Wie ein Hauch von Zauberblüten
nicht davor, daß ich Ihnen den Kopf auf den Rücken drehe! Sie sind für Luba verantwortlich.«
»Gott wird uns schützen!« rief Mooslachner dröhnend.
»Ein geladenes Gewehr und wache Augen wären mir lieber!«
Da war Luba am Wagen. Oppermann schwieg, half ihr beim Einsteigen und warf die Tür zu. Dann ging er schnell ins Haus zurück, ohne sich umzudrehen oder ihnen zuzuwinken. Pater Mooslachner ließ den stöhnenden Motor an.
»Er ist und bleibt ein Stoffel!« sagte er. »Weißt du, Luba, was ein Stoffel ist?«
»Nein.«
»So etwas wie ein Affenmännchen, das saftige Feigen frißt und sein durstendes Frauchen zusehen läßt.«
»Und das heißt Staufel?«
»Stoffel! Mit einem harten o.«
»Ich will mir das Wort merken!« sagte sie mit unbewegtem Gesicht. »Es ist gut.«
In einer hohen Staubwolke fuhren sie über einen Seitenpad zum Haus von Prusius.
Sie flogen knapp zwei Stunden.
Unter ihnen zog das Land vorbei. Braungelbes Veld, Steingruppen aus verbranntem Fels, Buschgruppen, zerzauste Bäume, ein paar armselige Wasserstellen, ausgetrocknete Wasserläufe, Dornensteppe … Ein unendliches Land, unbebaut, bis auf ein paar Siedlungen an schmalen ausgewalzten Pads und kaum wahrnehmbaren Krals. Menschenleer, verhaßt, feindlich, von zermürbender Einsamkeit. Ein paar Herden sahen sie: Zebras, Kudus, Wildebeest, Kaffernbüffel, davonjagende Impalas und Oryxantilopen, hüpfende Buschböckchen und majestätische Säbelantilopen. Sie zogen meist im Bereich der Wasserstellen durch die Steppe. Im weiteren Umkreis erstarrte das Land in heißer, lebensfeindlicher Kargheit.
Prusius flog langsam und niedrig, damit Mooslachner und Luba alles genau betrachten konnten. Ab und zu sprach er über den Bordlautsprecher zu ihnen; das helle Brummen der Motoren machte eine Unterhaltung mit ihm unmöglich.
»Es gibt Gegenden«, sagte Prusius einmal – »da sagt man: Das ist der Arsch der Welt! Dies hier ist mehr: Hier sind wir im Arsch der Welt! Wenn wir hier abstürzen und das Funkgerät fällt aus, dann finden die uns erst, wenn wir zu Lederlappen geworden sind. Um so mehr werden Sie sich wundern, wenn Sie die Farm von Emil Luther sehen. Was der Bursche aus dem Veld gemacht hat, ist grandios. Eine blühende Oase! Das ist deutscher Fleiß! Weißer Fleiß! Bei den Kaffern sähe dieses Land noch aus wie zur Zeit der Erderschaffung! Und weil wir so fleißig waren, weil wir das alles hier kultiviert haben, tritt man uns in den Hintern! Das ist keine billige Polemik, Herr Pater. Das ist gezielte Wirtschaftspolitik der Bonner Regierung. Da schmieden Leute in Bonner Ministerien Pläne, wie man in Südwest, nachdem es durch die SWAPO-Guerillas, durch Blut und Tränen endlich Namibia geworden ist, auf dem Wege einer unter deutscher Federführung zu vollziehenden Sozialisierung an die größten Uranvorräte der Welt herankommen könnte. Da gibt es Pläne für Steuerknebelung nach deutschem Muster, eine fast vollständige Gewinnabschöpfung, eine Verstaatlichung der Grundindustrien. Pater, das sind keine Hirngespinste! Die Pläne liegen nicht nur in Bonn im Panzerschrank; es gibt eine über 100 Seiten umfassende Studie, die irgendein deutscher Beauftragter bereits der SWAPO überreicht hat! Ja, Sie werden es mir wohl nicht glauben – aber diese Zöglinge von Marx und Lenin machen Ernst in Afrika! Sie opfern dafür 30.000 Deutsche in Südwest! Und die Welt sieht ruhig zu, wie hier wieder ein neuer Brandherd entsteht. Ich komme da nicht mehr mit, diesen blinden Wahnsinn begreife ich nicht mehr! Weiße unterstützen Schwarze, damit sie Weiße umbringen! Und diesen Mord nennt man dann Wirtschaftspolitik! Um in Ihre Sparte hineinzukommen, Herr Pater: Ich glaube, eine neue Sintflut ist nötig!«
Da es wegen des Motorenlärms nicht möglich war, Prusius zu antworten, beschränkte sich Mooslachner nur darauf, ein böses Gesicht zu ziehen und abzuwinken, was Prusius in seinem breiten Rückspiegel beobachtete.
Man konnte über Prusius' Gedanken streiten, eins mußte man ihm lassen: Er hatte nicht übertrieben in bezug auf Emil Luthers Farm. Je näher sie Karakuwisa kamen, um so dichter bepflanzt war das Veld. Die Nähe des Omatako-Flusses spürte man überall. Nun wurde das Land wieder zur richtigen Weide, sie überflogen Karakuwisa, eine armselige Ansiedlung mit ein paar Lagerhäusern, Silos und Lagerplätzen, und kamen dann in das Gebiet, durch das nur der Pad zu der Farm führte: eine flache Tischplatte, Buschsteppe, Bäume, gebohrte
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