Wie ein Hauch von Zauberblüten
Brunnen, dann sogar zerzauste Palmen, Tamarisken und Akazien und, umgeben von einem weiten Garten, die Farmgebäude und die Arbeiter-Rundhäuser, die eingezäunten Zuchtweiden, die Plantagen mit den Berieselungsanlagen, die Gärten mit dem künstlichen Regen, die Windräder zur Stromerzeugung, die Scheunen und Silos.
Prusius flog eine große Schleife über die Farm und ging noch tiefer. »Ist das nicht toll?« rief er über den Bordlautsprecher. »Emil Luther ist die dritte Generation da unten. Mit Deutschlands Hilfe soll er nun bald hinausgeworfen werden! Was glauben Sie, wie dieses Paradies nach einem Jahr schon aussehen wird, wenn die Schwarzen es übernehmen? Es gibt dafür genug Beispiele im Zulu-Land. Da haben Eingeborene die Farmen von Weißen übernommen! Na prost! Jeder kann sie besichtigen. Aber da gehen die Herren aus Bonn ja nicht hin. Warum auch, solange ein Bonner Minister anscheinend dafür bezahlt wird, blind, dumm und arrogant zu sein!«
Prusius hatte sich in Wut geredet. Sie teilte sich auch seiner Flugweise mit; er flog eine so enge Schleife, daß Mooslachner dachte, jetzt müsse man über die linke Tragfläche abschmieren, aber Prusius hatte seine Maschine gut in der Hand, donnerte über die Farm hinweg und landete auf kürzester Strecke auf einem Feld neben einer der Zuchtweiden.
Gleichzeitig löste sich aus dem Schatten der Scheunen ein Landrover und raste auf sie zu. Mooslachner schnallte sich los, ging gebückt nach vorn zu Prusius und klopfte ihm auf die Schulter. Die Propeller liefen aus, die Motoren erloschen mit einem immer dunkler werdenden Röcheln. Prusius sah sich zu Mooslachner um.
»Ich nehme an, Sie haben gebetet, Herr Pater«, sagte er fröhlich. Auf der Erde hatte sich seine politische Wut wieder gelegt.
»Kurz vor der Landung, ja!« Mooslachner atmete tief. »Ich habe schon gedacht, Ihre Bonner Haßrede verwandelt Sie in einen Kamikaze-Flieger.«
»Aber nicht doch!« Prusius grinste. »Ich möchte noch lange weiterleben, um die Schnauze aufzureißen und bittere und brisante Wahrheiten zu sagen!«
Neben der Cessna bremste jetzt der Landrover. Ein großer, dürrer Mann sprang auf den harten Boden und winkte ihnen zu.
Prusius warf den Hebel des Türverschlusses herum und ließ die dicke Tür aufschwingen. Die Propeller standen, man konnte wieder vernünftig sprechen. Prusius legte sein um den Hals gehängtes Mikrofon zur Seite auf den freien Co-Pilotensitz.
»Willkommen bei Luther!« rief der lange, dürre Mann. »Der Kaffeetisch ist gedeckt. Meine Frau hat einen riesigen Streuselkuchen gebacken! Das ist ihre Spezialität. So einen echten thüringischen Streuselkuchen bekommen Sie in ganz Südwest nicht!«
»Und so etwas wird von Bonn verraten und verkauft!« sagte Prusius zu Mooslachner. »Was ist ein thüringischer Streuselkuchen auch gegen Tonnen von Uran für eine Atombrennanlage?!«
Sie stiegen aus, aber als Prusius seine Hand hinhielt, um Luba herauszuhelfen, ignorierte sie die Hilfe und sprang seitlich von der kleinen Klapptreppe ins Freie. Der lange, dürre Emil Luther starrte Luba an, blickte dann zu Prusius und schließlich zu Pater Mooslachner.
»Das ist Miß Olutoni –« sagte Mooslachner. »Die Assistentin von Dr. Oppermann in Outjo. Ich hielt es für gut, wenn sie sich die Buschmannfamilie mit Medizineraugen ansieht.«
Luther schwieg, nickte Luba kurz zu, zögerte etwas und gab ihr dann die Hand. »Ich glaube, nur die Großmutter ist krank!« sagte er. »Aber sie sprechen ja nicht darüber. Erst, wenn einer in der Familie fehlt, weiß man, daß er krank war und gestorben ist. Außerdem ist noch anderer Besuch da. Vier Ovambos mit einem VW-Bus. Wanderhändler. Das müssen Sie sehen, Pater, was die alles zum Verkauf mitschleppen. Sagenhaft!« Er blickte Luba wieder an. »Sie haben in Südafrika studiert?«
»In Windhoek.« Luba war sehr höflich und lächelte. »Meine Mutter war eine Deutsche.«
»Sieh an!« Emil Luther schien mit dieser Auskunft sehr zufrieden zu sein. »Dann sind wir ja halbe Landsleute!«
Das ›halbe‹ betonte er nicht besonders, aber es war da, ausgesprochen und wie ein Zaun.
Ein schwarzer Boy trug die Koffer von der Cessna in den Landrover und ging dann zu Fuß zurück. Luther wußte, daß er Prusius nie in den Wagen bekommen hätte, Haut an Haut mit dem Farbigen. Der hätte draußen auf der Stoßstange an der Hintertür stehen müssen, festgeklammert an das Dachgestänge oder am Reserverad. Da war es besser, der Boy ging zu
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