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Wie ein Hauch von Zauberblüten

Wie ein Hauch von Zauberblüten

Titel: Wie ein Hauch von Zauberblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Fuß.
    In der Tür des Farmhauses, im Schutz einer die ganze Breitseite einnehmenden gedeckten Veranda mit geschnitzten Holzsäulen, stand Frau Luise Luther und erwartete die Gäste. Sie trug ein geblümtes Kleid, wie man sich eine deutsche Hausfrau vorstellt, die zu einem schönen Kaffeefrühstück geladen hat. Der weiß gedeckte, mit einem Blumenstrauß dekorierte Tisch stand im linken Teil der Veranda. Dort hingen auch Blumen in Tonkübeln von der Decke. In der Küche warteten zwei Kavango-Mädchen, um auf ein Zeichen den Kaffee und den Streuselkuchen zu bringen. Über ihren blauweiß getupften langen Kleidern trugen sie blitzweiße, angestärkte, mit schmalen Spitzen eingesäumte Schürzchen. So war es bei den Luthers immer gewesen, seit 72 Jahren in Südwest-Afrika.
    »Wie das duftet!« rief Prusius begeistert und blieb vor der Veranda stehen. »Luise Luther, das erinnert mich an meine Mutter, wenn sie Kuchen backte. Ich könnte heulen, wenn ich das rieche! Jeden Sonntag gab es bei uns Kuchen, einen Rodonkuchen, einen Sandkuchen oder einen Marmorkuchen. Wirklich, ich könnte jetzt heulen …«
    Er stürmte die kleine Treppe hinauf, umarmte Luise Luther und küßte sie auf beide Wangen.
    Pater Mooslachner räusperte sich. Der undurchsichtige Prusius zeigte sich von einer ganz neuen Seite: Er hatte ein Herz! Er konnte weinen bei der Erinnerung an seine Mutter und ihren Sonntagskuchen!
    Die Buschmann-Familie war vollzählig versammelt, wie es Luther befohlen hatte. Sie stand in Reihe und Glied vor den beiden Rundhäusern, die man ihr zugewiesen hatte. Die erste feste Behausung nicht nur in ihrem Leben, sondern seit der Existenz ihres Stammes überhaupt. Ob sie darüber glücklich waren, davon sprachen sie nicht. Sie hatten die Großfamilie so aufgeteilt, daß die Alten in dem einen Haus und die Jungen in dem anderen wohnten. Zur täglichen Arbeit jedoch hockten alle gemeinsam auf dem Platz zwischen den Häusern. Die vier Uralten, die mitgekommen waren, saßen wie leblose Lederfiguren im Schatten und wurden bedient. Daß sie lebten, sah man nur daran, daß sie ab und zu die Fliegen wegwedelten und bei Einbruch der Dunkelheit in das Haus krochen. Aber sie waren dabei, sie sahen und hörten alles mit der stummen Majestät bereits jenseitiger Wesen.
    Oberhaupt der Großfamilie war ein etwa sechzigjähriger, weißhaariger Buschmann, der noch Kraft genug hatte, die Kühe zu beaufsichtigen, sie zum Melken zusammenzutreiben oder die Zäune zu flicken. Er reichte Pater Mooslachner nur bis zum Magen und mußte, wenn er ihn ansah, den Kopf in den Nacken legen, als betrachte er einen Turm.
    Dieser Höhenunterschied allein jedoch verschaffte Mooslachner noch keine gute Ausgangsposition; er durfte nicht darauf bauen, daß seine imponierende Größe in dem Kleinen Minderwertigkeitsgefühle aufkommen ließ. Und obwohl der Chef der Buschmannfamilie mangels entsprechender Bildung nicht wissen konnte, daß viele bedeutende Männer, wie Prinz Eugen, Friedrich der Große oder Napoleon, von kleiner Statur waren, ließ er sich doch keineswegs von dem langen, dicken Menschen in seiner merkwürdigen Kleidung einschüchtern, war auch nicht bereit, sich sogleich bekehren zu lassen, sondern hob nur die Hand zum Gruß, knurrte ein paar Worte, die keiner übersetzen konnte, und wartete dann ab.
    Prusius, der etwas abseits stand, gluckste vor Lachen. »Jetzt bin ich aber gespannt, wie Sie das anfangen!« sagte er. »Der arme Kerl denkt vielleicht, Sie bringen ihm ein nützliches Geschenk, und dabei soll er nur an Jesus glauben!«
    »Es wäre gut, wenn Sie verschwänden!« Mooslachner schnürte seinen Wunderkoffer auf. »Das ist hier keine Zirkusvorstellung!«
    »Ich möchte das aber miterleben!«
    »Wenn Sie nicht gehen, geschieht hier gar nichts.«
    Prusius war enttäuscht, ging zum Farmhaus zurück und setzte sich auf die Veranda zu Emil Luther, Luise und Luba. »Ich stelle es mir leichter vor, einen Stier auf Hohe Schule einzureiten!« sagte er und blinzelte zu der Whiskyflasche hinüber, die auf dem Tisch stand. Luther trank ein Glas, stark mit Wasser verdünnt. Luba und Luise Luther hatten hohe Fruchtsaftgläser vor sich stehen. »Wie will er sich diesen Steinzeitmenschen verständlich machen?«
    »Pater Mooslachner spricht etwas Buschmann«, sagte Luba.
    »Das wußte ich nicht. Erstaunlich! Er hat das nie erwähnt.« Prusius blickte hinüber zu den Häusern, aber eine Scheune versperrte die Sicht. »Pater Mooslachner ist ein

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