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Wie ein Hauch von Zauberblüten

Wie ein Hauch von Zauberblüten

Titel: Wie ein Hauch von Zauberblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Ameise mehr hinein. Und das weißt du, du Halunke! Du kannst dich mit deinem gegerbten Hintern wohlig hineinsetzen, den Termiten zerbrechen an deiner Haut die Zähne! Aber mich legst du nicht aufs Kreuz, mein Lieber! Du hast noch keinen bayerischen Pater erlebt, du Haderlump! Ich habe einen halben Eimer Schmierfett am Arsch, und eine Dose Insektenpulver darunter gemischt! Wirkt unfehlbar gegen Ameisen, Schaben, Fliegen, Mücken und alle anderen Insekten. Steht auf der Packung. Deutsches Fabrikat. In Hoechst hergestellt. Giftstufe II.
    Liebe deutsche Chemiker, ich vertraue euch! Verlaßt mich nicht!
    Er knöpfte die Soutane auf, stieg hinaus, zog seine Unterhose vorsichtig herunter, damit nicht zuviel Fett mit abgestreift wurde und stand nun ebenfalls nackt neben dem kleinen Buschmann. Die Frauen kicherten. Mooslachner hob den Blick zum Himmel. Für Dich, oh, Herr! Übrigens kann ich mich nackt durchaus sehen lassen, da halte ich jedes Duell aus!
    Zwischen ihm und dem Buschmann lag das zerstörte Termitenreich. Das Gewimmel der erregten Tiere hatte noch zugenommen, Tausende schwarzroter Leiber krochen übereinander in wilder Panik.
    »Dann los, in Gottes Namen!« sagte Mooslachner laut. »Setz dich, du Halunke!«
    Er zeigte auf den Boden. Der Buschmann fiel mit dem Hintern in die Termiten. Mooslachner tat es ihm nach. Er sah auf seine Armbanduhr.
    Es war genau 3 Uhr 9 Minuten.
    Die Frauen, Kinder und Greise begannen rhythmisch in die Hände zu klatschen.
    Das Duell hatte begonnen.
    Wie in maßloser Wut über ihren zerstörten Staat, fielen die Termiten über den Buschmann und Pater Mooslachner her. Doch als die beiden sich hinsetzten, wurden bereits Hunderte von ihnen zerquetscht.
    Pater Mooslachner schielte auf seinen Gegner. Der Buschmann saß unbeweglich, die Beine untergeschlagen. Er starrte geradeaus ins Veld, mit Augen, die keine Regung mehr zeigten. Aha, dachte Mooslachner, er macht es wie die indischen Fakire. Er versetzt sich in Trance. Gegen ein Nagelbrett ist ein Termitenhaufen geradezu eine Wohltat für den Hintern. Aber von mir erwartet hier natürlich jeder, daß ich unruhig werde, daß ich aufspringe, herumtanze, kapituliere, mich in die nächste Pfütze stürze, um mir die Viecher vom Leibe zu wälzen. Und der Buschmann mit seinem Lederarsch wird seelenruhig feststellen: »Mein Gott ist stärker!«
    Nicht bei einem Mooslachner!
    Er beugte sich vor nach seiner abgelegten Soutane, entnahm der Innentasche die ›Allgemeine Zeitung‹ aus Windhoek und begann zu lesen. Das Blatt war zwar schon drei Wochen alt, dennoch konnte er sich durch Artikel über fallende Preise bei der Karakulschafzucht oder den Liederabend eines italienischen Tenors ablenken und, nicht zuletzt, die Zuschauer mit seiner scheinbaren Gelassenheit beeindrucken. In Wahrheit wartete er nur darauf, was passieren würde, wenn das Termitenheer sich durch seine Schmierfettschicht hindurchgewühlt hätte.
    Das rhythmische Klatschen der Männer und Frauen im Kreis hielt an – aber sonst geschah nichts. Der Buschmann saß wie eine mit Staub überzogene Statue, starrte in die Weite und ignorierte die rotschwarzen Massen, die über seine Schenkel krochen, über Beine, Hüften und Rücken, und sich an seinem Geschlechtsteil zu Klumpen stauten. Zu Tausenden verbissen sich die wütenden Insekten in seine Haut, aber an ihm vibrierte kein Muskel, seine Augen waren unbeweglich und leblos.
    Pater Mooslachner dagegen stellte mit Genugtuung und Dankbarkeit fest, daß zwar auch ihn die Termiten in regelrechten Angriffswellen überfielen, jedoch, sowie sie in seinen Fettpanzer hineingebissen hatten, unter wilden Zuckungen zurückfielen und offenbar sofort verendeten. Schon nach wenigen Minuten umgab ihn eine geschlossene Schicht toter Termiten, über die in blinder Wut neue Heerscharen heranrückten, um ebenso schnell zugrunde zu gehen. Die Gefahr, die Mooslachner befürchtet hatte, daß die Ameisen über die Fettschicht hinaus zu seinem Oberkörper wandern könnten, den er nicht geschmiert hatte, stellte sich erst gar nicht, denn schon die bloße Berührung mit seinem dick eingeschmierten Unterleib war für die Insekten tödlich.
    Gesegnet seid ihr, ihr deutschen Chemiker, dachte Mooslachner geradezu ergriffen. Ihr habt auf den Etiketten eurer Pulverbüchsen nicht gelogen: ›Die Wirkung stellt sich sofort ein.‹ Nichts ist übertrieben: sie beißen und fallen tot um. Ihr lieben Menschen in den Laboratorien, ihr klugen Brüder an der Retorte, seid gelobt!

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