und noch eins: Ich bin nur für mein Gebiet zuständig, das heißt, ich bringe Ihnen die Kranken bis Okaukuejo! Dort ist für mich Schluß, beim besten Willen und bei aller Freundschaft. Dann müssen Sie sehen, wie Sie den Stamm weiter nach Süden bringen. Das wird auch noch bei Ihren Kollegen ein Theater geben, wenn Sie mit Ihrer Kompanie vor den Hospitälern aufmarschieren.«
»Mindestens siebzehn müssen nach Windhoek in fachärztliche Behandlung.«
»Wie schön! Mit Einzelzimmer, Südbalkon,
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